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Inhalt

Titelseite

Vorwort

Die teure Gnade

Der Ruf in die Nachfolge.

Der einfältige Gehorsam.

Die Nachfolge und das Kreuz.

Die Nachfolge und der Einzelne.

Matthäus 5: Vom „Außerordentlichen“ des christlichen Lebens

Matthäus 6: Von der Verborgenheit des christlichen Lebens.

Matthäus 7: Die Aussonderung der Jüngergemeinde.

Die Boten. Eine Auslegung von Mt. 9,35- 10,42.

ZWEITER TEIL

Die Kirche Jesu Christi und die Nachfolge.

Vorfragen.

Die Taufe.

Der Leib Christi.

Die sichtbare Gemeinde.

Die Heiligen.

Impressum

Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge

 

 

 

 

 

Diese E-Book-Ausgabe basiert auf der Buchausgabe von 1937.

 

Vorwort

Es stellt sich in Zeiten der kirchlichen Erneuerung von selbst ein, dass uns die Heilige Schrift reicher wird. Hinter den notwendigen Tages- und Kampfparolen der kirchlichen Auseinandersetzung regt sich ein stärkeres Suchen und Fragen nach dem, um den es allein geht, nach Jesus selbst. Was hat Jesus uns sagen wollen? Was will er heute von uns? Wie hilft er uns dazu, heute treue Christen zu sein? Nicht was dieser oder jener Mann der Kirche will, ist uns zuletzt wichtig, sondern was Jesus will, wollen wir wissen. Sein eigenes Wort wollen wir hören, wenn wir zur Predigt gehen. Daran liegt uns nicht nur um unsertwillen, sondern auch um all der vielen willen, denen die Kirche und ihre Botschaft fremd geworden ist. Wir sind wohl auch der Meinung, dass ganz andere Menschen das Wort hören und auch ganz andere Menschen sich wieder abwenden würden, wenn es dazu käme, dass Jesus selbst und Jesus allein mit seinem Worte in der Predigt unter uns wäre. Nicht als wäre die Predigt unserer Kirche nicht mehr Gottes Wort, aber wieviel unreiner Klang, wie viele menschliche, harte Gesetze und wie viele falsche Hoffnungen und Tröstungen trüben noch das reine Wort Jesu und erschweren die echte Entscheidung! Es ist doch nicht nur die Schuld der anderen, wenn sie unsere Predigt, die ja gewiss ganz allein Christuspredigt sein will, hart und schwer finden, weil sie belastet ist mit Formeln und Begriffen, die ihnen fremd sind. Es ist doch nicht wahr, dass jedes Wort, das sich heute gegen unsere Predigt richtet, schon eine Absage an Christus, Antichristentum ist. Wollen wir wirklich die Gemeinschaft mit denen verleugnen, deren es heute eine große Zahl gibt, die zu unserer Predigt kommen, sie hören wollen und doch immer wieder betrübt bekennen müssen, dass wir ihnen den Zugang zu Jesus zu schwer machen? Sie glauben, dass es nicht das Wort Jesu selbst sei, dem sie sich entziehen wollten, aber dass zu viel Menschliches, Institutionelles, Doktrinäres zwischen sie und Jesus träte. Wer von uns wüsste nun nicht sogleich all die Antworten, die man hier geben könnte, und mit denen man sich der Verantwortung für jene Menschen leicht entziehen kann. Wäre es aber nicht auch eine Antwort, wenn wir uns fragten, ob nicht wir selbst dem Worte Jesu oft in den Weg treten, indem wir vielleicht zu stark an bestimmten Formulierungen, an einem für seine Zeit, seinen Ort und seine Gesellschaftsstruktur bestimmten Predigttypus hängen, indem wir vielleicht wirklich zu „dogmatisch“ und zu wenig „aufs Leben“ hin predigen, indem wir gewisse Gedanken der Schrift gern immer wieder sagen und dabei an wichtigen andern Worten zu achtlos vorübergehen, indem wir doch immer noch zu viel eigene Meinungen und Überzeugungen und zu wenig Jesus Christus selbst predigen? Es gäbe ja nichts, was unserer eigenen Absicht tiefer widerspräche und was zugleich verderblicher wäre für unsere Verkündigung, als wenn wir die Mühseligen und Beladenen, die Jesus zu sich ruft, mit schweren Menschensatzungen belasteten und sie so wieder von ihm forttrieben. Wie würde die Liebe Jesu Christi damit verspottet vor Christen und vor Heiden! Weil aber hier nicht allgemeine Fragen und Selbstbeschuldigungen etwas helfen, lassen wir uns zur Schrift, zum Wort und Ruf Jesu Christi selbst zurückführen. Hier suchen wir aus der Armut und Enge unserer eigenen Überzeugungen und Fragen die Weite und den Reichtum, die uns in Jesus geschenkt sind.

Wir wollen von dem Ruf in die Nachfolge Jesu sprechen. Laden wir damit den Menschen ein neues, schwereres Joch auf? Sollen hier zu all den Menschensatzungen, unter denen Seelen und Leiber seufzen, noch härtere, unerbittlichere hinzugefügt werden? Soll mit der Erinnerung an die Nachfolge Jesu nur noch ein spitzerer Stachel in die beunruhigten und verletzten Gewissen getrieben werden? Sollen hier etwa zum soundsovielten Male in der Kirchengeschichte unmögliche, quälerische, exzentrische Forderungen aufgestellt werden, deren Befolgung wohl ein frommer Luxus einiger weniger sein mag, die aber von dem arbeitenden, um sein Brot, um seinen Beruf, um seine Familie sorgenden Menschen als das gottloseste Gottversuchen verworfen werden müssen? Geht es denn der Kirche darum, eine geistliche Gewaltherrschaft über die Menschen aufzurichten, indem sie eigenmächtig unter Androhung irdischer und ewiger Strafen setzt und befiehlt, was alles ein Mensch zu glauben und zu tun habe, um selig zu werden? Soll das Wort der Kirche neue Tyrannei und Vergewaltigung über die Seelen bringen? Es mag ja sein, dass manche Menschen sich nach solcher Knechtung sehnen. Aber könnte die Kirche jemals einem solchen Verlangen dienen?

