Über das Buch:
Jesus hat uns versprochen, immer bei uns zu sein. Aber in der Hektik unseres Alltags spüren wir seine Nähe oft nicht. Wir übersehen all die kleinen Botschaften, die er uns sendet,um uns daran zu erinnern, dass er an unserer Seite ist.
Lynn Austin möchte uns dazu einladen, in unserem ganz normalen Alltag ein Gespür für Gottes Gegenwart zu entwickeln. Zu Hause und bei der Arbeit und überall, wo wir sind, nach ihm Ausschau zu halten. Deshalb nimmt sie uns mit hinein in ihre eigenen Erlebnisse mit Gott. Sie erzählt von Begegnungen mit ihm, die sie sensibel dafür machten, die kleinen Zeichen seiner Liebe deutlicher zu erkennen. Und sich selbst so zu sehen, wie er uns sieht: als seine Kinder, die unendlich wertvoll und seiner Liebe würdig sind.
Über die Autorin:
Lynn Austin ist eine weltweit bekannte Bestsellerautorin. Mit Titeln wie „Die Apfelpflückerin“, „Luisas Töchter“ oder „Im Sand der Erinnerung“ schrieb sie sich in die Herzen ihrer Leser. Sie wurde für ihre historischen Romane achtmal mit dem Christy Award ausgezeichnet, dem bedeutendsten christlichen Romanpreis in den USA, und ist eine gefragte Rednerin bei Tagungen und Konferenzen. In Deutschland gilt sie als die beliebteste christliche Romanautorin. Lynn und ihr Mann haben drei Kinder großgezogen und leben in Holland, Michigan. Mehr erfahren Sie unter www.lynnaustin.org.
6. Begabt
»Liebe Brüder und Schwestern, ihr habt in eurem Brief die Gaben angesprochen, die Gottes Geist schenkt. ... Dies alles bewirkt ein und derselbe Geist. Und so empfängt jeder die Gabe, die der Geist ihm zugedacht hat.«
1. Korinther 12,1.11
Es hat Jahre gedauert, bis ich erkannt habe, dass Gott mir die Gabe geschenkt hat, Bücher zu schreiben, obwohl Lehrer und Freunde mich oft zum Schreiben ermutigt haben. Warum konnte ich nicht glauben, dass etwas, das ich gut und gerne tat, genau das war, wozu Gott mich erschaffen hat?
Meine größte Hürde war die Angst. Angst zu versagen. Angst, mich zum Narren zu machen. Angst, meine Zeit zu vergeuden. Wegen dieser Ängste habe ich Ausreden gefunden, um meine Gabe nicht zu verwirklichen. Aber während mein Glaube wuchs, half Gott mir, meine Angst zu überwinden.
Haben Sie die Gabe, die Sie von Gott erhalten haben, schon einmal näher betrachtet? Die Bibel verspricht uns, dass Gott uns mindestens eine Gabe gegeben hat. Normalerweise ist das etwas, das wir gut können und gerne tun, deshalb übersehen wir es oft oder erkennen nicht, dass es etwas Besonderes ist. Schreiben Sie einige Dinge auf, die Sie gut können, die Ihnen leichtfallen. Gibt es Dinge, von denen andere gesagt haben, dass Sie sie besonders gut machen?
Oder vielleicht finden Sie ja auch Ausreden, so wie ich: »Ich habe keine Zeit« ... »Ich kann das nicht« ... »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll« ... »Ich habe zu viel Angst«. Erstellen Sie eine Liste mit allen Ihren Ausreden.
Und jetzt bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, wie Sie jede von diesen Ausreden durchstreichen können. Wenn zum Beispiel die Angst zu versagen eine Ausrede ist, beten Sie um Mut und Zuversicht, das Unmögliche zu tun. Denken Sie daran: »Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt« (Philipper 4,13).
Wissen Sie, welche Gottesgabe Sie besitzen? Wenn Sie sich nicht sicher sind oder wenn Sie Ihr Geschenk noch nicht ausgepackt oder zu seiner Ehre eingesetzt haben, fragen Sie ihn doch einfach jetzt im Gebet!
