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© 2021 Edgar Rümmler
Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7557-2532-9
»Denkt an eure Lehrer und folget ihnen,
denn sie wachen über eure Seelen.«
Hebräer, 13:17
Der Mensch wird geboren, um Gott zu verwirklichen.
Etymologisch weist das Wort Yoga auf »Joch« hin, etwa im Sinne, wie man zu sagen pflegt »unter demselben Joch.« Der Zustand, in welchem sich der Mensch im Yoga befindet, meint »unter demselben Joch wie das Göttliche«, also dem Göttlichen verbunden. Dieselbe Idee ist mit dem Wort »re-ligio« ausgedrückt. Religion ist tief im Bewusstsein der Menschheit verankert.
Yoga ist der Weg, der den Körper und die Sinne kultiviert, den Verstand verfeinert, die höhere Intelligenz herausbildet und zur Erkenntnis des wahren Wesens der Seele, des Kerns unseres Seins, hinführt. Das Wort »Yoga« stammt aus dem Sanskrit. Es heißt »zwei Dinge zusammenbringen« und »den Geist bündeln«, aber auch »einen Punkt errei chen, der für uns zuvor unerrei chbar war.« Etwas, das im Moment noch unmöglich ist, wird durch Yoga möglich, d. h. stufenweise wird das zunächst Unmögliche ermöglicht.
Die Absichten des Yoga sind Ziele, die alle Menschen anstreben: Stärkung der Gesundheit, Heilung von Krankheit, Weiterentwicklung der Fähigkeiten zu lieben, zu vertrauen und auch Schweres zu ertragen und der Selbsterkenntnis wie dem Verständnis für andere.
Der siebenfache Sai-Yoga-Pfad zeigt, dass Selbsterforschung und Hingabe zu Gott unerlässlich sind auf dem Weg zur letztendlichen Befreiung. Dieses Ideal der Liebe für die gesamte Schöpfung, der Verbundenheit mit allem Existierenden, der eiserne Wille, an sich selbst zu arbeiten und für den inneren Frieden zu »kämpfen« und zu zeigen, dass dieser Weg keineswegs den Rückzug aus dem Leben mit all seinen Problemen und Anforderungen bedeutet, ist der SAI Yoga Foundation International« ein besonderes Anliegen.
Copyright der Originalausgabe by Sai Yoga Foundation International 2011
Diese feine Essenz meiner 30jährigen
Yoga-Ausbildung widme ich
Sathya Sai Baba sowie Paramahamsa Yogananda,
Siddheshvar Baba, Swami Chandresh,
Swami Yogeshvarananda
und dem Yogi Vikrant Ji.
Ein besonderer Dank gilt Bernhard Bothner
für seine Arbeit und Unterstützung.
Der Kreis ist das Symbol der Vollkommenheit, des Himmlischen, der Unendlichkeit.
Er hat eine mächtige Ausstrahlung und kann Winkel und Ecken in der Natur neutralisieren.
Der Kreis stabilisiert, lässt die Menschen zu sich finden, lässt sie sich selbst und die anderen in umfassender Weise akzeptieren.
Die Geste des Umarmens und Umfassens ist rund. Es handelt sich hierbei um ein ursprüngliches Symbol der behütenden, beschützenden Beziehung zwischen Menschen.
Die Schutzfunktion des Kreises zeigt sich auch im alten Symbol des Bannkreises.
Das Mandala ist ursprünglich die vedische Bezeichnung für »Kreis«, ein früh benutztes Meditationssymbol, in dem der Widerspruch zwischen Ganzem und Einzelnem, Kosmos und Individuum aufgehoben wird und die Seele zur Ruhe kommt.
Warum ist gute Gesellschaft so wichtig? Weil positive Energie kräftigt und erneuert, während negative Energie, die in uns eindringt, schadet und uns aus dem Gleichgewicht bringt. Was sind Worte? Energie! Je stärker die Kraft hinter den Gedanken, desto größer werden die Worte uns beeinflussen. Die am höchsten entwickelten Wesen geben uns den Rat, uns nur einem Lehrer zu verpflichten. Nicht, weil sie sich besser als andere halten oder einen Unterschied zwischen einem besseren und einem schlechteren Lehrer machen, sondern aus Liebe und um den Schüler zu schützen. Sie wissen, dass der Schüler weder die Kraft noch das Unterscheidungsvermögen besitzt, um mit jenem äußerst starken spirituellen Strom spielen zu können. Sai Baba sagt: »Bewegt euch um jeden Preis in guter Gesellschaft.«
Die Wünsche und Abhängigkeiten, welche durch zügellose Gedanken hervorgebracht werden, sind charakteristisch für die heutige Zeit. Selbst der Verstand ist nicht in der Lage, sie wirkungsvoll zu beeinflussen.