Wenn die Heilige Schrift von der Nachfolge Jesu spricht, so verkündigt sie damit die Befreiung des Menschen von allen Menschensatzungen, von allem, was drückt, was belastet, was Sorge und Gewissensqual macht. In der Nachfolge kommen die Menschen aus dem harten Joch ihrer eigenen Gesetze unter das sanfte Joch Jesu Christi. Wird damit dem Ernst der Gebote Jesu Abbruch getan? Nein, vielmehr wird erst dort, wo das ganze Gebot Jesu, der Ruf in die uneingeschränkte Nachfolge bestehen bleibt, die volle Befreiung der Menschen zur Gemeinschaft Jesu möglich. Wer ungeteilt dem Gebote Jesu folgt, wer das Joch Jesu ohne Widerstreben auf sich ruhen lässt, dem wird die Last leicht, die er zu tragen hat, der empfängt in dem sanften Druck dieses Joches die Kraft, den rechten Weg ohne Ermatten zu gehen. Das Gebot Jesu ist hart, unmenschlich hart, für den, der sich dagegen wehrt. Jesu Gebot ist sanft und nicht schwer für den, der sich willig darein ergibt. „Seine Gebote sind nicht schwer“ (1. Joh. 5,3). Das Gebot Jesu hat nichts zu tun mit seelischen Gewaltkuren. Jesus fordert nichts von uns, ohne uns die Kraft zu geben, es auch zu tun. Jesu Gebot will niemals Leben zerstören, sondern Leben erhalten, stärken, heilen.

Aber noch bedrängt uns die Frage, was der Ruf in die Nachfolge Jesu heute für den Arbeiter, für den Geschäftsmann, für den Landwirt, für den Soldaten bedeuten könne, die Frage, ob hier nicht ein unerträglicher Zwiespalt in das Dasein des in der Welt arbeitenden Menschen und Christen getragen werde. ist das Christentum der Nachfolge Jesu nicht doch eine Sache für eine gar zu kleine Zahl von Menschen? Bedeutet es nicht ein Zurückstoßen der großen Massen des Volkes, eine Verachtung der Schwachen und Armen? Wird aber nicht gerade damit die große Barmherzigkeit Jesu Christi verleugnet, der zu den Sündern und Zöllnern, den Armen und Schwachen, den Irrenden und Verzweifelnden kam? Was sollen wir dazu sagen? Sind es wenige oder sind es viele, die zu Jesus gehören? Jesus starb am Kreuz allein, verlassen von seinen Jüngern. Neben ihm hingen nicht zwei seiner Getreuen, sondern zwei Mörder. Aber unter dem Kreuz standen sie alle, Feinde und Gläubige, Zweifelnde und Furchtsame, Spötter und Überwundene, und ihnen allen und ihrer Sünde galt in dieser Stunde das Gebet Jesu um Vergebung. Die barmherzige Liebe Gottes lebt mitten unter ihren Feinden. Es ist derselbe Jesus Christus, der uns aus Gnade in seine Nachfolge ruft und dessen Gnade den Schächer am Kreuz in seiner letzten Stunde selig macht.

Wohin wird der Ruf in die Nachfolge diejenigen führen, die ihm folgen? Welche Entscheidungen und Scheidungen wird er mit sich bringen? Wir müssen mit dieser Frage zu dem gehen, der allein die Antwort weiß. Jesus Christus, der Nachfolge gebietet, weiß allein, wo der Weg hingeht. Wir aber wissen, dass es ganz gewiss ein über alle Maßen barmherziger Weg sein wird. Nachfolge ist Freude. Es scheint heute so schwer zu sein, den schmalen Weg der kirchlichen Entscheidung in aller Gewissheit zu gehen und doch in der ganzen Weite der Christusliebe zu allen Menschen, der Geduld, der Barmherzigkeit, der „Philanthropie“ Gottes (Tit. 3,4) mit den Schwachen und Gottlosen zu bleiben; und doch muss beides beieinander sein, sonst gehen wir Menschenwege. Gott schenke uns in allem Ernst des Nachfolgens die Freude, in allem Nein zur Sünde das Ja zum Sünder, in aller Abwehr der Feinde das überwindende und gewinnende Wort des Evangeliums. „Kommet her zu mir alle, die Ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet Ihr Ruhe finden für eure Seelen. denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Matth. 11,28 ff.).

 


ERSTER TEIL

 Die teure Gnade

Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf heute geht um die teure Gnade. Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im Voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre auch Gnade, die nicht billige Gnade ist?

Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe Gottes als christliche Gottesidee. Wer sie bejaht, der hat schon Vergebung seiner Sünden. Die Kirche dieser Gnadenlehre ist durch sie schon der Gnade teilhaftig. In dieser Kirche findet die Welt billige Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht. Billige Gnade ist darum Leugnung des lebendigen Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes.

Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. Weil Gnade doch alles allein tut, darum kann alles beim Alten bleiben. „Es ist doch unser Tun umsonst“. Welt bleibt Welt, und wir bleiben Sünder „auch in dem besten Leben“. Es lebe also auch der Christ wie die Welt, er stelle sich der Welt in allen Dingen gleich und unterfange sich ja nicht – bei der Ketzerei des Schwärmertums! – unter der Gnade ein anderes Leben zu führen als unter der Sünde! Er hüte sich gegen die Gnade zu wüten, die große, billige Gnade zu schänden und neuen Buchstabendienst aufzurichten durch den Versuch eines gehorsamen Lebens unter den Geboten Jesu Christi! Die Welt ist durch Gnade gerechtfertigt, darum – um des Ernstes dieser Gnade willen!, um dieser unersetzlichen Gnade nicht zu widerstreben! – lebe der Christ wie die übrige Welt! Gewiss, er würde gern ein Außerordentliches tun, es ist für ihn unzweifelhaft der schwerste Verzicht, dies nicht zu tun, sondern weltlich leben zu müssen. Aber er muss den Verzicht leisten, die Selbstverleugnung üben, sich von der Welt mit seinem Leben nicht zu unterscheiden. Soweit muss er die Gnade wirklich Gnade sein lassen, dass er der Welt den Glauben an diese billige Gnade nicht zerstört. Der Christ aber sei in seiner Weltlichkeit, in diesem notwendigen Verzicht, den er um der Welt – nein, um der Gnade willen! – leisten muss, getrost und sicher (securus) im Besitz dieser Gnade, die alles allein tut. Also, der Christ folge nicht nach, aber er tröste sich der Gnade! Das ist billige Gnade als Rechtfertigung der Sünde, aber nicht als Rechtfertigung des bußfertigen Sünders, der von seiner Sünde lässt und umkehrt; nicht Vergebung der Sünde, die von der Sünde trennt. Billige Gnade ist die Gnade, die wir mit uns selbst haben. Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus.

Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt. Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss. Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teuer ist die Gnade vor allem darum, weil sie Gott teuer gewesen ist, weil sie Gott das Leben seines Sohnes gekostet hat – „Ihr seid teuer erkauft“ –, und weil uns nicht billig sein kann, was Gott teuer ist. Gnade ist sie vor allem darum, weil Gott sein Sohn nicht zu teuer war für unser Leben, sondern ihn für uns hingab. Teure Gnade ist Menschwerdung Gottes.

