Buch

Der Klimawandel ist nur ein Nebenschauplatz angesichts der apokalyptischen Reiter, die über die Erde ziehen: Bevölkerungsexplosion, Ressourcenverknappung, Umweltzerstörung und Artensterben. Damit bedroht der Mensch das gesamte Leben auf unserem Planeten und beschwört das Ende der Evolution herauf.

Es geht Matthias Glaubrecht mit seinen pointierten Thesen nicht um ein weiteres Endzeitszenarium. Sein Blick in die Vergangenheit lehrt uns, wie der Mensch als stärkster Treiber geologischer und ökologischer Prozesse die Erde in eine düstere Zukunft manövriert. Im Zentrum stehen der dramatische Verlust der Biodiversität von Pflanzen und Tieren und die Frage, warum er das Überleben des Menschen unmittelbar gefährdet. Ob das Ende der Evolution, das ab der Mitte des 21. Jahrhunderts droht, aufzuhalten sein wird, darüber entscheidet unser Tun in den unmittelbar vor uns liegenden Jahrzehnten.

Autor

Matthias Glaubrecht, Jahrgang 1962, ist Evolutionsbiologe und Professor für Biodiversität der Tiere. Er leitet als dessen Gründungsdirektor das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg. Er schreibt regelmäßig für Zeitungen und Zeitschriften und hat als preisgekrönter Sachbuchautor mehrere Bücher veröffentlicht, darunter zuletzt »Am Ende des Archipels. Alfred Russel Wallace« (2013).

Matthias Glaubrecht

Das Ende
der Evolution

Der Mensch und die Vernichtung der Arten

C. Bertelsmann

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© 2019 C. Bertelsmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München

Satz: Uhl & Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-18339-4
V002

www.cbertelsmann.de

Gewidmet den beiden Erdlingen MCF & NCF,
die fragen werden, warum wir nichts unternommen haben

»Die gesamte Oberfläche der Erde
trägt heute den Eindruck der Macht des Menschen.«

– Georges-Louis Leclerc de Buffon (1753)

»Der Mensch greift zunehmend in die natürlichen Prozesse der Erde ein.
Das Ausmaß, in dem dies geschieht, berechtigt uns dazu, von einem neuen Erdzeitalter zu sprechen: dem Anthropozän.«

– Paul Crutzen (2002)

Inhalt

PROLOG
Über Mond und Mars, unsere Natur und Kultur

Earthrise • Glücksfall Erde • Gibt es anderswo Leben? • Die neuen apokalyptischen Reiter • Kassandra und die Eulen der Minerva • Über dieses Buch • Die Menschheit am Wendepunkt • Mars? Mission Impossible • Es steckt in unseren Genen

Teil 1

I. ÜBER UNS
Wir sind alle Pioniere – eine kurze Geschichte des »weisen Menschen«

1 Bali. Ramayana

2 Evolutionäre Eintagsfliege: Das Werden des Menschen

Was ist der Mensch? • Launische Natur oder unvermeidbares Schicksal • Auf der Suche nach den Anfängen • Mensch Affe! Die Geschichte unserer Ahnen • Kinder der Kreidezeit • Die Wiege in den Wäldern • Das Menschenaffenpuzzle • Unsere Wiege in Afrika? • »East Side Story« oder »North Side Story«? Vom Menschen als Savannentier • Toumai. Oder: Der Mensch als »dritter Schimpanse«

3 Menschennische und Mesokosmos

Eine etwas andere Theorie der ökologischen Nische • Garten Eden. Oder: Die Ökonische des Menschen • Der Geist im Garten • Topophilia. Oder: Die gefühlte Nische des Menschen • Die ökische Komponente der Menschennische • Ein Kind des klimatischen Wandels • Der aufrechte Gang. Oder: Die autozoische Komponente • Der Mensch – ein aufrechtes Ufertier? • Die andere Menschennische – vom Gehirn zum Geist • Vom Passungscharakter unserer Wahrnehmungsstrukturen • Der Mesokosmos – die Welt der mittleren Dimension • Mehr geliefert als bestellt • Wir Smartphoner: Das soziale Netztier in uns

4 Der Mensch als Pionier: »Frontier«-Mentalität als universelles Muster

Analyse des archaischen Beischlafs • Baum, Busch, Fluss – ein buntes Häuflein an Menschen • Es kann nur einen geben • Der Mensch als »Unkrautart« • Die Besiedlung der Welt • Dmanisi. Oder: Der erste Auszug aus Afrika • Das Megafauna-Paradoxon • Von den Anfängen der Menschheit • Vorstoß ins Gelobte Land. Oder: Kreuzweg der zerplatzten Träume • Finaler Auszug aus Afrika • Katastrophe auf zwei Beinen • Weltgeschichte einmal anders: Die zwei großen Erzählungen • Zur Heldensaga menschlicher Pioniergeschichten • Warum sind wir hier? Ein universelles Muster unserer Natur

II. ÜBER-BEVÖLKERUNG
Elf Milliarden: Wann sind wir zu viele?

1 Bangkok. Sawadee Krung Thep

2 Mission accomplished: »Seid fruchtbar und mehret euch«

Zur Biologie der Bevölkerungszunahme • Kein Lonely Planet – der Blick zurück • Geschichte – eine Frage der Bevölkerungsarithmetik? • Der Mythos von terra nullius • Demographische Katastrophen der Menschheit • Die Explosion der Weltbevölkerung: Wie konnte es dazu kommen?