Gebet
Herr, öffne mir die Augen, damit ich das einzigartige Geschenk, das du mir gegeben hast, wirklich erkenne. Gib mir den Mut, Hand in Hand mit dir zu arbeiten und diese Gabe zu entwickeln und für dein Reich einzusetzen.
7. Ein Kind ist geboren
»Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt – und wir sind es wirklich!«
1. Johannes 3,1
Unser ältester Sohn Joshua ist in Bogota in Kolumbien zur Welt gekommen, wo wir zwei Jahre lang lebten, während mein Mann beim staatlichen Sinfonieorchester Kolumbiens spielte. Das waren interessante und denkwürdige Jahre – eine neue Sprache zu lernen und sich in eine andere Kultur weit fort von zu Hause einzuleben. Als unsere Freunde und Verwandte erfuhren, dass wir unser erstes Kind erwarteten, sagten sie unweigerlich: »Aber für die Geburt kommst du doch nach Hause, oder?« Ich lachte nur und versicherte ihnen, dass in Bogota jeden Tag Kinder zur Welt kamen. Es war nichts dabei.
Bis ich in den Wehen lag.
Diejenigen von Ihnen, die Kinder haben, können sich wahrscheinlich vorstellen, dass eine Geburt nichts ist, was man gerne in einer Fremdsprache erledigen möchte. Vor allem, wenn es das erste Kind ist. Aber ich war jung und naiv – und als die Wehen anfingen, war es eindeutig zu spät, einen Flug in die USA zu buchen. Ich kämpfte mich auf Spanisch durch die Strapazen, und als sie mir den kleinen Joshua schließlich in den Arm legten, kamen meine ersten Worte an ihn auf Spanisch heraus. Mein verwirrter Mann sagte: »Was machst du denn da? Er spricht Englisch!«
Drei Wochen später war Heiligabend. Wir waren weit weg von zu Hause, von unseren Angehörigen, mit einem winzigen Sohn, der kaum sechs Pfund wog, und feierten das Fest allein. Trotzdem ist es für mich eines der schönsten, denkwürdigsten Weihnachten, die ich je erlebt habe.
Weihnachten wird in Bogota so gefeiert, wie wir in den USA den vierten Juli feiern – mit Feuerwerk. »Stille Nacht« kann man bei den lautstarken Explosionen auf der Straße also getrost vergessen. Nachts wird der Himmel von globos erleuchtet, kleinen Fallschirmen, die an Dosen mit brennendem Benzin befestigt werden. Sie sehen sehr hübsch aus, wenn sie in den Himmel aufsteigen, aber Vorsicht – wenn das Benzin alle ist, fallen die Dosen runter und treffen schon mal den Kopf eines ahnungslosen Passanten!
Aber was dieses Weihnachten für mich zu einem so besonderen Erlebnis machte, war die Tatsache, dass ich ein winziges, hilfloses Baby im Arm hielt – eine wunderbare Erinnerung daran, wie winzig und hilflos Jesus war, als er auf die Erde kam. Mir das vorzustellen: Der Schöpfer des unendlichen Universums war einmal so hilflos und verletzlich wie mein Sohn. Vom ersten Augenblick an, in dem ich Joshua im Arm hielt, empfand ich eine tiefe Liebe zu ihm, die stärker war als jedes Gefühl, das ich bis dahin kannte – und in diesem Augenblick hatte ich endlich einen Eindruck von Gottes unermesslicher Liebe zu mir. Zu mir! Ich wusste, dass ich meinen Sohn noch mit letzter Kraft beschützen würde. Aber Gottes Liebe zu mir war so groß, dass er seinen Sohn leiden und sterben ließ. Für mich.
Jenes Weihnachtsfest in Bogota war anders als alle Weihnachten vorher oder nachher. Wir hatten keinen Weihnachtsbaum. Es gab keine Deko, keine Lichterketten, keine hektischen Einkäufe in letzter Minute. Keine Weihnachtslieder, keine Plätzchen, keine Geschenke, keine Familienzusammenkunft. Aber in dieser Einfachheit fand ich die wahre Bedeutung von Weihnachten – ein hilfloses Kind, die Liebe eines Vaters.