Teure Gnade ist Gnade als das Heiligtum Gottes, das vor der Welt behütet werden muss, Das nicht vor die Hunde geworfen werden darf, sie ist darum Gnade als lebendiges Wort, Wort Gottes, das er selbst spricht, wie es ihm gefällt. Es trifft uns als gnädiger Ruf in die Nachfolge Jesu, es kommt als vergebendes Wort zu dem geängsteten Geist und dem zerschlagenen Herzen. Teuer ist die Gnade, weil sie den Menschen unter das Joch der Nachfolge Jesu Christi zwingt, Gnade ist es, dass Jesus sagt: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“

Zweimal ist an Petrus der Ruf ergangen: Folge mir nach! Es war das erste und das letzte Wort Jesu an seinen Jünger (Markus 1,17; Joh. 21,22). Sein ganzes Leben liegt zwischen diesen beiden Rufen. Das erste Mal hatte Petrus am See Genezareth auf Jesu Ruf hin seine Netze, seinen Beruf verlassen und war ihm aufs Wort nachgefolgt. Das letztemal trifft ihn der Auferstandene in seinem alten Beruf, wiederum am See Genezareth, und noch einmal heißt es: Folge mir nach! Dazwischen lag ein ganzes Jüngerleben in der Nachfolge Christi. In seiner Mitte stand das Bekenntnis zu Jesus als dem Christus Gottes. Es ist dem Petrus dreimal ein und dasselbe verkündigt, am Anfang, am Ende und in Cäsarea Philippi, nämlich dass Christus sein Herr und Gott sei. Es ist dieselbe Gnade Christi, die ihn ruft: Folge mir nach! und die sich ihm offenbart im Bekenntnis zum Sohne Gottes.

Es war ein dreifaches Anhalten der Gnade auf dem Wege des Petrus, die Eine Gnade dreimal verschieden verkündigt; so war sie Christi eigene Gnade, und gewiss nicht Gnade, die der Jünger sich selbst zusprach. Es war dieselbe Gnade Christi, die den Jünger überwand, alles zu verlassen um der Nachfolge willen, die in ihm das Bekenntnis wirkte, das aller Welt eine Lästerung scheinen musste, die den untreuen Petrus in die letzte Gemeinschaft des Martyriums rief und ihm damit alle Sünden vergab. Gnade und Nachfolge gehören für das Leben des Petrus unauflöslich zusammen. Er hatte die teure Gnade empfangen. Mit der Ausbreitung des Christentums und der zunehmenden Verweltlichung der Kirche ging die Erkenntnis der teuren Gnade allmählich verloren. Die Welt war christianisiert, die Gnade war Allgemeingut einer christlichen Welt geworden. Sie war billig zu haben. Doch bewahrte die römische Kirche einen Rest der ersten Erkenntnis. Es war von entscheidender Bedeutung, dass das Mönchtum sich nicht von der Kirche trennte und dass die Klugheit der Kirche das Mönchtum ertrug. Hier war am Rande der Kirche der Ort, an dem die Erkenntnis wachgehalten wurde, dass Gnade teuer ist, dass Gnade die Nachfolge einschließt. Menschen verließen um Christi willen alles, was sie hatten, und versuchten, den strengen Geboten Jesu zu folgen in täglicher Übung. So wurde das mönchische Leben ein lebendiger Protest gegen die Verweltlichung des Christentums, gegen die Verbilligung der Gnade. Indem aber die Kirche diesen Protest ertrug und nicht zum letzten Ausbruch kommen ließ, relativierte sie ihn, ja sie gewann nun aus ihm sogar die Rechtfertigung ihres eigenen verweltlichten Lebens; denn jetzt wurde das mönchische Leben zu der Sonderleistung Einzelner, zu der die Masse des Kirchenvolkes nicht verpflichtet werden konnte. Die verhängnisvolle Begrenzung der Gebote Jesu in ihrer Geltung auf eine bestimmte Gruppe besonders qualifizierter Menschen führte zu der Unterscheidung einer Höchstleistung und einer Mindestleistung des christlichen Gehorsams. Damit war es gelungen, bei jedem weiteren Angriff auf die Verweltlichung der Kirche hinzuweisen auf die Möglichkeit des mönchischen Weges innerhalb der Kirche, neben dem dann die andere Möglichkeit des leichteren Weges durchaus gerechtfertigt war. So musste der Hinweis auf das urchristliche Verständnis der teuren Gnade, wie er in der Kirche Roms durch das Mönchtum erhalten bleiben sollte, in paradoxer Weise selbst wieder der Verweltlichung der Kirche die letzte Rechtfertigung geben. Bei dem allen lag der entscheidende Fehler des Mönchtums nicht darin, dass es – bei allen inhaltlichen Missverständnissen des Willens Jesu – den Gnadenweg der strengen Nachfolge ging. Vielmehr entfernte sich das Mönchtum wesentlich darin vom Christlichen, dass es seinen Weg zu einer freien Sonderleistung einiger Weniger werden ließ und damit für ihn eine besondere Verdienstlichkeit in Anspruch nahm. Als Gott durch seinen Knecht Martin Luther in der Reformation das Evangelium von der reinen, teuren Gnade wieder erweckte, führte er Luther durch das Kloster. Luther war Mönch. Er hatte alles verlassen und wollte Christus in vollkommenem Gehorsam nachfolgen. Er entsagte der Welt und ging an das christliche Werk. Er lernte den Gehorsam gegen Christus und seine Kirche, weil er wusste, dass nur der Gehorsame glauben kann. Der Ruf ins Kloster kostete Luther den vollen Einsatz seines Lebens. Luther scheiterte mit seinem Weg an Gott selbst. Gott zeigte ihm durch die Schrift, dass die Nachfolge Jesu nicht verdienstliche Sonderleistung Einzelner, sondern göttliches Gebot an alle Christen ist. Das demütige Werk der Nachfolge war im Mönchtum zum verdienstlichen Tun der Heiligen geworden. Die Selbstverleugnung des Nachfolgenden enthüllte sich hier als die letzte geistliche Selbstbehauptung der Frommen. Damit war die Welt mitten in das Mönchsleben hineingebrochen und in gefährlichster Weise wieder am Werk. Die Weltflucht des Mönches war als feinste Weltliebe durchschaut. In diesem Scheitern der letzten Möglichkeit eines frommen Lebens ergriff Luther die Gnade. Er sah im Zusammenbruch der mönchischen Welt die rettende Hand Gottes in Christus ausgestreckt. Er ergriff sie im Glauben daran, dass „doch unser Tun umsonst ist, auch in dem besten Leben“. Es war eine teure Gnade, die sich ihm schenkte, sie zerbrach ihm seine ganze Existenz. Er musste seine Netze abermals zurücklassen und folgen. Das erste Mal, als er ins Kloster ging, hatte er alles zurückgelassen, nur sich selbst, sein frommes Ich, nicht. Diesmal war ihm auch dieses genommen. Er folgte nicht auf eigenes Verdienst, sondern auf Gottes Gnade hin. Es wurde ihm nicht gesagt: du hast zwar gesündigt, aber das ist nun alles vergeben, bleibe nur weiter, wo du warst, und tröste dich der Vergebung! Luther musste das Kloster verlassen und zurück in die Welt, nicht weil die Welt an sich gut und heilig wäre, sondern weil auch das Kloster nichts anderes war als Welt. Luthers Weg aus dem Kloster zurück in die Welt bedeutete den schärfsten Angriff, der seit dem Urchristentum auf die Welt geführt worden war. Die Absage, die der Mönch der Welt gegeben hatte, war ein Kinderspiel gegenüber der Absage, die die Welt durch den in sie Zurückgekehrten erfuhr. Nun kam der Angriff frontal. Nachfolge Jesu musste nun mitten in der Welt gelebt werden. Was unter den besonderen Umständen und Erleichterungen des klösterlichen Lebens als Sonderleistung geübt wurde, war nun das Notwendige und Gebotene für jeden Christen in der Welt geworden. Der vollkommene Gehorsam gegen das Gebot Jesu musste im täglichen Berufsleben geleistet werden. Damit vertiefte sich der Konflikt zwischen dem Leben des Christen und dem Leben der Welt in unabsehbarer Weise. Der Christ war der Welt auf den Leib gerückt. Es war Nahkampf.