In dieser Situation muss der Mensch entweder die Einsamkeit suchen oder in der Gesellschaft Gleichgesinnter sein Denken und in der Folge sein Handeln in die richtige Richtung lenken. Eines von beiden ist zu tun, wenn der Mensch seinen Geist läutern will.
Sai Baba, der Avatar, sagt: »Obwohl alle Menschen »Brüder und Schwestern« sind, solltet ihr die Gesellschaft derer meiden, die einen schlechten Einfluss ausüben. Lasst die Seelen eins in Gott sein, aber haltet euch von ihnen fern!«
Das Kernstück von Babas Lehre in Bezug auf das Leben in der Welt besteht darin, im Anderen nur jene innerste Substanz zu sehen, die Göttlich ist und diese zu lieben, aber sich nicht an seinen anderen Eigenschaften, seinem schlechten Betragen, persönlichen Eigenheiten und Fehlern zu stören. Das bedeutet jedoch nicht, dass man die weltliche Seite der Person liebt und ihr Fehlverhalten gutheißt, bewundert oder es unterlässt, sie zurecht zu weisen.
»Sprecht von nun an nur noch die Wahrheit und handelt nach der Wahrheit. Glauben hat seinen Lohn in sich selbst: Er enthüllt die Wahrheit! Springt nicht herum wie die Frösche, die den neben sich blühenden Lotos ignorieren, sondern seid wie die Bienen, die von nah und fern herbeiströmen, um den Nektar in Fülle zu trinken.
Liebe ist die Saat, Hingabe der Keim, Glauben die Düngung, die Gemeinschaft mit den Wahrheitssuchern der Regen, völlige Hingabe die Blüte und das Verschmelzen mit dem Herrn die Frucht.«
Sathya Sai Baba
Die Herausforderung durch eine dauernde innerliche Unzufriedenheit dient somit letztendlich der Findung der inneren Zufriedenheit. Unzufriedenheit ist ein Zeichen von Unwissenheit.
Die Menschen finden innere Ruhe und Zufriedenheit, wenn sie wissen, dass sie selbst die Ursache ihres Schicksals sind und dass sie sich jetzt durch gutes, verdienstvolles Wirken eine glückliche Zukunft bauen können. Das ist ein großer Ansporn. Nur unter diesem Gesichtspunkt können Moral und Selbstbeherrschung den richtigen Platz in eurem Leben einnehmen.
Der zufriedene Mensch ist frei; er ist unabhängig von anderen und kennt die Qual innerer Zerrissenheit nicht. Er ist zufrieden in Glück und Unglück und überzeugt davon, dass der Wille Gottes sich durchsetzt. Sein Gemüt ist ruhig und unerschütterlich, sein Herz immer fröhlich.
»Zufriedenheit ist das kostbarste Gut. Allein durch Zufriedenheit kann das Lebensziel, die Erkenntnis der eigenen Göttlichkeit, erreicht werden«, sagt Sai Baba. Zufriedenheit ist der Schatz, den der Weise gewonnen hat. Der Unwissende kann ihn nicht erwerben, denn er hat einen Wunsch nach dem anderen, schmiedet einen Plan nach dem anderen, hetzt sich ab, sorgt sich und entzündet die Flammen der Gier in seinem Herzen.
»Erzählt mir nicht, dass ihr die Glückseligkeit nicht dringend sucht; dass ihr euch mit der Illusion zufrieden gebt und nicht bereit seid, die Mühen schlafloser Nächte auf euch zu nehmen.
Glaubt mir, euer eigentliches Wesen verabscheut die langweilige und traurige Routine des Essens, Trinkens und Schlafens.
Es sucht etwas, von dem es weiß, dass es ihm abhanden gekommen ist: Shanti, die innere Zufriedenheit.
Es sucht Befreiung von der Abhängigkeit vom trivialen Vergänglichen. Im Innersten seines Herzens sehnt sich jeder Mensch danach.
Shanti ist nur in einem »Laden« erhältlich, und der heißt Kontemplation – innere Schau über das Höchste Selbst, den Grund aller Erscheinungen.«
Sathya Sai Baba
»Ich bin gekommen, um das menschliche Herz mit Göttlichem Licht zu erleuchten und die Menschen von der Täuschung zu befreien, die sie vom Pfad des inneren Friedens, von der vollkommenen Ausgeglichenheit der Selbstverwirklichung hinwegführt.«
Sathya Sai Baba
Die Macht der Gewohnheit regiert unser tägliches Leben. Meist tun wir nicht das, was wir tun möchten, sondern das, was wir zu tun gewohnt sind. Aus diesem Grunde ist es z.B. für einen materiell gesinnten Menschen ebenso schwer, sich geistig einzustellen, wie für einen geistig ausgerichteten, materiell zu denken.
