Jahrelang hat Emilia für Familie und Firma geschuftet, statt ihre Träume zu leben. Nur die Leidenschaft fürs Tortenbacken ist ihr noch geblieben. Und nun? Die Ehe ist zerbrochen, und ihre Tochter meldet sich kaum, seitdem sie in Italien studiert. Um Julia wieder näherzukommen, reist Emilia für zwei Wochen nach Kalabrien. Als sie sich jedoch in dem malerischen Dorf in eine leer stehende Bäckerei verliebt, kommt ihr eine verrückte Idee …
Julia fällt aus allen Wolken: Ihre Mutter möchte vor Ort eine kleine Konditorei eröffnen! Eine denkbar schlechte Idee, denn das Dorf ist dem Gesundheitswahn verfallen. Der Bürgermeister hat den Bewohnern das Sterben verboten, damit sein Dorf nicht von der Landkarte verschwindet. Mit täglicher Morgengymnastik hält er die Gemeinde fit. Kuchen und Torten? Gehen gar nicht! Oder vielleicht doch?
Roman
Ullstein
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Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Mai 2020
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2020
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Titelabbildung: © Gerhard Glück
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ISBN 978-3-8437-2273-5
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»Buongiorno. Sono Francesca Lombardi«, rief Emilia bereits zum dritten Mal dem in die Jahre gekommenen Laptop zu. Er stand direkt neben ihr auf der Arbeitsplatte, wo sie gerade den Teig für die Schwarzwälder anrührte. »Lombardi« war natürlich glatt gelogen, denn sie hieß Bäumle, doch ihren richtigen Namen kannte das Online-Lernprogramm für Italienisch naturgemäß nicht. Die Stimme aus dem Laptop wiederholte die Frage. Beim ersten Versuch hatte ihre Aussprache wohl nicht ganz gestimmt, beim zweiten Mal war dem Mikrofon das penetrante Hämmern des Schlagbohrers aus dem Erdgeschoss dazwischengekommen. Bald stand dort unten vermutlich kein Stein mehr auf dem anderen, doch damit war zu rechnen, wenn jemand aus einem ehemaligen Versicherungsbüro einen Fachhandel für Scooter machen wollte. Anscheinend musste man bei diesem Sprachprogramm alles mit süditalienischer Inbrunst aussprechen, damit die Software die Wörter schluckte und das Gesagte mit einem grünen Haken versah. Emilia schmunzelte unwillkürlich, denn das mit der Inbrunst war etwas untertrieben. Offen gestanden, hatte sie sich vorhin vorgestellt, die Loren zu sein, eine Sexbombe, die mit Franco Nero auf Flirtkurs war. Gut, dass das Sprachprogramm beim Vokabeltraining nicht auch noch die Webcam dazuschaltete, denn für eine Fast-Sechzigjährige mit grauem Haar und nicht mehr ganz so straffem Rubenslook kam sie höchstens als Synchronsprecherin für die Loren infrage. Besser als nichts!
»Piacere!« kam als Nächstes dran. Diese Vokabel saß bereits sicher und wurde daher gleich beim ersten Versuch als richtig erkannt. Ein »Vergnügen«, sich auf die bevorstehende Italienreise vorzubereiten, war es aber nicht gerade. Emilia hatte sich am Vorabend das Vokabular von gleich fünf Lektionen auf einmal reinprügeln müssen, um das bereits Erlernte parat zu haben. Das strengte an, war aber nötig. Schließlich war ihr Reiseziel nicht der Gardasee, wo man selbst mit schwäbischem Akzent überall verstanden wurde.