Man kann die Tat Luthers nicht verhängnisvoller mißverstehen als mit der Meinung, Luther habe mit der Entdeckung des Evangeliums der reinen Gnade einen Dispens für den Gehorsam gegen das Gebot Jesu in der Welt proklamiert; die reformatorische Entdeckung sei die Heiligsprechung, die Rechtfertigung der Welt durch die vergebende Gnade gewesen. Der weltliche Beruf des Christen erfährt vielmehr seine Rechtfertigung für Luther allein dadurch, dass in ihm der Protest gegen die Welt in letzter Schärfe angemeldet wird. Nur sofern der weltliche Beruf des Christen in der Nachfolge Jesu ausgeübt wird, hat er vom Evangelium her neues Recht empfangen. Nicht Rechtfertigung der Sünde, sondern Rechtfertigung des Sünders war der Grund für Luthers Rückkehr aus dem Kloster. Teure Gnade war Luther geschenkt worden. Gnade war es, weil sie Wasser auf das durstige Land, Trost für die Angst, Befreiung von der Knechtschaft des selbstgewählten Weges, Vergebung aller Sünden war. Teuer war die Gnade, weil sie nicht dispensierte vom Werk, sondern den Ruf in die Nachfolge unendlich verschärfte. Aber gerade worin sie teuer war, darin war sie Gnade, und worin sie Gnade war, darin war sie teuer. Das war das Geheimnis des reformatorischen Evangeliums, das Geheimnis der Rechtfertigung des Sünders.

Und dennoch bleibt der Sieger der Reformationsgeschichte nicht Luthers Erkenntnis von der reinen, teuren Gnade, sondern der wachsame religiöse Instinkt des Menschen für den Ort, an dem die Gnade am billigsten zu haben ist. Es bedurfte nur einer ganz leichten, kaum merklichen Verschiebung des Akzentes, und das gefährlichste und verderblichste Werk war getan. Luther hatte gelehrt, dass der Mensch auch in seinen frömmsten Wegen und Werken vor Gott nicht bestehen kann, weil er im Grund immer sich selbst sucht. Er hatte in dieser Not die Gnade der freien und bedingungslosen Vergebung aller Sünden im Glauben ergriffen. Luther wusste dabei, dass ihm diese Gnade ein Leben gekostet hatte und noch täglich kostete; denn er war ja durch die Gnade nicht dispensiert von der Nachfolge, sondern erst recht in sie hineingestoßen. Wenn Luther von der Gnade sprach, so meinte er sein eigenes Leben immer mit, das durch die Gnade erst in den vollen Gehorsam Christi gestellt worden war. Er konnte gar nicht anders von der Gnade reden, als eben so. Dass die Gnade allein es tut, hatte Luther gesagt, und wörtlich so wiederholten es seine Schüler, mit dem einzigen Unterschied, dass sie sehr bald das ausließen und nicht mitdachten und sagten, was Luther immer selbstverständlich mitgedacht hatte, nämlich die Nachfolge, ja, was er nicht mehr zu sagen brauchte, weil er ja immer selbst als einer redete, den die Gnade in die schwerste Nachfolge Jesu geführt hatte. Die Lehre der Schüler war also unanfechtbar von der Lehre Luthers her, und doch wurde diese Lehre das Ende und die Vernichtung der Reformation als der Offenbarung der teuren Gnade Gottes auf Erden. Aus der Rechtfertigung des Sünders in der Welt wurde die Rechtfertigung der Sünde und der Welt. Aus der teuren Gnade wurde die billige Gnade ohne Nachfolge.

Sagte Luther, dass unser Tun umsonst ist, auch in dem besten Leben, und dass darum bei Gott nichts gilt „denn Gnad und Gunst, die Sünden zu vergeben“, so sagte er es als einer, der sich bis zu diesem Augenblick und schon im selben Augenblick wieder neu in die Nachfolge Jesu, zum Verlassen von allem, was er hatte, berufen wusste. Die Erkenntnis der Gnade war für ihn der letzte radikale Bruch mit der Sünde seines Lebens, niemals aber ihre Rechtfertigung. Sie war im Ergreifen der Vergebung die letzte radikale Absage an das eigenwillige Leben, sie war darin selbst erst eigentlich ernster Ruf zur Nachfolge. Sie war ihm jeweils „Resultat“, freilich göttliches, nicht menschliches Resultat. Dieses Resultat aber wurde von den Nachfahren zur prinzipiellen Voraussetzung einer Kalkulation gemacht. Darin lag das ganze Unheil. ist Gnade das von Christus selbst geschenkte „Resultat“ christlichen Lebens, so ist dieses Leben keinen Augenblick dispensiert von der Nachfolge. ist aber Gnade prinzipielle Voraussetzung meines christlichen Lebens, so habe ich damit im Voraus die Rechtfertigung meiner Sünden, die ich im Leben in der Welt tue. Ich kann nun auf diese Gnade hin sündigen, die Welt ist ja im Prinzip durch Gnade gerechtfertigt. Ich bleibe daher in meiner bürgerlich-weltlichen Existenz wie bisher, es bleibt alles beim alten, und ich darf sicher sein, dass mich die Gnade Gottes bedeckt. Die ganze Welt ist unter dieser Gnade „christlich“ geworden, das Christentum aber ist unter dieser Gnade in nie da gewesener Weise zur Welt geworden. Der Konflikt zwischen christlichem und bürgerlich-weltlichem Berufsleben ist aufgehoben. Das christliche Leben besteht eben darin, dass ich in der Welt und wie die Welt lebe, mich in nichts von Ihr unterscheide, ja mich auch gar nicht – um der Gnade willen! – von Ihr unterscheiden darf, dass ich mich aber zu gegebener Zeit aus dem Raum der Welt in den Raum der Kirche begebe, um mich dort der Vergebung meiner Sünden vergewissern zu lassen. Ich bin von der Nachfolge Jesu befreit – durch die billige Gnade, die der bitterste Feind der Nachfolge sein muss, die die wahre Nachfolge hassen und schmähen muss. Gnade als Voraussetzung ist billigste Gnade; Gnade als Resultat teure Gnade. Es ist erschreckend, zu erkennen, was daran liegt, in welcher Weise eine evangelische Wahrheit ausgesprochen und gebraucht wird. Es ist dasselbe Wort von der Rechtfertigung aus Gnaden allein; und doch führt der falsche Gebrauch desselben Satzes zur vollkommenen Zerstörung seines Wesens.