Ich dachte an Maria und an das, was sie damals an dem allerersten Weihnachtsfest durchgemacht haben muss – eine lange Reise fern der Heimat, die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, die Geburt ihres ersten Kindes. Dann die ganze Aufregung, als die Hirten zu Besuch kamen und die Nachricht von der Geburt des Messias verbreiteten. Aber »Maria merkte sich jedes Wort und dachte immer wieder darüber nach«, mitten in diesem Geschehen. In der Schlichtheit meines ersten Weihnachtsfestes mit einem Neugeborenen hatte ich den Luxus, dasselbe zu tun.
Jedes Jahr an Weihnachten bete ich, dass ich den Stress, die Hektik und allen Kommerz ein paar Augenblicke hinter mir lassen und mich daran erinnern kann, wie es sich anfühlte, ein hilfloses Kind auf dem Arm zu haben, ein Kind, das ich mit meinem ganzen Wesen liebte. Wie Maria will ich diese Dinge in meinem Herzen bewegen. Und dann kann ich fröhlich Weihnachten feiern und meinem himmlischen Vater danken, der mich so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn für mich geopfert hat.
Wie wäre es, wenn wir uns – nicht nur an Weihnachten, sondern an all unseren stressigen, geschäftigen Tagen – ein paar Augenblicke Zeit nehmen, um die unermessliche Liebe Gottes in unserem Herzen zu bewegen? Ich glaube, es könnte alles andere in unserem Leben in eine klarere Perspektive rücken.
Gebet
Herr, hilf mir, heute langsamer zu machen, damit ich das Wunder deiner Liebe zu mir würdigen kann. Danke, dass du uns deinen kostbaren Sohn geschenkt hast, damit wir deine Kinder werden können. Mögen dein Geschenk und deine Liebe mich dazu inspirieren, dich mehr zu lieben und meine Nächsten wie mich selbst.
8. Ende gut, alles gut
»Aber mein Leben ist mir nicht wichtig. Vielmehr will ich bis zum Schluss den Auftrag ausführen, den mir Jesus, der Herr, gegeben hat: die rettende Botschaft von Gottes Gnade zu verkünden.«
Apostelgeschichte 20,24
In letzter Zeit mache ich mir Gedanken über Dinge, die zu Ende gehen, weil ich mich der Vollendung meines aktuellen Buchprojekts nähere. Nach 330 Manuskriptseiten und mehr als 100.000 Wörtern ist das Ende in Sicht. Ich bin noch nicht ganz sicher, wie das Buch enden wird, da ich zu den verrückten Schreiberlingen gehöre, deren Geschichten sich beim Schreiben entwickeln, statt dass ich alles genau im Voraus plane. Ich vermute, wenn ich selbst nicht weiß, was passieren wird (und ich habe schon zwei Drittel geschrieben), dann wird es für die Leserinnen und Leser auch eine Überraschung sein. Ich mag es nicht, wenn das Ende einer Geschichte von Anfang an vorhersehbar ist.
Es gibt ein paar wichtige Dinge, die ich berücksichtigen muss, wenn es gut ausgehen soll. Im Laufe der Jahre habe ich herausgefunden, dass für ein gutes Ende einiges wesentlich ist:
Das alles muss passieren, während die Geschichte ihren Höhepunkt erreicht. Eine befreundete Autorin beschreibt den Höhepunkt als »das wichtigste Ereignis ... das all die Melodien, die bisher gespielt wurden, zu einem Dur-Akkord vereint.« Während ich auf diesen Höhepunkt hinarbeite, werde ich meinen Roman noch einmal neu lesen und nach all den »Melodien« suchen, damit ich entscheiden kann, wie dieser Dur-Akkord aussehen soll. Ganz so weit bin ich noch nicht, aber es wird nicht mehr lange dauern. Ich will schließlich, dass es gut ausgeht.