»Prima, weiter so«, spuckte der Bildschirm aus. Neun von zehn richtig. Emilia beschloss daher, sich wieder ihrem Kunstwerk zu widmen. Die Schwarzwälder musste bis heute Nachmittag fertig sein, und ihr Anspruch, sich mit jeder Torte selbst zu übertreffen, entsprang dem Herzen einer wahren Künstlerin. Tortenbacken war eine Kunst. Wer das nicht wusste, hatte noch nie eine von ihr gegessen. Liebe ging durch den Magen, und Emilias ganze Liebe steckte nun mal in ihren Torten. Jeder Bissen musste verzaubern, wohlige Schauder vom Gaumen aus durch den Körper jagen und schlicht und ergreifend rundum glücklich machen. Mit »Backen nach Rezept« war Ekstase dieser Art natürlich nicht möglich. Während Emilia genüsslich den Biskuitteig in die Backform fließen ließ, lief ihr beim Gedanken an die Füllung, die sie bereits vorbereitet hatte, das Wasser im Mund zusammen. In einer Schüssel schwammen Sauerkirschen frisch vom Biobauern in der Nachbarschaft. Das war einer der Vorteile, wenn man in Achern lebte. Bauer Meisner machte nicht nur der Badischen Weinstraße Ehre. Sein Kirschwasser versetzte die Seele nach nur wenigen Schlucken in Schwingung. Der Geist seiner Kirschen durfte in Emilias Schwarzwälder genauso wenig fehlen wie der Birkenzucker. Oft waren es Kleinigkeiten wie diese, die selbst einem Tortenklassiker die besondere Note verliehen. Veredelung nannte sich das. Dazu gehörte auch etwas Weizenkleie, die für eine vortreffliche Konsistenz und Standfestigkeit sorgte, eines ihrer Geheimnisse, die sie nicht einmal ihren besten Freundinnen anvertraute. Zufrieden mit sich, strich Emilia den Teig in einer mit Backpapier ausgelegten Form glatt, schob sie in den vorgeheizten Backofen und beschloss, sich in der Wartezeit wieder dem Italienischen zu widmen.
Sie setzte sich auf den Stuhl neben der Anrichte und klickte auf Fortfahren. Aha, nun kamen die Wörter für Familie, Freunde und die Zahlen dran. Mal sehen, was von gestern noch hängen geblieben war. »Mia figlia ha sette anni«, sagte Emilia laut und deutlich ins Mikrofon. Der grüne Haken blieb aus. Kein Wunder, wenn man unentwegt lügen musste, denn Julia war schließlich schon zweiundzwanzig und keine sieben. Emilia fiel dann aber doch ein, warum sich das Programm beschwerte. Das »g« in »gli« war im Italienischen ja stumm. Der zweite Versuch gelang.
Emilia seufzte und lehnte sich für einen Moment gedankenverloren zurück. Sie vermisste ihre Tochter. Entgegen ihrer Annahme, dass sich dieses furchtbare Verlustgefühl mit der Zeit ein bisschen legen würde, schlug es aus den geringsten Anlässen immer wieder mit voller Wucht zu. Emilia tröstete sich mit dem Gedanken, dass Julia ja nur für ein Auslandsjahr in Italien war und in wenigen Monaten wieder zurück sein würde, um ihr Lehramtsstudium in Freiburg zu beenden. Die vielen Fotos per WhatsApp ließen immerhin darauf schließen, dass Julia ihr Studium in Kalabrien in vollen Zügen genoss. Es sei ihr gegönnt. Außerdem war das Leben da unten an der italienischen Stiefelspitze günstiger. Wenigstens musste Emilia sich keine Sorgen machen, dass das Geld aus dem Sparvertrag und ihre monatlichen Zuwendungen nicht reichten. Julia hätte ja auch auf den verwegenen Gedanken kommen können, in Rom ein Auslandsjahr einzulegen.