Wenn Faust am Ende seines Lebens in der Arbeit an der Erkenntnis sagt: „Ich sehe, dass wir nichts wissen können“, so ist das Resultat, und etwas durchaus anderes, als wenn dieser Satz von einem Studenten im ersten Semester übernommen wird, um damit seine Faulheit zu rechtfertigen (Kierkegaard). Als Resultat ist der Satz wahr, als Voraussetzung ist er Selbstbetrug. Das bedeutet, dass eine Erkenntnis nicht getrennt werden kann von der Existenz, in der sie gewonnen ist. Nur wer in der Nachfolge Jesu im Verzicht auf alles, was er hatte, steht, darf sagen, dass er allein aus Gnaden gerecht werde. Er erkennt den Ruf in die Nachfolge selbst als Gnade und die Gnade als diesen Ruf. Wer sich aber mit dieser Gnade von der Nachfolge dispensieren will, betrügt sich selbst. Aber geriet nicht Luther selbst in die gefährlichste Nähe dieser völligen Verkehrung im Verständnis der Gnade? Was bedeutet es, wenn Luther sagen kann: „Pecca fortiter, sed fortius fide et gaude in Christo“ – „Sündige tapfer, aber glaube und freue dich in Christo um so tapferer!“ (Anm.: Enders III, S. 208, 118 ff.). Also, du bist nun einmal ein Sünder, und kommst doch nie aus der Sünde heraus; ob du ein Mönch bist oder ein Weltlicher, ob du fromm sein willst oder böse, du entfliehst dem Stricke der Welt nicht, du sündigst. So sündige denn tapfer – und zwar gerade auf die geschehene Gnade hin! ist das die unverhüllte Proklamation der billigen Gnade, der Freibrief für die Sünde, die Aufhebung der Nachfolge? Ist das die lästerliche Aufforderung zum mutwilligen Sündigen auf Gnade hin? Gibt es eine teuflischere Schmähung der Gnade, als auf die geschenkte Gnade Gottes hin zu sündigen? Hat der katholische Katechismus nicht recht, wenn er hierin die Sünde wider den Heiligen Geist erkennt?

Es kommt hier zum Verständnis alles darauf an, die Unterscheidung von Resultat und Voraussetzung in Anwendung zu bringen. Wird Luthers Satz zur Voraussetzung einer Gnadentheologie, so ist die billige Gnade ausgerufen. Aber eben nicht als Anfang, sondern ganz ausschließlich als Ende, als Resultat, als Schlußstein, als allerletztes Wort ist Luthers Satz recht zu verstehen. Als Voraussetzung verstanden, wird das pecca fortiter zum ethischen Prinzip; einem Prinzip der Gnade muss ja das Prinzip des pecca fortiter entsprechen. Das ist Rechtfertigung der Sünde. So wird Luthers Satz in sein Gegenteil verkehrt. „Sündige tapfer“ – das konnte für Luther nur die allerletzte Auskunft, der Zuspruch für den sein, der auf seinem Wege der Nachfolge erkennt, dass er nicht sündlos werden kann, der in der Furcht vor der Sünde verzweifelt an Gottes Gnade. Für ihn ist das „Sündige tapfer“ nicht etwa eine grundsätzliche Bestätigung seines ungehorsamen Lebens, sondern es ist das Evangelium von der Gnade Gottes, vor dem wir immer und in jedem Stande Sünder sind und das uns gerade als Sünder sucht und rechtfertigt. Bekenne dich tapfer zu deiner Sünde, versuche Ihr nicht zu entfliehen, aber „glaube noch viel tapferer“. Du bist ein Sünder, so sei nun auch ein Sünder, wolle nicht etwas anderes sein, als was du bist, ja werde täglich wieder ein Sünder und sei tapfer darin. Zu wem aber darf das gesagt sein als zu dem, der täglich von Herzen der Sünde absagt, der täglich allem absagt, was ihn an der Nachfolge Jesu hindert, und der doch ungetröstet ist über seine tägliche Untreue und Sünde? Wer anders kann das ohne Gefahr für seinen Glauben hören, als der, der sich durch solchen Trost erneut in die Nachfolge Christi gerufen weiß? So wird Luthers Satz, als Resultat verstanden, zur teuren Gnade, die allein Gnade ist.

Gnade als Prinzip, pecca fortiter als Prinzip, billige Gnade ist zuletzt nur ein neues Gesetz, das nicht hilft und nicht befreit. Gnade als lebendiges Wort, pecca fortiter als Trost in der Anfechtung und Ruf in die Nachfolge, teure Gnade ist allein reine Gnade, die wirklich Sünden vergibt und den Sünder befreit. Wie die Raben haben wir uns um den Leichnam der billigen Gnade gesammelt; von Ihr empfingen wir das Gift, an dem die Nachfolge Jesu unter uns starb. Die Lehre von der reinen Gnade erfuhr zwar eine Apotheose ohnegleichen, die reine Lehre von der Gnade wurde Gott selbst, die Gnade selbst. Überall Luthers Worte und doch aus der Wahrheit in Selbstbetrug verkehrt. Hat unsere Kirche nur die Lehre von der Rechtfertigung, dann ist sie gewiss auch eine gerechtfertigte Kirche! so hieß es. Darin sollte also das rechte Erbe Luthers erkennbar werden, dass man die Gnade so billig wie möglich machte. Das sollte lutherisch heißen, dass man die Nachfolge Jesu den Gesetzlichen, den Reformierten oder den Schwärmern überließ, alles um der Gnade willen; dass man die Welt rechtfertigte und die Christen in der Nachfolge zu Ketzern machte. Ein Volk war christlich, war lutherisch geworden, aber auf Kosten der Nachfolge, zu einem allzu billigen Preis. Die billige Gnade hatte gesiegt.