Während ich an dem großen Finale arbeite, macht die Natur vor meinem Arbeitszimmerfenster genau dasselbe. Wo auch immer ich hinsehe, veranstalten die Bäume und Büsche ihr Finale in herrlichen Farben, bevor der Winter das Ende des Jahres einläutet. Und wie es aussieht, sorgt die Natur für ein gutes Ende.
Es gibt ein anderes Ende, über das ich nicht so gerne nachdenke, und das ist mein eigenes Ende. In einem Monat werde ich wieder ein Jahr älter. Es ist keiner von den großen runden Geburtstagen, aber es dauert nicht mehr lange. Und mir ist klar geworden, dass ich den größten Teil meines Lebens hinter mir habe. Das ist schon ein beunruhigender Gedanke! Und wie bei meinem Roman – und in der Natur – sollte das Ende gut sein.
Mein ganzes Leben lang habe ich meine Geschichte einfach drauflosgeschrieben und ein Kapitel nach dem anderen erfunden. Es gab eine Menge Überraschungen, einiges an Drama und viele Gefühle. Und so wie beim Schreiben eines Romans gibt es ein paar Dinge, die ich berücksichtigen möchte, bevor ich das Ende erreiche.
Während ich über mein Leben nachdenke, fange ich an zu erkennen, wie all die »Melodien«, die Gott mir geschenkt hat, sich zu einem herrlichen Akkord vereinen. Selbst die schrägen Melodien, die mir zunächst nicht gefielen, haben ihren Teil zu Gottes Plan beigetragen. Und ich freue mich darauf, in den kommenden Jahren noch ein paar neue Lieder zu lernen.
Gebet
Herr Jesus, dein Tod hat mir ewiges Leben und unserem Vater Ehre gebracht. Nur du weißt, wann mein Ende kommt. Bis dahin gib mir bitte die Kraft und Weisheit, jeden Tag nach deinem Willen zu leben, damit ich hören kann, wie du sagst: »Gut gemacht!«
9. Verborgene Schätze
»So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau.«
1. Mose 1,27
Zwei meiner Lieblingshobbys, wenn ich nicht schreibe, sind Fahrradfahren und Wandern mit meinem Mann. Jetzt haben wir diese Abenteuer um eins ergänzt – Geocaching.
Das ist eine Art Schatzsuche. Begeisterte Fans dieses Sports verstecken Tausende (wenn nicht gar Millionen!) von »Caches« auf der ganzen Welt an abgelegenen Orten. Dann nennen sie die GPS-Koordinaten und geben schlaue Hinweise, wie man die Verstecke findet. Einige haben wir im Urlaub in Florida gesucht, ein paar, als wir unseren Sohn in Kalifornien besucht haben, und einige bei einer Reise nach Deutschland. Und als ich mit meiner Schwester im Bundesstaat New York wandern war, haben wir auch welche gefunden. Sie sind einfach überall!
Eine Geocaching-App auf unseren Handys macht die Verstecke mit Hilfe von GPS-Koordinaten ausfindig. Dann führt der Kompass uns in die Nähe des entsprechenden Ortes. Danach folgen wir den Hinweisen und unseren eigenen Sinnen, um den versteckten Behälter zu finden. Manche sind direkt am Wegrand verborgen, für andere muss man sich ins Dickicht durchschlagen oder den Arm in irgendein Loch stecken – nicht gerade das, was ich am liebsten tue.
Große Caches haben die Größe eines Schuhkartons, mittlere sind etwa so groß wie eine Butterbrotdose und kleine sind oft in Plastikflaschen versteckt. Mikrocaches sind sogar noch kleiner. Die großen kann ich ziemlich gut finden, aber bei den winzigen muss ich mich oft geschlagen geben. In manchen Caches befinden sich kleine Gegenstände als Souvenir. Einmal habe ich darin einen Dollar gefunden. Alle haben eine Art Logbuch, in dem man sich verewigt. Aber was mich betrifft, ist das Vergnügen der Suche und die Freude, wenn ich das Versteck entdecke, Belohnung genug.