Gewohnheiten können uns einen anfänglichen, für bestimmte Handlungen notwendigen Willens- und Kraftaufwand ersparen und das Handeln erleichtern. Unsere Einstellung gegenüber Gesundheit, beruflichem Erfolg und höheren geistigen Interessen hängt sehr davon ab, ob unsere guten oder unsere schlechten Gewohnheiten überwiegen.
Gute Gewohnheiten können uns helfen, eine gute, aber schwierige Aufgabe zu bewältigen, schlechte dagegen hindern uns, weil sie die Freiheit der menschlichen Seele beschränken.
Früh erworbene Gewohnheiten können das ganze weitere Leben bestimmen. Und da wir alle ständig unter dem Einfluss von Gewohnheiten stehen, die sich als bestimmte Neigungen, Stimmungen und Wünsche bemerkbar machen, ist es notwendig, die Menschen von Kindheit an aufzufordern, ihre Unterscheidungskraft zu entwickeln und sie durch die Meditation auf die Verwirklichung der positiven seelischen Eigenschaften hinzuführen. Denn gute, positive Gewohnheiten leiten unser Denken und Handeln zu Glück und Erfolg, während schlechte uns zwar kurzfristige Freuden versprechen, letzten Endes jedoch Kummer bringen und unser Glück zerstören.
Ein wahlloser Umgang erzeugt schlechte Gewohnheiten und keiner übernimmt die Verantwortung für falsches Handeln, das diesen Gewohnheiten entspringt. Oft geraten Menschen mit schlechten Gewohnheiten auch in schlechte Gesellschaft, suchen materiell gesinnte Freunde, lassen sich von anderen in dieser Richtung beeinflussen und halten sich fern von Meditation, Glaube und Gott.
Kein Mensch wendet sich absichtlich dem Schlechten zu oder handelt vorsätzlich schlecht. Viele Menschen sind gerade nur deshalb schlecht, weil sie den größeren Segen der guten Gewohnheiten nicht kennen und weil sie nicht fähig sind, Vergleiche zu ziehen und das Gute zu wählen.
Solange der Mensch Sklave seiner Sinne und Begierden ist, kann er nicht glücklich werden. Wer sich etwas wünscht, was gegen die Stimme seines Gewissens geht, wer unter dem Zwang der Sinne und gegen seine bessere Überzeugung handelt, kann nicht glücklich sein. Er wird im Gegenteil feststellen müssen, dass seine Laster ihn zwingen, Dinge zu tun, die ihm sogar schaden, da sie auch dann über seinen Willen siegen können, wenn er versucht, die Führung zu übernehmen und richtig zu denken und zu handeln.
Das einzige Mittel im Kampf zwischen sinnlicher Versuchung und Weisheit sowie Selbstbeherrschung liegt darin, den menschlichen Willen von den Ketten der Sinne und Begierden zu befreien.
Die Macht der Gewohnheit spielt eine bedeutende Rolle auf dem geistigen, seelischen Weg.
Wer gewohnt ist, zu meditieren und regelmäßig mit Gott in Verbindung zu treten, wird den Wunsch haben, länger und öfter zu meditieren, um sich Gott immer näher zu fühlen. Wer dagegen wenig meditiert oder überhaupt nicht und nur das unbestimmte Gefühl hat, Gott eventuell eines Tages zu erreichen, wird mit der Zeit feststellen, dass dieser Wunsch in ihm schwächer und schwächer wird, wenn seine gewohnte Ruhelosigkeit ihn überkommt.
Während ein unruhiger Mensch seinen mühsam erworbenen Frieden in unruhiger Umgebung sofort wieder verlieren wird, erlangt ein Mensch mit großer innerer Ruhe immer mehr Gelassenheit, Ruhe und Frieden.
Nur starke geistige Gewohnheiten können über weltliche Gewohnheiten siegen.
Denkgewohnheiten gleichen geistigen Magneten, die je nach ihrer Beschaffenheit die entsprechenden Dinge anziehen. Materielle Gewohnheiten werden materielle, geistige Gewohnheiten geistige Dinge anziehen.
Meditiere: »Ich will mir neue Denkgewohnheiten zu eigen machen, indem ich überall nur das Gute sehe und in allen Dingen die Offenbarung des vollendeten Willen Gottes erkenne.«
Wer häufig meditiert, wer friedlich und genügsam lebt und sich nach und nach von den sinnlichen Genüssen und Begierden löst, wird schneller geistige Fortschritte machen. Es ist eine gute Gewohnheit, früh am Morgen zu meditieren und sich in die tiefe Freude der Seele zu versenken. Ist die Seele von einer solchen Freude erfüllt, können auch harmlose Sinnesfreuden nicht schaden, da keine innerliche Abhängigkeit mehr besteht. Die Seele kann so alle sinnlichen Freuden verwandeln und vergeistigen.