Die nächste Vokabel zum Thema »Familie« war dran. Und die sorgte auch nicht für gute Laune. Dass sie seit einem Jahr geschieden sei, wäre zudem die nächste Lüge. Acht Jahre waren es! Vokabeln, die mit Emotionen verbunden waren, konnte man sich aber besser merken. »Sono stato divorziato per un anno« saß deshalb bombensicher. Emilia war trotzdem die Lust am Lernen vergangen. Außerdem meldete sich nun eine Fräse lautstark von unten, ihrem alten Büro. Eigentlich seinem Büro, wenn er nicht so viele Hausbesuche bei attraktiven Damen gemacht hätte. Nicht daran denken! Acht Jahre her! Auch das konnte einen nach so langer Zeit immer noch aufwühlen. Jetzt half wirklich nur noch eines. Finger in die Schüssel tunken und von der magischen Füllung probieren. Himmlisch! Ein kleiner Kirschgeist pur könnte auch nicht schaden. Bis die Torte fertig war und die Freundinnen antanzten, war sie bestimmt wieder nüchtern. Das Schnapsgläschen stand sowieso noch griffbereit auf dem Tisch. Ahhh … brannte das gut die Kehle aus. Kirschwasser putzte zudem das Hirn frei. Ein Hoch auf Bauer Meisner, und überhaupt. Mir geht es doch gut, sagte sie sich und goss sich gleich noch einen zweiten Seelenputzer ein.
Julia hatte auf der Fahrt nach Pizzo große Mühe, die gefühlt kilometerlange Einkaufsliste zu lesen. Bei der Schaukelei, dem Rütteln und den gelegentlichen Angriffen auf ihre Schädeldecke war das ein Ding der Unmöglichkeit. Das lag im Moment aber eher an den schlechten Straßenverhältnissen und nicht an der guten alten Ape Piaggio von Francescos Großvater, die superpraktisch war, weil man die Einkäufe nach getaner Arbeit einfach auf die Pritsche packen konnte. Außerdem war die Mischung aus Motorroller und Mini-Laster irgendwie süß und gab Geräusche von sich, die an ein lebendiges Wesen erinnerten. Francesco sprach sogar mit ihr, als wäre sie eine gute alte Freundin. Er behandelte das Fahrzeug mit Sorgfalt und fummelte beim geringsten verdächtigen Geräusch so lange am Motor oder Fahrwerk herum, bis sie wieder schnurrte wie ein Kätzchen. Mehr Fürsorge ging nicht. Angeblich hatte sein Großvater das auch so gemacht – der einzige Grund, warum der Schepperkasten aus den Achtzigern überhaupt noch fuhr. Mit den hiesigen Straßenverhältnissen hatte die Ape aber ordentlich zu kämpfen: Pizzagroße Schlaglöcher zierten die Fahrbahn – manche erweckten den Eindruck, als wäre Godzilla über die Straße getrampelt.
Autsch! Es war nicht das erste Mal, dass ihr Kopf gegen die von Haus aus viel zu niedrige Decke der Ape knallte. Sie war für Piccolinos gemacht, also für Menschen mit süditalienischen Genen.
»Mensch, fahr halt drum rum«, maulte Julia nach inzwischen fast halbstündiger Serpentinenfahrt durch das kalabrische Hinterland.
»Wie denn?« Francescos Frage war berechtigt, denn letztlich hatte er nur die Wahl zwischen Pizza- und Godzillalöchern. Da konnte Italia noch so bella sein. Einmal von einer kalabrischen Haupt- oder Landstraße abgebogen, herrschte anscheinend Krieg. Sonne gegen Asphalt. Wer ihn gewann, war angesichts leerer Staatskassen sichtbar.
»Ich fahr langsamer, okay?«, schlug Francesco nun versöhnliche Töne an und fuhr ihr sanft durchs Haar.
»Autsch!« Eine der Beulen auf der Schädeldecke zu streicheln, war unter diesen Umständen keine so gute Idee.
»Tut mir leid, Bella«, sagte er und grinste verwegen. Seinen verliebten Blick hätte er wohl besser nach vorn gerichtet. Die Ape begann nämlich erneut zu rumpeln. Diesmal erwischte es aber seine Hand, die sich unbeabsichtigterweise schützend auf ihren Kopf gelegt hatte.
»Leg die besser wieder ans Steuer«, riet Julia.