In letzter Zeit versuche ich, meine neuen Fertigkeiten in Sachen Schatzsuche auf mein geistliches Leben zu übertragen. Unser Pastor hat über das Bild Gottes gesprochen, das Imago Dei, das jeder Mensch in sich trägt. In der Bibel steht, dass wir als Ebenbild Gottes geschaffen wurden, also steckt dieser Funke in uns, ob wir ihn sehen oder nicht. Wenn wir unseren Nächsten lieben wollen, wie Jesus es uns aufgetragen hat, dann sollten wir immer daran denken, dass selbst die weniger liebenswürdigen Menschen nach seinem Abbild erschaffen wurden, obwohl es uns schwerfällt, dieses Bild zu sehen.
Manchmal begegne ich fremden Menschen und spüre sofort eine Verbindung – und entdecke, dass sie einen riesigen Cache an Glauben und Liebe für Christus in ihren Herzen haben. Ihre Schätze sind leicht zu finden. Aber es gibt auch Menschen, die mir gegen den Strich gehen oder deren äußerliches Verhalten aggressiv oder anstößig ist oder die überhaupt keine guten Eigenschaften zu haben scheinen.
Das sind die Leute, bei denen ich mich abwenden und aufgeben möchte, ohne mich überhaupt auf die Suche zu machen. Das Bild Gottes in ihnen zu entdecken, scheint ebenso schwierig, wie einen Mikrocache im Wald zu finden. Aber auch diese weniger liebenswürdigen Menschen sind nach Gottes Ebenbild erschaffen und deshalb haben sie es verdient, dass wir ihnen Gottes Liebe zeigen. Waren wir nicht alle einmal »verloren«?
Jesus hatte eine erstaunliche Gabe, diesen Funken des göttlichen Ebenbildes in so wenig vielversprechenden Menschen wie Zöllnern, Prostituierten und Besessenen zu finden. Und ich soll ihm doch immer ähnlicher werden, oder? Er hat uns gelehrt: »Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen«, aber ich wusste nie so recht, wie ich das anstellen sollte. Vielleicht ist der Schlüssel dazu wirklich, den verborgenen Schatz von Gottes Ebenbild zu suchen.
Jesus sagt uns auch, warum wir uns die Mühe machen sollen: »Dann werdet ihr reich belohnt werden: Ihr werdet Kinder des Höchsten sein. Denn auch er ist gütig zu Undankbaren und Bösen.« Er will nicht, dass irgendjemand verloren bleibt – und dann kann ich das auch nicht wollen.
Ich wünsche mir oft, ich hätte eine bequeme App, die mir das Ganze erleichtert, aber ich habe Gottes Wort, das mir die Richtung vorgibt. Wenn ich ihm konsequent folge, müsste das mehr als genug sein.
Gebet
Herr Jesus, manchmal fällt es mir schwer, schwierige Menschen so zu sehen, wie du es tust, und noch schwerer fällt es mir, sie zu lieben, wie du es tust. Hilf mir, immer daran zu denken, dass wir alle nach deinem Ebenbild erschaffen sind und dass deine Liebe jeder und jedem von uns gilt. Lehre mich, so zu lieben, wie du es tust.
10. Willkommen zu Hause!
»Doch alle, die bei dir Zuflucht suchen, werden sich freuen. Ihr Jubel kennt keine Grenzen, denn bei dir sind sie geborgen. Ja, wer dich liebt, darf vor Freude jubeln!«
Psalm 5,12
Dexter ist ein geretteter Kater. Er wurde irgendwo in Chicago gefunden und zu dem Tierheim gebracht, in dem meine Tochter Maya manchmal als Pflegemutter für streunende Katzen aushilft. Wir nennen sie die »Katzenflüsterin«, weil sie Tiere wie Dexter beruhigen und zähmen kann – und er hatte eine Menge Zähmung nötig.
Dexter ist groß, wild und schlau und er kam nicht mit den anderen Katzen im Tierheim zurecht, sondern rastete regelmäßig aus. Maya war bereit, sich um ihn zu kümmern, bis er sich beruhigt hatte und eine Familie ihn auf Dauer adoptieren konnte. Also nahm sie ihn mit nach Hause, wo er dem schlanken gelbbraunen Siamesenkater Leonidas begegnete.