Aber wissen wir auch, dass diese billige Gnade in höchstem Maße unbarmherzig gegen uns gewesen ist? ist der Preis, den wir heute mit dem Zusammenbruch der organisierten Kirchen zu zahlen haben, etwas anderes als eine notwendige Folge der zu billig erworbenen Gnade? Man gab die Verkündigung und die Sakramente billig, man taufte, man konfirmierte, man absolvierte ein ganzes Volk, ungefragt und bedingungslos, man gab das Heiligtum aus menschlicher Liebe den Spöttern und Ungläubigen, man spendete Gnadenströme ohne Ende, aber der Ruf in die strenge Nachfolge Christi wurde seltener gehört. Wo blieben die Erkenntnisse der alten Kirche, die im Taufkatechumenat so sorgsam über der Grenze zwischen Kirche und Welt, über der teuren Gnade wachte? Wo blieben die Warnungen Luthers vor einer Verkündung des Evangeliums, die die Menschen sicher machte in ihrem gottlosen Leben? Wann wurde die Welt grauenvoller und heilloser christianisiert als hier? Was sind die 3000 von Karl dem Großen am Leibe getöteten Sachsen gegenüber den Millionen getöteter Seelen heute? Es ist an uns wahr geworden, dass die Sünde der Väter an den Kindern heimgesucht wird bis ins dritte und vierte Glied. Die billige Gnade war unserer evangelischen Kirche sehr unbarmherzig.

Unbarmherzig ist die billige Gnade gewiss auch den meisten von uns ganz persönlich gewesen. Sie hat uns den Weg zu Christus nicht geöffnet, sondern verschlossen. Sie hat uns nicht in die Nachfolge gerufen, sondern in Ungehorsam hart gemacht. Oder war es nicht unbarmherzig und hart, wenn wir dort, wo wir den Ruf in die Nachfolge Jesu wohl einmal gehört hatten als den Gnadenruf Christi, wo wir vielleicht einmal die ersten Schritte der Nachfolge in der Zucht des Gehorsams gegen das Gebot gewagt hatten, überfallen wurden mit dem Wort von der billigen Gnade? Konnten wir dieses Wort anders hören, als dass es unseren Weg aufhalten wollte mit dem Ruf zu einer höchst weltlichen Nüchternheit, dass es die Freudigkeit zur Nachfolge in uns erstickte mit dem Hinweis, das alles sei ja nur unser selbstgewählter Weg, ein Aufwand an Kraft, Anstrengung und Zucht, der unnötig, ja höchst gefährlich sei? denn es sei ja eben in der Gnade schon alles bereit und vollbracht! Der glimmende Docht wurde unbarmherzig ausgelöscht. Es war unbarmherzig, zu einem Menschen so zu reden, weil er, durch solches billiges Angebot verwirrt, seinen Weg verlassen musste, auf den ihn Christus rief, weil er nun nach der billigen Gnade griff, die ihm die Erkenntnis der teuren Gnade für immer versperrte. Es konnte ja auch nicht anders kommen, als dass der betrogene schwache Mensch sich im Besitz der billigen Gnade auf einmal stark fühlte und in Wirklichkeit die Kraft zum Gehorsam, zur Nachfolge verloren hatte. Das Wort von der billigen Gnade hat mehr Christen zugrunde gerichtet als irgendein Gebot der Werke. Wir wollen nun in allem folgenden das Wort für diejenigen ergreifen, die eben darin angefochten sind, denen das Wort der Gnade erschreckend leer geworden ist. Es muss um der Wahrhaftigkeit willen für die unter uns gesprochen werden, die bekennen, dass sie mit der billigen Gnade die Nachfolge Christi verloren haben und mit der Nachfolge Christi wiederum das Verständnis der teuren Gnade. Einfach, weil wir es nicht leugnen wollen, dass wir nicht mehr in der rechten Nachfolge Christi stehen, dass wir wohl Glieder einer rechtgläubigen Kirche der reinen Lehre von der Gnade, aber nicht mehr ebenso Glieder einer nachfolgenden Kirche sind, muss der Versuch gemacht werden, Gnade und Nachfolge wieder in ihrem rechten Verhältnis zueinander zu verstehen. Hier dürfen wir heute nicht mehr ausweichen. Immer deutlicher erweist sich die Not unserer Kirche als die eine Frage, wie wir heute als Christen leben können.

Wohl denen, die schon am Ende des Weges, den wir gehen wollen, stehen und staunend begreifen, was wahrhaftig nicht begreiflich erscheint, dass Gnade teuer ist, gerade weil sie reine Gnade, weil sie Gnade Gottes in Jesus Christus ist. Wohl denen, die in einfältiger Nachfolge Jesu Christi von dieser Gnade überwunden sind, dass sie mit demütigem Geist die alleinwirksame Gnade Christi loben dürfen. Wohl denen, die in der Erkenntnis solcher Gnade in der Welt leben können, ohne sich an sie zu verlieren, denen in der Nachfolge Jesu Christi das himmlische Vaterland so gewiss geworden ist, dass sie wahrhaft frei sind für das Leben in dieser Welt. Wohl ihnen, für die Nachfolge Jesu Christi nichts heißt, als Leben aus der Gnade, und für die Gnade nichts heißt, als Nachfolge. Wohl ihnen, die in diesem Sinne Christen geworden sind, denen das Wort der Gnade barmherzig war.

 


Der Ruf in die Nachfolge.

„Und da Jesus vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach“ (Mk. 2,14).

Der Ruf ergeht, und ohne jede weitere Vermittlung folgt die gehorsame Tat des Gerufenen. Die Antwort des Jüngers ist nicht ein gesprochenes Bekenntnis des Glaubens an Jesus, sondern das gehorsame Tun. Wie ist dieses unmittelbare Gegenüber von Ruf und Gehorsam möglich? Es ist der natürlichen Vernunft überaus anstößig, sie muss sich bemühen, dieses harte Aufeinander zu trennen, es muss etwas dazwischentreten, es muss etwas erklärt werden. Es muss unter allen Umständen eine Vermittlung gefunden werden, eine psychologische, eine historische. Man stellt die törichte Frage, ob nicht der Zöllner Jesus schon vorher gekannt habe und daher bereit gewesen sei, auf seinen Ruf hin zu folgen. eben hierüber aber schweigt der Text hartnäckig, es liegt ihm ja gerade alles an dem gänzlich unvermittelten Gegenüber von Ruf und Tat. Psychologische Begründungen für die frommen Entscheidungen eines Menschen interessieren ihn nicht. Warum nicht? Weil es nur eine einzige gültige Begründung für dieses Gegenüber von Ruf und Tat gibt: Jesus Christus selbst. Er ist es, der ruft. Darum folgt der Zöllner. Die unbedingte, unvermittelte und unbegründbare Autorität Jesu wird in dieser Begegnung bezeugt. Nichts geht hier voraus, und es folgt nichts anderes als der Gehorsam des Gerufenen. Dass Jesus der Christus ist, gibt ihm Vollmacht zu rufen und auf sein Wort Gehorsam zu fordern. Jesus ruft in die Nachfolge, nicht als Lehrer und Vorbild, sondern als der Christus, der Sohn Gottes. So wird in diesem kurzen Text Jesus Christus und sein Anspruch auf den Menschen verkündigt, sonst nichts. Kein Lob fällt auf den Jünger, auf sein entschiedenes Christentum. Der Blick soll nicht auf ihn fallen, sondern allein auf den, der ruft, auf seine Vollmacht. Auch nicht ein Weg zum Glauben, zur Nachfolge ist gewiesen, es gibt keinen anderen Weg zum Glauben als den Gehorsam gegen den Ruf Jesu.