Jeder Mensch ist selbst für seine guten und schlechten Gewohnheiten verantwortlich. Gute Gewohnheiten wollen gehegt und gepflegt, schlechte sollen bekämpft und beseitigt werden.
Immer muss zwischen dem bleibenden Glück und dem Frieden der Seele und den flüchtigen Freuden der Sinne unterschieden werden. Unabdingbar hierfür ist, dass die Willenskraft gestärkt, das Urteils- und Unterscheidungsvermögen geschärft wird und man sich von der inneren Weisheit leiten lässt.
Niemals darf man sich von seinen Gewohnheiten beherrschen lassen; vielmehr ist es notwendig, von der Kraft des Willens Gebrauch zu machen, um ausschließlich gute, nützliche und positive Gewohnheiten zu entwickeln.
Spiritueller Fortschritt ist nicht bloß eine intellektuelle Übung. Er besteht in rechtem Leben, gutem Benehmen, moralischem Verhalten. Diese Eigenschaften sind die automatischen Folgen eines Glaubens an einen guten, gerechten, mitfühlenden Gott, der jede Handlung beobachtet und immer zugegen ist. So ist der Glaube an einen allgegenwärtigen, allwissenden und allmächtigen Gott die erste Vorbedingung für ein gutes Leben.
Eine Rolle ist mit einer Angewohnheit vergleichbar, die über lange Zeit ständig wiederholt wird. Der Mensch nährt diese Rolle mit seiner Energie, und häufig identifiziert er sich so vollkommen mit ihr, dass er diese Rolle als sein wirkliches Selbst betrachtet. Die Rollen vertauschen sich; der Diener wird zum Meister, der Meister ein Sklave seines Dieners. Die Rolle wird mächtiger als ihr Schöpfer und überwältigt ihn schließlich.
»Schritt für Schritt erreicht ihr das Ende des Weges. Eine gute Handlung, gefolgt von der nächsten guten Handlung, führt zu guten Gewohnheiten; Zuhören und nochmals Zuhören regt euch zum Handeln an. Entschließt euch zu handeln; entschließt euch, nur mit guten Menschen Umgang zu pflegen, nur erhebende Bücher zu lesen und euch die Namensrezitation zur Gewohnheit zu machen – dann wird die Unwissenheit automatisch verschwinden. Die Glückseligkeit, die in euch aufsteigt, wird all euren Kummer und die Sorgen vertreiben.«
Sathya Sai Baba
Jeder sollte die sich in Konflikt befindlichen Unterschiede in den Persönlichkeiten anderer Menschen wie Egoismus, Intoleranz, Missverständnisse und Vorurteile als nur einen Teil der Wirklichkeit sehen. Sie werden mit der Zeit alle verschwinden.
Beständig sollen wir das ewige, Göttliche Selbst in jedem Menschen vor Augen haben, denn dies ist der einzige Weg, um in Harmonie mit Verwandten, Freunden und Nachbarn leben zu können.
Wenn wir lernen, die anderen so anzunehmen, wie sie sind, verringert sich unsere Verletzlichkeit.
Wer sich ständig Gedanken darüber macht, was andere wohl über ihn denken oder sagen könnten, betrügt sein eigenes Gewissen. Nur wer mutig voranschreitet, kann andere die »menschlichen Werte« lehren.
Deshalb ist es auch notwendig, kritisch gegenüber den eigenen Leistungen zu sein und von anderen nicht mehr zu verlangen, als man selbst geben kann. Man fördert sich, indem man sich fordert.
Lernt man aber, für andere zu leben, leben auch die anderen für einen selbst! Einen anderen zu kritisieren und seine Fehler aufzuzeigen, ist Egoismus, es sei denn, der andere hat darum gebeten.
»Ein Mensch kann sich so lange nicht von seinen Bindungen befreien, wie sein Herz von egoistischen Vorstellungen erfüllt ist, auch dann nicht, wenn er sich in zahllose, das Herz reinigende geistige Disziplinen versenkt,« sagt Sai Baba.
Missverständnisse und Zweifel entstehen, weil jeder andere Erfahrungen macht. Ohne Verständnis ist Anpassung (yoga) schwierig.
Der Mensch muss Verständnis entwickeln, und wenn einmal Verständnis da ist, fällt Anpassung leicht.
Wer im Verständnis lebt, begegnet keinen Schwierigkeiten mehr, denn Verstehen schafft gute und lebensbejahende Gefühle.
Verständnis ist wirkliches Kommunizieren und wo einer dem anderen hilft. Wahre Kommunikation zeigt sich, wenn wir Verständnis füreinander haben und nicht im Austauschen von Worten.