Francesco nickte einsichtig, nicht ohne ihr einen weiteren verliebten Blick zuzuwerfen. So ein verrückter Kerl. An sich ja Italiener, aber alle außerhalb seines Heimatdorfs im Hinterland von Pizzo und Menschen, die ihn nicht kannten, hielten ihn für einen Deutschen. Das lag an seinem Äußeren. Michael-Schulte-Locken, allerdings viel dunkler, hingen ihm bis zu den Schultern. Mit seinem verwaschenen XL-T-Shirt, einer Bootcut-Last-Century-Jeans und Sandalen, die Julia bisher nur an Seniorenfüßen gesehen hatte, wirkte er wie ein Hardcore-Müsli. Dabei waren die längst out. Ökos waren heutzutage schick und hip. Sie verweigerten sich nicht mehr den Annehmlichkeiten des Lebens oder angesagter Mode. Julia überlegte, ob das der Grund war, warum er so an dieser Ape hing. Ein Müsli-Nostalgiker und somit Teil einer Spezies, die es in Italien eigentlich gar nicht geben dürfte. Die gab’s ja nicht einmal mehr in Germania.
»Steht der Draht für den Hühnerstall drauf? Wir müssen den heute flicken, sonst laufen sie uns noch davon, und wir haben keine frischen Eier mehr.«
»Dann kaufen wir halt welche im Supermarkt«, wandte Julia ein, machte sich in dem Moment aber klar, dass dies nicht so einfach war, wenn man mitten in der Pampa saß und ohne das Erbstück seines Opas nicht mal so eben schnell zum Supermarkt fahren konnte. Ihre Fahrräder kamen bei der Hitze und angesichts beachtlicher Steigungen nur für masochistisch veranlagte Hochleistungssportler infrage. Das war der Preis für ländliche Idylle im kalabrischen Hinterland.
»Stell dir vor, unsere Hühner geraten auf die Straße, und jemand fährt sie an. Ich könnte mir das nie verzeihen«, überlegte er laut, was wieder einmal typisch Francesco war. Wenn es nach ihm ginge, hätten sie bis heute noch kein Moskitonetz im Bett, damit die Stechmücken ja nicht am ausgestreckten Arm verhungerten. Insekten waren als wichtiger Bestandteil der Nahrungskette schließlich wichtig für den Fortbestand der Menschheit. Ob ihre Gäste ein Klo hatten, auf dem sie sich im Sitzen erleichtern konnten, erschien Julia im Moment aber wichtiger. Bis morgen musste alles zumindest bewohnbar sein, ohne dass man sich wie in einem Bootcamp für Alternativurlauber fühlte. Agriturismo nannte sich das heutzutage, doch der sah Julias Ansicht nach anders aus als Francescos Idee von glücklichen Menschen, die im Urlaub gerne mal selbst Hand anlegten und sich frühmorgens mit Wonne ihre Eier aus dem Hühnerstall holten. Landstil ja, aber bitte mit mehr Komfort und Schick.
Julia fand endlich den Draht auf ihrer Liste, die sie nun wieder lesen konnte, weil sie auf eine normal geteerte Landstraße bogen, die direkt nach Pizzo führte. Nägel, Schrauben, ein Klo mit Deckel, der nicht knallte, wenn man ihn schloss, Badvorleger, einen Duschvorhang und ein Spiegelschrank standen auf dem Einkaufszettel für den am Ortsrand befindlichen Baumarkt. Nichts vergessen? Nein. Julia schaffte es daher, sich für einen Moment zu entspannen und die Aussicht zu genießen. In die Küstenstraße nach Pizzo konnte man sich immer wieder aufs Neue verlieben. Ein Ferienklub nach dem anderen pflasterte den Weg. Dazwischen mannshohes Schilf, blühende Sträucher und ein Blumenmeer, das sich bis zum feinen weißen Sandstrand zog, an dem sich Touristen vor azurblauem Meer tummelten. Andere machten Urlaub, während sie und Francesco schufteten, wobei sich Julia eingestehen musste, dass diese Touristen wahrscheinlich nie in den Genuss eines Lebens im Paradies – da hatte Francesco schon recht – kommen würden. Wer brauchte schon die Hektik einer Stadt? Landluft und Liebe – das reichte dicke. Julia überfiel trotz dieser Einsicht der Wunsch, sich ein bisschen für den Kontakt mit der Außenwelt herzurichten. Ihr Handy diente dabei als Spiegel, weil die Ape keinen für Beifahrer hatte. Schnell mal durchs Haar wuscheln. Seitdem sie es nicht mehr tönte, weil Francesco ihr natürliches Mittelblond so gut gefiel, peppte sie ihren Look zumindest mit Lippenstift auf, obwohl er Schminke für gänzlich überflüssig hielt, weil sie ja ohnehin seine »Bella« war. Dass sie ihre Lippen schminkte, bekam er mit.