Was wird über den Inhalt der Nachfolge gesagt? Folge mir nach, laufe hinter mir her! Das ist alles. Hinter ihm hergehen, das ist etwas schlechthin Inhaltloses. Es ist wahrhaftig kein Lebensprogramm, dessen Verwirklichung sinnvoll erscheinen könnte, kein Ziel, kein Ideal, dem nachgestrebt werden sollte. Es ist gar keine Sache, für die es sich nach menschlicher Meinung verlohnte, irgendetwas oder gar sich selbst einzusetzen. Und was geschieht? Der Gerufene verlässt alles, was er hat, nicht, um damit etwas besonders Wertvolles zu tun, sondern einfach um des Rufes willen, weil er sonst nicht hinter Jesus hergehen kann. Diesem Tun ist an sich nicht der geringste Wert beigemessen. Es bleibt in sich selbst etwas völlig Bedeutungsloses, Unbeachtliches. Die Brücken werden abgebrochen, und es wird einfach vorwärtsgegangen. Man ist herausgerufen und soll „heraustreten“ aus der bisherigen Existenz, man soll „existieren“ im strengen Sinn des Wortes. Das Alte bleibt zurück, es wird ganz hingegeben. Aus den relativen Sicherungen des Lebens heraus in die völlige Unsicherheit (d. h. in Wahrheit in die absolute Sicherheit und Geborgenheit der Gemeinschaft Jesu); aus dem übersehbaren und Berechenbaren (d. h. dem in Wahrheit ganz Unberechenbaren) in das gänzlich Unübersehbare, Zufällige (d. h. in Wahrheit in das einzig Notwendige und Berechenbare); aus dem Bereich der endlichen Möglichkeiten (d. h. in Wahrheit der unendlichen Möglichkeiten) in den Bereich der unendlichen Möglichkeiten (d. h. in Wahrheit in die einzig befreiende Wirklichkeit) ist der Jünger geworfen. Das ist wiederum kein allgemeines Gesetz; vielmehr das genaue Gegenteil von aller Gesetzlichkeit. Es ist abermals nichts anderes, als die Bindung an Jesus Christus allein, d. h. gerade die vollkommene Durchbrechung jeder Programmatik, jeder Idealität, jeder Gesetzlichkeit. Darum ist kein weiterer Inhalt möglich, weil Jesus der einzige Inhalt ist. Neben Jesus gibt es hier keine Inhalte mehr. Er selbst ist es.

Der Ruf in die Nachfolge ist also Bindung an die Person Jesu Christi allein, Durchbrechung aller Gesetzlichkeiten durch die Gnade dessen, der ruft. Er ist gnädiger Ruf, gnädiges Gebot. Er ist jenseits der Feindschaft von Gesetz und Evangelium. Christus ruft, der Jünger folgt. Das ist Gnade und Gebot in einem. „Ich wandle fröhlich, denn ich suche deine Befehle“ (Psalm 119,45).

Nachfolge ist Bindung an Christus; weil Christus ist, darum muss Nachfolge sein. Eine Idee von Christus, ein Lehrsystem, eine allgemeine religiöse Erkenntnis von der Gnade oder Sündenvergebung macht Nachfolge nicht notwendig, ja schließt sie in Wahrheit aus, ist der Nachfolge feindlich. Zu einer Idee tritt man in ein Verhältnis der Erkenntnis, der Begeisterung, vielleicht auch der Verwirklichung, aber niemals der persönlichen gehorsamen Nachfolge. Ein Christentum ohne den lebendigen Jesus Christus bleibt notwendig ein Christentum ohne Nachfolge, und ein Christentum ohne Nachfolge ist immer ein Christentum ohne Jesus Christus; es ist Idee, Mythos. Ein Christentum, in dem es nur den Vatergott, aber nicht Christus als lebendigen Sohn gibt, hebt die Nachfolge geradezu auf. Hier gibt es Gottvertrauen, aber nicht Nachfolge. Allein weil der Sohn Gottes Mensch wurde, weil er Mittler ist, ist Nachfolge das rechte Verhältnis zu ihm. Nachfolge ist gebunden an den Mittler, und wo von Nachfolge recht gesprochen wird, dort wird von dem Mittler Jesus Christus, dem Sohn Gottes gesprochen. Nur der Mittler, der Gottmensch kann in die Nachfolge rufen. Nachfolge ohne Jesus Christus ist Eigenwahl eines vielleicht idealen Weges, vielleicht eines Märtyrerweges, aber sie ist ohne Verheißung. Jesus muss sie verwerfen.

„Und sie gingen in einen anderen Markt. Es begab sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wo du hin gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, da er sein Haupt hin lege. Und er sprach zu einem anderen: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein anderer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich einen Abschied mache mit denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes“ (Lk. 9,57–62).

Der erste Jünger trägt Jesus die Nachfolge selbst an, er ist nicht gerufen, die Antwort Jesu verweist den Begeisterten darauf, dass er nicht weiß, was er tut. Er kann es gar nicht wissen. Das ist der Sinn der Antwort, in der dem Jünger das Leben mit Jesus in seiner Wirklichkeit gezeigt wird. Hier spricht der, der zum Kreuz geht, dessen ganzes Leben im Apostolikum mit dem einen Wort „gelitten“ bezeichnet wird. Das kann kein Mensch aus eigner Wahl wollen. Es kann sich keiner selbst rufen, sagt Jesus, und sein Wort bleibt ohne Antwort. Die Kluft zwischen dem freien Angebot der Nachfolge und der wirklichen Nachfolge bleibt aufgerissen.