Sai Baba sagt, dass es nur eine Reflexion unseres Selbst ist, was immer wir in anderen sehen. Wenn man in einer Person etwas Schlechtes feststellt, zeigt dies nur, dass unsere Gefühle für diese Person schlecht sind. Gut und Böse sind in uns selbst. Ohne die niedrigen Instinkte (vasana) zu besiegen, werden wir niemals in den Genuss wahrer Lebensfreude kommen.
»In Wirklichkeit gibt es keine ,Anderen‘. Wenn ihr die Verhaftung an den Körper aufgebt, erkennt ihr, dass es keine ,Anderen‘ gibt und dass alle zu euch gehören. Das ist wahre Schau des Göttlichen«.
Sathya Sai Baba
Ausgangspunkt der Lehre des Buddhismus ist der von Buddha in Varanasi (Nordindien) verkündete Grundsatz der »vier edlen Wahrheiten«:
1. Alles Dasein ist unablässigem Leiden unterworfen. Geburt ist Leiden, Alter ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden, Sorgen, Wehklagen, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung sind Leiden. Umgang mit unerfreulichen Dingen ist Leiden; nicht das bekommen, was einer sich ersehnt, ist Leiden.
2. Die Ursache des Leidens ist der »Durst«, als Verlangen nach Sinnesgenüssen und nach Dasein. Wahrlich, es ist dieser Durst, die heftige Sehnsucht nach Leben und Vergnügung, die zu erneuten Wiedergeburten führt, im Bestreben nach Befriedigung, mal auf diese, ein andermal auf jene Weise.
3. Die Beseitigung des »Durstes« hebt das Leiden auf.
4. Der zur Aufhebung des Leidens führende Weg ist der »edle achtfache Pfad«: rechte Sicht und rechtes Denken, rechte Rede, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt, rechtes Bemühen, rechte Achtsamkeit und rechtes Konzentrieren.
Dieser Heilsweg kann auf drei Momente zurückgeführt werden: ethisch-asketische Zucht, Versenkung und erlösende Erkenntnis als »dreifaches Wissen«, als da sind die Erinnerung an die eigenen früheren Geburten, die Erkenntnis des Karma der anderen Wesen und die Erkenntnis der »vier edlen Wahrheiten«. Diese vermag jeden Einzelnen durch völlige Selbstentäußerung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten (Samsara) zu lösen.
Samsara bezeichnet den endlosen Kreislauf von Geburt und Tod, in dem der Mensch hängen bleibt, solange er sich mit dem Körper und dem Handeln identifiziert.
Der Zustand des endgültigen Erlöschens, in den der Erlöste eingeht, ist das Nirvana. Nirvana ist die Beruhigung aller geistigen Unruhe, der völlig ausgewogene Geisteszustand, der von der Qualität von Gut und Böse nicht berührt wird.
Sai Baba sagt, dass der eigentliche Sinn der Suche nach Wahrheit die Befreiung ist. Das Verlangen danach muss intensiv und beständig sein. Das Sehnen, die Wahrheit zu erkennen und zu erfahren, wird so zu einem Yoga, zu einem Prozess der Einswerdung.
Er rät uns, dass wir nicht zu viele Bindungen an die Dinge der Welt kultivieren sollten, die an fleischliches Verlangen und sinnlichen Durst appellieren. Es kommt ein Augenblick, wo jeder von uns mit leeren Händen scheiden muss, alles zurücklassend, was man mühsam gesammelt und stolz sein Eigen genannt hat.
»Die Menschen leiden, weil sie wahllos durch ihren Lebensdurst gefesselt umherirren.«
Sathya Sai Baba
Eine solche Frage verrät ein vollkommenes Missverständnis der Situation. Wenn wir uns Gott hingeben – entweder der formlosen Gottheit oder irgendeiner Form, die wir wählen – dann übergeben wir uns unserem eigenen, höheren Selbst. Wir tauschen tatsächlich etwas Unechtes, etwas Wertloses, unseren kleinen, selbstfabrizierten »Wunsch-Willen« gegen etwas Großes – den weisen, Göttlichen Willen in uns selbst. Kein Wunder, dass diejenigen, die ihren persönlichen, egozentrischen Willen übergeben haben, den stärksten Willen erhalten und demonstrieren. Dies wird im Leben der großen Heiligen und Meister sichtbar. Diejenigen, die ihr Leben dem Göttlichen hingegeben haben, gewinnen neues Leben auf einer höheren, glücklicheren Ebene. Sai Baba sagt, dass wenn wir Ihm unseren Willen bedingungslos unterordnen, dann ist das »Kunst der Transformation durch Göttliche Hände«.