3 »Population bomb«: Das Problem von Prognosen

Johann Peter Süßmilch, Thomas Malthus und das »Bevölkerungsgesetz« • Auftritt Malthus • Was hat Biologie damit zu tun? Von Malthus zu Darwin und zurück • Alfred Russel Wallace und das »grundlegende Prinzip« • Die Entschärfung der »population bomb« • Wie gut sind die Prognosen wirklich? • Ein gewagtes Experiment

4 Das Baby-Paradoxon: Weniger Geburten, mehr Menschen

Was treibt die Weltbevölkerung? • Ungewollt schwanger oder kluge Familienplanung • Der »ergrauende« Planet • Fazit: Was wir sicher wissen

5 Nicht die Zahl ist das Problem: Kein Brot für die Welt?

Der große Hunger – heute und morgen • Wird es genug Nahrung und Wasser geben? • Die Zukunft der Welternährung • Mehr Landwirtschaft oder eine neue »grüne Revolution«? • Fazit: Von Rettungsbooten und der ewigen Ressourcen-Frage

6 Metropolen und Megacitys: Von der grünen Morgenstadt

Die Verstädterung hält an, Megacitys nehmen zu • Prognosen zum Umzug der Menschheit • Urbane Welt und die Folgen • Morgenstadt. Oder: Wie managt man Megacitys?

Teil 2

III. ÜBER ARTEN
Vom vielfachen Verlust des Lebens

1 Sulawesi. Insel der Inselwelt

2 Vom Tod der Kindheitstiere

Entdeckung als Verlustgeschichte • Ein globaler Großversuch des Homo sapiens Biodiversität – was ist das eigentlich?

3 Die Illusion eines gründlich erforschten Planeten

Wer kennt die Namen, zählt die Arten? • Linnés Vermächtnis • Von der Obsession der Artenzahl • Ein goldenes Zeitalter der Artenentdeckung • Wanzen, Würmer, Weichtiere. Oder: Die anderen 99 Prozent • Vielfältige Tropen • Wir haben mit dem Zählen gerade erst begonnen • Über die seltsame Vermehrung der Arten • Die weitaus größte Dummheit • Das Paradoxon schwindender Arten

4 Die biologische Vielfalt in der Krise

Der drohende Verlust von einer Million Arten • Friedhof der Arten. Oder: Das Sterberegister der Natur • Das große Sterben im Stillen • Sterben nach Zahlen, Sterben auf Raten • Von den Treibern des Artentods

5 Vom Tod des Tigers

Tigermord und Trophäenwahn • Kein Tigerland mehr • Majestät als Pflegefall • Das »Phantom der Berge« stirbt unbemerkt • Vom Leoparden und Jaguar • Auch der König verliert sein Reich • Im Meer der mageren Überlebensmöglichkeiten • Der Gepard im genetischen Flaschenhals • Zum Tod der »Top-Räuber« • Wildkatzensprung • Ist der Luchs nur Luxus? • Das europäische Experiment

6 »Big Five«: Das Ende der Safari

Vom Elend der letzten Elefanten. Oder: Düsteres Dasein der Dickhäuter • Der rundohrige Elefant des Waldes im Westen • Ein kurzer Blick nach Asien: Wald ohne Elefanten • Das letzte Rhinozeros – Krieg ums Horn • Vom Tod der Hornträger • Blutiges Afrika • Krieg gegen Arten: Das Mordsgeschäft mit Elfenbein und Nashorn • Die grausame Gier nach dem »weißen Gold« • Das große Sterben der großen Tiere • Die Megafauna der Menschenzeit • Eine Arche nur für die Schönen? • Tiger, Tigerhai oder Tigermücke: Welche Tiere wollen wir erhalten?

7 Aktion Freie Frontscheibe: Das große Sterben der ganz Kleinen

Die Fakten zu Massenschwund und Massensterben • Insekten: Eine flüchtige Geschichte des Verschwindens • Wenn die Bestäuber sich aus dem Staub machen • Das Dilemma aus Datenarmut und Dringlichkeit: Wo sind nur all die Insekten hin? • Verwirrung um »Biene Maja«: Von der Honigbiene als Hausschwein • Verarmte Landschaft: Die wahre Botschaft der wilden Bienen • Wenn sich Pflanzen vom Acker machen

8 Alle Vögel sind schon weg

Barometer der Biodiversität • Vom »Vogelfresserland« zum Verlust der Vielfalt • Vom Tod der Allerweltsarten und Ackerarmutsflüchtlinge • Die Geschichte von Adebar und den anderen Ackervögeln • Leiser Frühling, stumme Flure: Vom Kiebitz und Rebhuhn • »Missing the bigger picture«: Die Drogentoten des Artensterbens • Wenn einer eine Reise tut – Tod im Süden