»Da ist Walfett drin. Die armen Tiere müssen sterben, damit sich Frauen …«
Julia schnitt ihm sofort das Wort ab. »Das war vor hundert Jahren. Da ist Öl drin. Erdöl«, erklärte sie ihm.
»Auch nicht besser«, gab er trotzig zurück.
»Und mit was fahren wir? Oder frisst die Ape etwa Olivenöl?«
Wenn er grinste, wusste Julia, dass er ihr recht gab.
»Wir könnten doch danach noch nach Pizzo reinfahren und Tartufo essen«, schlug er vor. Mit diesen Eisbomben, die ihren Namen der Trüffelpraline verdankten, konnte man Julia kaufen. Es gab auf der ganzen Welt keine besseren als in der Fußgängerzone von Pizzo. Das war auch kein Wunder, denn die mit flüssiger Schokolade gefüllten und nahezu tennisballgroßen Kugeln hatte man dort erfunden.
»Meinetwegen«, gab sie betont unbeeindruckt zurück. Er durchschaute sie, weil er sie neckisch gegen den Arm boxte.
»Autsch!« Julias Ausruf war nicht besonders glaubhaft, weil sie dabei grinste. Auf einen blauen Fleck mehr oder weniger kam es jetzt sowieso nicht mehr an.
Es war in Emilias Tortenkreis über die Jahre zum Ritual geworden, sich den ersten Bissen des Kunstwerks aus Teig, Füllung und Belägen erst einmal genüsslich wie bei einem guten Wein auf der Zunge zergehen zu lassen. Und das nicht nur im übertragenen Sinn, denn eine Schwarzwälder von Emilia war besonders cremig und saftig. Dass es hierbei nichts zu beißen gab, schätzte Friederike besonders, weil sie nicht mehr so viele Zähne hatte, kein Geld für Implantate und sich keine Prothesen in den Mund kleben wollte. Emilia betrachtete die wohlig verdrehten Augen ihrer Freundinnen, die es sich in den Baststühlen ihres Balkons mit Weitblick auf den Schwarzwald gemütlich gemacht hatten. Mehr Anerkennung gab es nicht. Dazu Kaffee. Hier unterschieden sich allerdings die Geschmäcker. Rotschopf Sigi, eigentlich Siglinde und Lehrerin im Frühruhestand, weil die Witwenrente ihres Mannes reichte, trank grundsätzlich Cappuccino. Friederike, Ex-Verwaltungsangestellte und die Älteste in der Runde, war schon seit drei Jahren regulär in Rente. Sie nahm grundsätzlich einen aufgebrühten Kaffee mit Milch. Brigitte, zeitlebens Hausfrau, spindeldürr und mit militärisch anmutendem Kurzhaarschnitt, trank Espresso, während Emilia ihren schwarz bevorzugte, aber mit viel Zucker. Genau genommen war es ein Witwenkreis. Sigi, die Emilia an Blanche von den »Golden Girls« erinnerte, zählte als mehrfach Geschiedene mit zwei inzwischen verstorbenen Ex-Ehemännern mit dazu.