Was sind Vasanas? Das sind tief sitzende Neigungen, deren Entfernung das oberste Ziel aller spirituellen Übungen ist. Vasanas sind Gedanken, die die Form von Impulsen, Wünschen und geistigen Gewohnheiten annehmen, mit denen wir uns in hohem Maße identifizieren und an die wir uns binden. Sie erinnern uns an Vergnügungen und holen dabei die Erinnerung an vergangene Erfahrungen hervor, und der Mensch beginnt dann wieder, sich danach zu sehnen. Vasanas sind Denkbahnen, die sich über einen langen Zeitraum hinweg ins Unterbewusstsein eingeschliffen haben können.
Wer frei von Süchten und unabhängig von schlechten Gewohnheiten werden will, muss an erster Stelle mit der ehrlichen, klaren und ungeschminkten Selbstbetrachtung beginnen.
Doch Selbstbetrachtung allein genügt nicht; es muss das Eingeständnis, die Ein-Sicht folgen.
Einsicht und Eingeständnis allein genügen nicht; man muss auch den Wunsch nach Veränderung entwickeln.
Der Wunsch allein reicht nicht aus; man muss die Veränderung auch aufrichtig wollen.
Der Wille allein genügt nicht, man muss es auch tun.
Das Tun allein genügt nicht, man muss es auch beibehalten.
Und erst dann, wenn aus anfänglicher Selbstbetrachtung ernsthafte Beibehaltung geworden ist, können Lebensfreude, Glückseligkeit und Erfüllung im Menschen dauerhaft verwirklicht werden.
Einst hüpften ein großer, dicker Frosch und ein lebhafter, kleiner Frosch gemeinsam ihres Wegs dahin, als ihnen das Malheur passierte, in einen Eimer frischer Sahne zu fallen. Stundenlang schwammen sie darin umher in der Hoffnung, irgendwie hinauszugelangen. Doch die Wände des Eimers waren steil und schlüpfrig, und ihr Schicksal schien besiegelt. Als die Kräfte des dicken Frosches erlahmten, wurde er mutlos. Er sah keine Aussicht auf Rettung mehr. »Warum gegen das Unvermeidliche ankämpfen?« quakte er. »Ich kann nicht mehr schwimmen!« »Nur Mut«, rief ihm der kleine Frosch zu, der unermüdlich im Eimer umherkreiste. Und so versuchten sie es eine Zeitlang weiter. Schließlich aber war der dicke Frosch überzeugt davon, dass der Kampf zwecklos sei. »Ich gebe es auf, Bruder«, keuchte er, »ich mache nicht mehr mit!«
Nun war der kleine Frosch allein und dachte bei sich: »Aufgeben ist so gut wie tot sein, darum will ich lieber weiterschwimmen.« Nach zwei weiteren Stunden jedoch drohten seine dünnen Beinchen im Kampf zu erstarren. Es schien, als ob er keine Minute länger aushalten könnte. Doch dann dachte er an seinen toten Freund und sagte sich: »Wenn ich den Kampf aufgebe, komme ich irgendwo als Braten auf den Tisch; darum will ich lieber weiterzappeln – wenn es sein muss, bis ich sterbe. Aber ich will nichts unversucht lassen, denn man hofft, solange man lebt!«
Von neuer Entschlusskraft beseelt, kämpfte der kleine Frosch mutig weiter und schwamm unaufhörlich im Eimer umher, wobei er die Sahne zu weißen Wellen schlug. Nach einer Weile, gerade, als er völlig erstarrte und dachte, nun müsse er untergehen, spürte er plötzlich etwas Festes unter sich. Zu seinem großen Erstaunen bemerkte er, dass er auf einem Klumpen Butter saß, den er durch sein ununterbrochenes Paddeln geschlagen hatte. Da hüpfte der siegreiche kleine Frosch fröhlich aus dem Milcheimer heraus in die Freiheit!
Du allein entscheidest darüber, ob du der kleine oder der große Frosch sein willst!
»Die Meister sagen, die Seele habe zwei Antlitze: Das obere Antlitz schaut allzeit Gott, und das niedere schaut etwas nach unten und lenkt die Sinne; das obere Antlitz aber, welches das Höchste der Seele ist, steht in der Ewigkeit und hat nichts zu schaffen mit der Zeit und weiß nichts von der Zeit noch vom Leibe. Und ich habe zuweilen gesagt, in ihm liege so etwas wie ein Ursprung alles Guten verdeckt und wie ein leuchtendes Licht, das allzeit leuchtet, und wie ein brennender Brand, der allzeit brennt; und dieser Brand ist nichts anderes als der Heilige Geist.«
Meister Eckhart
Sai Baba sagt: »Yatha rudrah saiva tathaghora papanashini«, das bedeutet: »Gott wird als zwei verschiedene Formen beschrieben, die eine erhaben und die andere schrecklich. Selbst die Natur, welche die Manifestation der Willenskraft Gottes ist, besitzt diese zwei Aspekte: den sanften und den furchterregenden.«
Zum Beispiel die Missgunst: Eifersucht und Neid sind beides Reaktionen, die eng miteinander verbunden sind.