Ich gebe zu, dass ich Dexter zuerst nicht mochte. Er war mir zu rauflustig und schien unsere viel kleinere »Edelkatze« zu schikanieren. Aber während die Monate verstrichen und Maya mit Liebe und Disziplin ihren fast magischen Einfluss auf das Tier ausübte, lernte ich Dexters einzigartige Persönlichkeit schätzen. Er schlief gerne an merkwürdigen Orten, zum Beispiel im Waschbecken im Badezimmer. Oder auf dem E-Bass meines Schwiegersohnes. Oder oben auf meinem Bücherregal, wenn er bei uns zu Besuch war. Einmal fand er einen Schlafplatz auf meinem Kaminsims. Und Weihnachten schlief er unter unserem Weihnachtsbaum, als hoffte er, für jemanden das Weihnachtgeschenk zu sein.
Maya brachte Dexter bei, sich auf Kommando zu setzen, einen kleinen Plastikball zu holen und Katzenvideospiele auf ihrem iPad zu spielen. Er liebte dieses Spiel und jagte Vögel oder fing Fische, sodass er schnell Level 3 erreicht hatte.
Und dann rief eines Tages das Tierheim an. Sie hatten eine Familie für Dexter gefunden. Alles ging so schnell, dass ich mich gar nicht verabschieden konnte. Als Maya anrief, um mir zu erzählen, dass er fort war, hinterließ das ein richtiges Loch in meinem Innern.
Mir wurde klar, wie sehr ich ihn vermissen würde, wie sehr ich dieses große, wilde, weiße Fellknäuel lieben gelernt hatte. Wir freuten uns für Dexter, aber für uns war es traurig.
Auch Leonidas vermisste ihn. Die beiden waren Freunde geworden. Leonidas schlich durch die leeren Räume, als suchte er Dexter, und miaute klagend. Maya tat er so leid, dass sie überlegte, ob sie wieder eine Katze in Pflege nehmen sollte. Ich war mir nicht sicher, ob ich den Kummer ein zweites Mal ertragen konnte.
Eine Woche später rief das Tierheim wieder an. Dexter war zurück! Seine neuen Besitzer waren nicht glücklich mit ihm und er wohl auch nicht mit ihnen. Würde Maya ihn eventuell wieder zu sich nehmen? Ich glaube, wir haben alle vor Freude geheult. Sie sagte zu mir: »Wenn eine Katze lächeln kann, dann hat Dexter von einem Ohr zum anderen gegrinst, als er in unser Haus spazierte.«
Sie und ihr Mann haben Dexter schließlich adoptiert. Jetzt gehört er zu ihnen. Endlich hat er als Teil unserer Familie ein Zuhause.
Ich glaube, Dexters Geschichte geht uns deshalb so zu Herzen, weil es auch unsere Geschichte ist. In Christus wurden wir aus unserem früheren Leben gerettet, erlöst und neu gemacht und dann in Gottes Familie aufgenommen. Ich will nie vergessen, wie mein Leben ohne Christus wäre. Und ich will meine Rettung und Adoption nie für selbstverständlich halten.
Aber was ist mit all den Menschen um uns herum, die immer noch verloren und auf der Suche sind? Sollte ich aus Dankbarkeit für das, was Christus für mich getan hat, nicht alles dafür tun, um die Verlorenen zu retten und ihnen zu helfen, auch bei ihm ihr Zuhause zu finden?
Gebet
Herr Jesus, danke, dass du den Preis für meine Rettung bezahlt hast, als ich verloren und nicht liebenswürdig war. Alles, was ich habe und was ich heute bin, verdanke ich deiner großen Liebe zu mir. Bitte schenke mir deine Liebe für die verlorenen und gebrochenen Menschen um mich herum. Hilf mir, ihnen deine Liebe zu zeigen.