»Ein Traum. Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen.« Diesmal war es Friederike, die als Erste Worte fand. Sie hatte das Kompliment mit noch vollem Mund ausgesprochen. Vermutlich ignorierte sie gute Tischmanieren nur, weil sie sich bei Emilia wie zu Hause fühlte. Sie wohnte einen Stock über ihr. Aus der langjährigen Nachbarin war über die Jahre eine Freundin geworden, mit der man Freud und Leid teilen konnte.
»Das ist, wie wenn du einen Mann küsst«, warf Siglinde urplötzlich in die Runde. Drei verblüffte Augenpaare richteten sich daraufhin auf sie.
»Meine Lippen werden immer ganz geschmeidig, und ich kann gar nicht genug davon kriegen«, erklärte Siglinde augenzwinkernd.
Emilia atmete erleichtert auf. Sie hatte nämlich befürchtet, dass Siglinde die Füllung nicht cremig genug sein könnte und die Weizenkleie, die vorhin auf Sigis Gabel verklumpt war, Anlass zu einer kritischen Bemerkung geben würde. Das scheuerte auf den Lippen bestimmt wie der Bart eines Mannes. Emilia musste bei diesem Gedanken unwillkürlich schmunzeln. Vermutlich kam man nur in Sigis Gegenwart auf so einen Unsinn – und wenn man selbst nur noch vage Erinnerungen an das Gefühl hatte, wie sich ein Kuss anfühlte. Sigi war zurzeit wie ein Stachel, der Emilia schmerzhaft an ihr Leben vor der Menopause erinnerte. Ihre Freundin war nämlich seit zwei Wochen Mitglied eines Dating-Portals für Senioren und liebte es, ihnen Fotos von einem Sahnestückchen nach dem anderen zu präsentieren. Alles Bärtige. Immer noch ihr altes Beuteschema.
Natürlich lugten nun alle auf Sigis Smartphone, das sie nach Verzehr des letzten Bissens auf dem Tisch drapiert hatte.
»Manfred. Hat mich gestern kontaktiert. Mein Gott! Dass es solche Männer überhaupt noch gibt«, schmachtete Siglinde.
Brigitte schaute sich als Einzige den Mann näher an, der Mario Adorfs Zwillingsbruder hätte sein können, schwieg aber und aß in aller Gemütsruhe weiter. Emilia und Friederike taten es ihr gleich. Essen und genießen, auch wenn Sigi nach Anerkennung und Komplimenten heischte.
Friederike brach das sinnliche Schweigen dann als Erste, sicher, um Sigi zu erlösen.
»Und was ist mit diesem Robert? Haste den denn nicht auch getroffen?«, wollte sie von Siglinde wissen. Friederike nahm direkt Bezug auf Manfreds Vorgänger. Der hatte auch sehr gut ausgesehen. Irgendetwas war doch da schiefgelaufen.
Sigi blickte peinlich berührt in die Runde. »Lockvogel …«, brummelte sie und klaubte dann mit der Kuchengabel verlegen die letzten Krümel ihrer Schwarzwälder auf.
»Wie? Mann aus dem Katalog und dann Fake?«, fragte Brigitte.
Siglinde nickte und spülte die letzten Kuchenkrümel mit Cappuccino herunter.
»Ich hab’s dir ja gleich gesagt. Tolle Männer in unserem Alter … Mangelware«, sagte Emilia.
»Aber ich bin doch noch jünger«, wandte Siglinde fast schon verzweifelt ein.
»Danke, dass du uns daran erinnerst«, warf Friederike ihr prompt vor.
»Noch ein Stück?«, fragte Emilia in die Runde.
»Natürlich. Eine der wenigen Freuden im Leben, die uns noch geblieben sind«, stellte Brigitte fest und hielt ihr sogleich den Teller hin. Die anderen nickten solidarisch, denn wie Emilia wusste, war es um »Freuden« im Leben ihrer Golden-Girls-Clique nicht gerade gut bestellt. Sie teilten sich das Gefühl wachsender Einsamkeit bereits seit zwei Jahren, als Emilia den Tortenkreis ins Leben gerufen hatte. Wenigstens einmal in der Woche konnten sie sich das Leben versüßen. Emilia hievte nun auch noch ein weiteres Stück auf ihren eigenen Kuchenteller.