Eifersucht wird dann in uns lebendig, wenn der Möglichkeit begegnet wird, dass jemand ihm oder ihr eine Sache oder eine Person wegnehmen könnte, die er oder sie sehr schätzt.
Neid entsteht aus Lust und bringt uns in Versuchung, irgend etwas in Besitz zu nehmen, was begehrt wird und das einem anderen gehört.
Die Gier ist beiden eigen und sie zeigt sich im Festhalten anstatt dem Loslassen und mit dem eigenen Rhythmus des Lebens mitzuschwingen. Die Gier nimmt den Platz des Höheren Selbst ein.
»Berge lassen sich leichter abtragen als diese tief verwurzelten Vasanas. Aber mit Willenskraft und Elan, getragen von Glauben, kann man sie in kurzer Zeit überwinden.«
Sathya Sai Baba
Sai Baba sagt, dass Wünsche und Begierden entstehen wegen unserer Anhaftung an das falsche Selbst, dem Ego, und verschwinden zusammen mit ihm. Wünsche verunreinigen unser Herz mit der »Asche weltlichen Begehrens« und trennen uns von der Göttlichen Liebe. Doch unser wahres Sehnen gilt der bedingungslosen Liebe zu Gott und der Vereinigung mit dem Einen.
Und er sagt auch, dass die Flamme des Verlangens nicht ohne den Sieg über den Geist gelöscht werden kann. Der Geist ist der Samen, das Verlangen der Baum.
• Wunsch | unbestimmtes Sehnen, ohne Aussicht auf Erfüllung | |
• Verlangen | stärkerer Wunsch, um dessen Erfüllung man sich eifrig bemüht | |
• Vorsatz | bestimmtes starkes Verlangen, das sich in energischem, zielgerichtetem Handeln ausdrückt |
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• Willenskraft | besteht aus einer Reihe von Vorsätzen und Handlungen, |
die um ein Verlangen kreisen, bis dieses dynamisch genug geworden ist, das ersehnte Ziel herbeizuführen
Denjenigen, die von ihrer Willenskraft Gebrauch machen, werden sich grenzenlose Erfolgsmöglichkeiten eröffnen.
1. Automatische, körperliche Willensäußerung (z. B. der erste Schrei des Säuglings).
2. Gedankenloser Wille (z. B. Gehorsam des Kleinkindes gegenüber der Mutter).
3. Blinder Wille (z. B. Eigensinn aufgrund selbständigen Handelns).
4. Die meisten Jugendlichen gebrauchen diesen explosiven Willen, ohne ihn auf ein lohnenswertes Ziel zu richten.
5. Überlegter Wille (z. B. Erkennen der Zwecklosigkeit des »blinden Willens« aufgrund eigener Erfahrungen).
6. Göttlicher Wille (unser einziger Erlöser ist unser ständig zunehmender dynamischer Wille, der ausschließlich zu guten Zwecken gebraucht werden darf). Der Göttliche Wille kennt keine Grenzen.
Entsprechend den Worten von Sai wird unser Sprechen und unser Handeln zu einem direkten und ungehinderten Ausdruck des Willen Gottes, sobald der Geist und sein Verlangen in Göttlichkeit verwandelt wird.
»Das Erreichen eurer Bestimmung hängt nicht von den Noten ab, die ihr in Prüfungen bekommt. Es hängt viel mehr von eurem Charakter, eurer Willenskraft und der Gnade Gottes ab.«
Sathya Sai Baba
Wenn Information durch die fünf Sinne in unseren Körper eindringt, wird sie wie ein Strom über die Nervenbahnen zum Gehirn geleitet. Das Bewusstsein wird sich dieser Information bewusst, doch bis dahin gibt es noch keine emotionale Verwicklung. Danach wird sie im Gedächtnis gespeichert, welches sich im Unterbewusstsein befindet. Dort wird die Information automatisch mit vergangenen Eindrücken, die ähnlichen Inhalt haben, verglichen. Findet das Unterbewusstsein negative Assoziationen zu dem Inhalt, sendet es eine emotionale Botschaft an das Bewusstsein.
Wenn das Bewusstsein nicht unter Kontrolle gehalten wird, beginnt es, emotional mit Ärger, Hass, Furcht, Neid, Gier oder Depression zu reagieren. Bei positiven Assoziationen besteht die emotionale Botschaft aus Aufregung, Glücksgefühlen, gehobene Stimmung, Zuneigung und Verbundenheit.