11. Auf der Bühne
»Seid immer bereit, Rede und Antwort zu stehen, wenn euch andere nach der Hoffnung fragen, die euch erfüllt.«
1. Petrus 3,15
Als mein Mann und ich einmal bei unserem Sohn Benjamin zu Besuch waren, baten mein Mann und ich ihn, Karten für die Aufnahme einer Fernsehsendung für uns zu besorgen. Er ergatterte Plätze in den Universal Studios, als zwei Episoden von Familien-Duell mit dem Moderator Steve Harvey aufgezeichnet wurden. Wir saßen in der zweiten Reihe ganz in der Mitte und hatten einen Riesenspaß!
Der junge Mann, der den Anheizer machte, brachte das Publikum mit allen möglichen Mätzchen und Wettbewerben in Stimmung und das war schon beeindruckend. Dann kam Steve Harvey heraus und wir haben gelacht, bis uns der Bauch wehtat. Bei diesen Aufzeichnungen passiert viel mehr als das, was am Ende gesendet wird – und der Mann ist unglaublich witzig! Während der Werbepausen blieb er auf der Bühne und unterhielt uns mit einem Comedy-Programm. Außerdem beantwortete er Fragen aus dem Publikum, die man vorher hatte einreichen können. Wir wurden nicht wie Zuschauer behandelt, auf deren Lacher man es abgesehen hatte, sondern wie ein Publikum, dem er etwas bieten wollte.
Während der letzten Werbepause bat Steve uns, nach der Aufnahme sitzen zu bleiben, weil er uns noch etwas sagen wollte. Das taten wir. Er trat an den Bühnenrand und erzählte uns, wie Gott in seinem Leben gewirkt hatte. Er erzählte seine eigene Geschichte aus einem echten Bedürfnis heraus und sagte: »Das hat Gott in meinem Leben bewirkt und bei Ihnen kann er das auch tun. Gott liebt Sie. Er will eine Beziehung zu Ihnen haben.«
Wir waren ein bunt gemischtes Publikum unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und Prägung, aber wir alle waren mucksmäuschenstill, während er sprach. Er hatte sich mit seinem Humor, seiner echten Herzlichkeit und seiner Ehrlichkeit während der Show unseren Respekt verdient und jetzt hörten wir zu. »Sie wissen, dass es einen Gott gibt«, sagte er lächelnd. »Das wissen Sie. Und er will mit Ihnen zu tun haben, weil er Sie liebt.«
Steve Harvey hat mich an diesem Nachmittag unterhalten und dann hat er mich etwas gelehrt. Er hat mir gezeigt, welche Macht darin liegt, wenn man anderen einfach erzählt, was Gott im eigenen Leben getan hat. Ich brauche keine Bibelverse auswendig zu lernen und ich brauche auch kein Theologiestudium, sondern ich kann einfach meine Geschichte erzählen und Menschen daran erinnern, dass Gott sie liebt. Und ich habe darüber gestaunt, dass ein Mann von seinem Format in der Unterhaltungsindustrie den Mut hatte, die Plattform, die Gott ihm gegeben hat, für solche offenen Worte zu nutzen.
Es war nicht nur das Publikum, das sein Zeugnis gehört hat, sondern auch die Kameraleute, die Techniker, Produzenten und Bühnenarbeiter – Menschen, mit denen Steve jeden Tag zusammenarbeitet. Und es hat mich daran erinnert, dass Gott jedem von uns ein »Publikum« gegeben hat, das wir erreichen können, ob bei der Arbeit, in der Schule, zu Hause oder auf der Straße. Und Steve hat mich zum Nachdenken gebracht – nutze ich die Orte, an die Gott mich führt, und die Menschen, die er in mein Leben stellt, eigentlich, um ihm Ehre zu machen? Nehme ich mir die Zeit, Menschen zu ermutigen, so wie Steve Harvey es getan hat? Hut ab, Steve Harvey, für eine großartige Show und eine denkwürdige Lektion.
Gebet
Herr Gott, du hast jeder und jedem von uns durch deinen Sohn neues Leben geschenkt. Wir sollten diese Gute Nachricht bereitwillig allen weitergeben, denen wir begegnen – und trotzdem zögern wir manchmal. Gib uns heute den Mut und die Kühnheit, jemandem, der dich nicht kennt, einfach zu erzählen, was du für uns getan hast.