Wo aber Jesus selbst ruft, da überwindet er auch die tiefste Kluft. Der zweite will seinen Vater begraben, bevor er nachfolgt. Das Gesetz bindet ihn. Er weiß, was er tun will und tun muss. Erst soll das Gesetz erfüllt werden, dann will er folgen. Ein klares Gebot des Gesetzes steht hier zwischen dem Gerufenen und Jesus. Dem tritt der Ruf Jesu mächtig entgegen, gerade jetzt unter keinen Umständen irgendetwas zwischen Jesus und den Gerufenen treten zu lassen, und sei es das Größte und Heiligste, sei es das Gesetz. Gerade jetzt muss es geschehen, dass um Jesu willen das Gesetz, das sich dazwischenstellen wollte, durchbrochen wird; denn es hat zwischen Jesus und dem Gerufenen kein Recht mehr. So stellt sich Jesus hier gegen das Gesetz und gebietet Nachfolge. So redet allein der Christus. Er behält das letzte Wort. Der Andere kann nicht widerstreben. Dieser Ruf, diese Gnade ist unwiderstehlich.

Der dritte versteht die Nachfolge wie der erste als allein von ihm zu leistendes Angebot, als eigenes, selbstgewähltes Lebensprogramm. Er fühlt sich aber im Unterschied zu jenem berechtigt, auch seinerseits Bedingungen zu stellen. Damit verwickelt er sich in einen vollkommenen Widerspruch. Er will sich zu Jesus stellen, aber zugleich stellt er etwas zwischen sich und Jesus: „Erlaube mir zuvor.“ Er will nachfolgen, aber er will sich selbst die Bedingungen für die Nachfolge schaffen. Die Nachfolge ist ihm eine Möglichkeit, zu deren Verwirklichung die Erfüllung von Bedingungen und Voraussetzungen gehört. So wird die Nachfolge etwas menschlich Einsichtiges und Verständliches. Erst tut man das Eine, und dann das Andere. Es hat alles sein Recht und seine Zeit. Der Jünger selbst stellt sich zur Verfügung, hat aber damit auch das Recht, seine Bedingungen zu stellen. Es ist offenbar, dass in diesem Augenblick Nachfolge aufhört, Nachfolge zu sein. Sie wird zum menschlichen Programm, das ich mir einteile nach meinem Urteil, das ich rational und ethisch rechtfertigen kann. Dieser Dritte also will nachfolgen, aber schon indem er es ausspricht, will er nicht mehr nachfolgen. Er hebt durch sein Angebot selbst die Nachfolge auf; denn Nachfolge verträgt keine Bedingungen, die zwischen Jesus und den Gehorsam treten könnten. Dieser dritte gerät also nicht nur mit Jesus, sondern schon mit sich selbst in Widerspruch. Er will nicht, was Jesus will, und er will auch nicht, was er selbst will. Er richtet sich selbst, zerfällt mit sich selbst, und dies alles durch das: „Erlaube mir zuvor.“ Die Antwort Jesu bestätigt ihm im Bilde diesen Zerfall mit sich selbst, der die Nachfolge ausschließt: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reiche Gottes.“

Nachfolgen heißt bestimmte Schritte tun. Bereits der erste Schritt, der auf den Ruf hin erfolgt, trennt den Nachfolgenden von seiner bisherigen Existenz. So schafft sich der Ruf in die Nachfolge sofort eine neue Situation. In der alten Situation bleiben und nachfolgen schließt sich aus. Das war zunächst ganz sichtbar so. Der Zöllner musste den Zoll, Petrus die Netze verlassen, um hinter Jesus herzugehen. Es hätte ja nach unserm Verständnis auch damals schon durchaus anders sein können. Jesus hätte dem Zöllner eine neue Gotteserkenntnis vermitteln und ihn in seiner alten Situation lassen können. Wäre Jesus nicht der menschgewordene Sohn Gottes gewesen, so wäre das möglich. Weil aber Jesus der Christus ist, darum musste es von vornherein deutlich werden, dass sein Wort nicht eine Lehre, sondern eine Neuschöpfung der Existenz ist. Es galt, mit Jesus wirklich zu gehen. Wen er rief, dem war damit gesagt, dass für ihn nur noch eine einzige Möglichkeit des Glaubens an Jesus besteht, nämlich die, dass er alles verlässt und mit dem menschgewordenen Sohn Gottes geht.

Mit dem ersten Schritt ist der Nachfolgende in die Situation gestellt, glauben zu können. Folgt er nicht, bleibt er zurück, so lernt er nicht glauben. Der Gerufene muss aus seiner Situation, in der er nicht glauben kann, in die Situation, in der allererst geglaubt werden kann. In sich hat dieser Schritt keinerlei programmatischen Wert, er ist gerechtfertigt allein durch die Gemeinschaft mit Jesus Christus, die gewonnen wird. Solange Levi am Zoll sitzt oder Petrus bei den Netzen, so lange mögen sie ihren Beruf redlich und treu tun, solange mögen sie alte oder neue Gotteserkenntnisse haben, aber wenn sie Gott glauben lernen wollen, so müssen sie dem menschgewordenen Sohn Gottes folgen, mit ihm gehen.

Vorher war das anders. Da konnten sie als die Stillen im Lande unerkannt in ihrer Arbeit leben, sie hielten das Gesetz und warteten auf den Messias. Jetzt aber war er da, jetzt erging sein Ruf. Jetzt hieß glauben nicht mehr stille sein und warten, sondern mit ihm gehen in der Nachfolge. Jetzt löste sein Ruf in die Nachfolge alle Bindungen um der einzigen Bindung an Jesus Christus willen. Jetzt mussten alle Brücken abgebrochen werden, der Schritt in die unendliche Unsicherheit musste getan werden, um zu erkennen, was Jesus fordert und was Jesus gibt. Levi am Zoll hätte Jesus wohl haben können als einen Helfer in allerlei Not, aber er hätte ihn nicht erkannt als den einen Herrn, dem er sein ganzes Leben in die Hand legen soll, er hätte nicht glauben gelernt. Es muss die Situation geschaffen werden, in der Jesus der menschgewordene Gott geglaubt werden kann, die unmögliche Situation, in der alles auf eines gesetzt wird, nämlich auf das Wort Jesu. Petrus muss aus dem Schiff heraustreten auf das schwankende Wasser, um seine Ohnmacht und die Allmacht seines Herrn zu erfahren. Wäre er nicht herausgetreten, so hätte er nicht glauben gelernt. Die völlig unmögliche, ethisch schlechthin unverantwortliche Lage auf dem schwankenden Meer muss herausgestellt werden, damit geglaubt werden kann. Der Weg zum Glauben geht durch den Gehorsam gegen den Ruf Christi. Der Schritt wird gefordert, sonst geht der Ruf Jesu ins Leere, und alle vermeintliche Nachfolge ohne diesen Schritt, zu dem Jesus ruft, wird zur unwahren Schwärmerei.