An dem oben dargestellten Mechanismus können wir sehen, dass es sehr wichtig ist, das Bewusstsein zu kontrollieren. Es wird jetzt klar, dass alle Emotionen, wie z. B. Ärger, Gier, Neid, Furcht und Hass die ganze Zeit über in uns existieren. Sie sind ein Teil unserer Vergangenheit und können nicht vernichtet werden. Also müssen wir lernen, mit ihnen zu leben. Emotionen sind wie Wellen, die unter der Oberfläche unseres Gemüts im Unterbewusstsein lauern, immer zum Angriff bereit, in einem Augenblick ist das Gemüt emporgehoben, im anderen niedergeschlagen. Auf diese Weise wechseln Glück und Leid sich beständig ab. Das Geheimnis besteht darin, die Höhen und Tiefen zu reduzieren, bis die Wogen nicht mehr existieren und wir Frieden finden.
Abwehr als emotionale Reaktion auf Bedrohungen ist eine zur erfolgreichen Auseinandersetzung mit der Umwelt notwendige Triebkraft. Die vielgestaltigen individuellen Abwehrreaktionen entwickeln sich aus komplizierten Verhaltensmustern. Grundlage des Abwehrverhaltens ist die Angst, die im Normalfall dem Selbsterhaltungstrieb dient. Mit Hilfe von Abwehrmechanismen wie Vergessen, Verdrängung, Umkehrung, Identifikation, Kompensation, Projektion oder Regression wird die Auseinandersetzung mit der Umwelt gesteuert und zugleich vermieden, dass störende psychische Vorgänge und Inhalte zu deutlich ins Bewusstsein dringen. Der Weg, die Emotionen zu überwinden, besteht nicht darin, Eifersucht, Gier usw. zu unterdrücken, denn wenn wir sie unterdrücken, verstärkt sich ihr Druck und sie explodieren. Viele Menschen, die ihre Emotionen unterdrücken, werden vollkommen niedergeschlagen und verwirrt, ihre Gemütslage gerät aus dem Gleichgewicht und sie enden mit Nervenzusammenbrüchen in psychiatrischen Kliniken. Wir sollten Emotionen also nie unterdrücken!
Die inneren Spannungen, die wir mit unseren Gedanken, Worten und Taten seit Äonen in uns aufgespeichert haben und die die Ursachen unseres Schicksals, unserer Zukunft sind, müssen gelöst werden, damit wir von ihnen frei werden. In dem Maße, wie wir diese Spannungen uns bewusst machen und ausleben, befreien wir unseres von diesen Energien gebundenes und durch diese Gebundenheit begrenztes Bewusstsein und identifizieren es mit dem wahren Göttlichen Selbst.
Die Psychologie teilt uns in viele verschiedene Teile auf, die Göttliche Wissenschaft hingegen teilt das menschliche Wesen in zwei Hauptteile: das niedere Selbst, gewöhnlich Ego genannt, und das Höhere Selbst, das gleichbedeutend mit dem Gott im Inneren ist. Diese zwei bewohnen den menschlichen Körper.
Im Allgemeinen leiden alle Menschen an einer unheilbaren Krankheit. Es mag sein, dass sie bei einigen weniger und bei anderen mehr ausgeprägt ist. Der Unterschied besteht nur in der Schwere der Krankheit, aber alle leiden an ihr. Sie kann nicht geheilt werden, selbst nicht durch eine fachmännische, medizinische Behandlung erfahrener Ärzte. Diese ist das »Ego«. Wenn man glaubt, sehr groß zu sein und das Ego aufgebläht ist, dann ist dies reine Unwissenheit. Wenn sich jemand mit dem Göttlichen identifiziert, gibt es keinen Raum für das Ego. Auf dieser Welt sind alle göttlich und jeder gehört zu den mehreren Milliarden Menschen. Wenn man diese Wahrheit erkennt, wo ist dann Platz für das Ego? Es ist auf Unwissenheit zurückzuführen, wenn jemand egoistische Gefühle hat und mit einer Menge von Problemen konfrontiert wird.
Aber wie könnte das schuldige Ego gegen sich selbst Zeugnis ablegen?
Es liegt in seiner Natur, die Schuld jemand anderem in die Schuhe zu schieben. Es traut sich nicht, in den Spiegel zu schauen, denn es fürchtet sich davor, dem Verbrecher darin zu begegnen.
Ist ein Samenkorn einmal geröstet, kann es nicht mehr keimen und Wurzeln bilden. Wenn das Ego im »Fegefeuer der Reue« schmort, kann es keine Tentakeln und Greifarme mehr hervorbringen und ausstrecken.