9 Die größte Jagd: Wie »Moby Dick« wirklich starb

»Frontier« und der Untergang der Wale • 69° Süd und 2° West – Chronik eines angekündigten Kollapses • Die Geschichte von »Finni« und der letzte Walfang heute • Wenn der Tod nicht mehr rentabel ist • Was Wale heute tötet • Logik der Gegenwart: Warum Vaquita, die »kleine Kuh«, ausstirbt • Die Erschöpfung und Verwüstung der Meere • Wie der Fisch auf den Tisch kam • Vier Fakten über Fische • Artenschwund als Kollateralschaden • Wenn Raubfische verschwinden • Tödlicher Biss – vom Jäger zum Gejagten • Wenn Schwarmfische verschwinden • Brotfische in Bedrängnis – die Geschichte vom Hering • Der Fisch ist aus, das Meer ist leer • Fischen mit Verstand? • Kein frischer Fisch mehr • Wehe, wenn Wehre die Wanderung verwehren • Vom armen Aal zum Arme-Leute-Stint • Was den Stör stört: Vom Tod eines lebenden Fossils • Schwarze Eier, schwarzer Markt: Es muss kein Kaviar mehr sein • Coda: Stör-Manöver

Teil 3

IV. ÜBERLEBEN
Von Kettengliedern und Netzwerken

1 Singapur. Eine Spur von Natur unter Glas

2 Willkommen im Anthropozän – das neue Erdzeitalter des Menschen

Das vom Menschen gemachte Neue • Der Anfang des Anthropozäns • Der Wendepunkt zur Menschenzeit

3 »Defaunation«: Leere Wälder, leere Wiesen, leere Meere

Die Lehre eines biologischen Bankenskandals • Pioniermentalität – Plündern bis zuletzt • Die globale Ausrottung der Arten • Massensterben und Megafauna – der Mensch als Artenkiller • Das sechste Sterben – zur Arithmetik des Artensterbens • »Death by a thousand cuts«: Zur Chronik des Aussterbens • Tod von Milliarden Tieren • Nur Krise oder schon Katastrophe? • Freie Flüsse, wilde Meere: Vom Verlust des Raumes und seiner Arten • Das Ende der Evolution

4 Räuber und Bestäuber: Keiner stirbt für sich allein

Vom vielfältigen Nutzen der Vielfalt • Bedrohte Bilanz: Warum Arten wie Geld sind und jeder Rückgang ein Verlust • Wie alles mit allem zusammenhängt • Vom ökologischen Miteinander und Gegeneinander • Was Bananen mit stabilen Ökosystemen zu tun haben • Stabilität und funktionelle Biodiversität • Blue Planet Aktiengesellschaft. Oder: Die Idee vom »ecosystem service«

5 Das Ende der Wildnis. Oder:
Gute Nachricht Fehlanzeige

»Shifting baseline«. Oder: Die Entfremdung von der Natur • Über Natur. Oder: Thoreaus Irrtum • Vom Versagen des Naturschutzes • Wahre Wildnis: Vom Verlust der letzten Naturräume • Geographie des Artensterbens – das Ringen um regionale Schatztruhen • Was noch übrig ist: Zur Rolle von Schutzgebieten • »Half Earth«: Die grünere Hälfte der Welt

V. ÜBER-MORGEN
Von der Zukunft der Arten und unserer eigenen

1 Angkor. Mysteriöse Metropole im Urwald

Tomb Raider – Entdeckung im Urwald • Wenn eine Metropole das Maß verliert

2 Zivilisation, Kollaps und die menschliche Natur

Die Hybris des Homo sapiens am Rand der Welt • Sic transit gloria mundi: Vom Ende früherer Kulturen • Die Umwelt ist nicht alles, aber ohne sie ist alles nichts • Unsere Welt, die erst gestern war

3 Über die wahre Natur des Menschen

Eine kurze Erfolgsgeschichte der Menschheit • Von den drei Naturen des Menschen • Die Natur der Kultur des Menschen • Schlau denken, blöd handeln: Unsere Vernunftnatur und ihre kognitiven Konflikte • Ist der Mensch ein vernunftloses Tier? • Erkenntnis, Einsicht und Verantwortung

4 Die Welt unserer Kinder: Die Erde im Jahr 2062

Prognose und Irrtum • Wie werden wir im Jahr 2062 leben?

5 Rückschau auf 2062, Version eins

Das Ende der Evolution. Oder: Der Untergang

6 Rückschau auf 2062, Version zwei

Das Erbe der Evolution. Oder: Die Rettung

EPILOG
Noch eine unbequeme Wahrheit

Pale Blue Dot • Das Artensterben ist der neue Klimawandel

Dank

Zeitläufte – Meilensteine und Wendemarken der (Natur-)Geschichte

Literatur

Sachregister

Personenregister

Bildnachweis

Anmerkungen

PROLOG

Über Mond und Mars, unsere Natur und Kultur

»Wir brachen auf, um den Mond zu erkunden,
aber tatsächlich entdeckten wir die Erde.«

Eugene Cernan, Kommandant der Apollo-17-Mission,
nach seiner Rückkehr 19721