»Gestern hat mich diese Anna so was von runtergezogen«, erzählte Brigitte.
»Du meinst die aus dem Reformhaus?«, hakte Emilia nach.
»Ich hab Blumen auf Franz’ Grab gelegt. Sie kommt und fängt an zu heulen.«
»Warum das denn? Ihr Mann ist doch auch schon seit mindestens drei Jahren …« Emilia vermied das böse Wort.
»Wird ihren Melancholischen gehabt haben. Meinte, dass wir doch alle nur noch warten, bis wir unseren Männern folgen.«
»Also, ich nicht!«, beteuerte Siglinde.
Emilia sah das genauso wie Siglinde, weil ihr Mann sie gleich zwei Mal verlassen hatte. Erst die eigene Frau gegen eine Jüngere eintauschen, dann zu Kreuze kriechen, weil das Flittchen ihn in den Wind schießt. Kurz danach auch noch den Löffel abgeben und Emilia mit dem ganzen Versicherungskram alleinlassen. Nee! Ernst konnte ruhig weiterhin allein die Radieschen von unten zählen.
»Mensch. Uns geht’s doch gut. Wir sind frei … haben uns … und …« Brigitte musste gar nicht mehr weitersprechen. Es genügte, bedeutungsschwanger auf Emilias Torte zu blicken. Was für ein schönes Kompliment.
»Nächste Woche bin ich dran. Aprikosentorte, aber natürlich wieder etwas ganz Neues«, kündigte Friederike geheimnisvoll lächelnd an.
»Da kann ich nicht«, erklärte Emilia kleinlaut. Von ihren Reiseplänen hatte sie noch nichts verlauten lassen.
»Fährst du weg? Aber du hast doch Geburtstag? Sag bloß, den feierst du ohne uns«, entrüstete sich Brigitte.
»Julia hat mich eingeladen.« Emilia saß nicht vor ihrem Laptop und wiederholte auch keine Vokabeln. Belogen hatte sie ihre Freundinnen trotzdem, um einen gedachten grünen Haken zu erhaschen. Emilia war sich nämlich sicher, dass Julia sie lediglich zu ihrem Geburtstag anrufen würde. Sie konnte ja nicht erwarten, dass ihre Tochter nur deswegen anreiste und somit ihr Studium gleich für mehrere Tage sausen ließ. Dennoch tat der Gedanke daran weh. Emilia hatte daher beschlossen, Julia einen Spontanbesuch abzustatten.
»Das ist doch toll«, kommentierte Siglinde, nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte. Sie wusste ja genau wie die anderen, dass Julia sich nur selten bei Emilia meldete. Oft genug darüber geklagt hatte sie ja.
»In Italien den Sechzigsten feiern. Dafür würde ich sogar die beste Sacher stehen lassen«, schwelgte Brigitte.
Friederike sah immer noch etwas betreten drein. Anscheinend hatte sie fest mit einer gemeinsamen Feier gerechnet.
»Du hast ja noch Enkelkinder. Ich hock hier die ganze Zeit allein rum«, jammerte sie, rang sich dann aber doch ein aufmunterndes Lächeln ab.
»Wird bestimmt schön. Wann fliegste?«, wollte Siglinde wissen.
»Morgen. Direkt von Karlsruhe. Billigflug«, erklärte Emilia.
»Hat dich das Finanzamt so gerupft?«, hakte Siglinde nach.
»Der Kundenstamm war um die hunderttausend wert … So viel bleibt da nach der Steuer nicht mehr. Wird ja bei meiner Rente und den Provisionen draufgerechnet«, erklärte Emilia. Die vielen Jahre, in denen sie sich den Kundenstamm mühsam aufgebaut hatte, rauschten daraufhin wie ein Film im Zeitraffer an ihrem geistigen Auge vorbei.
»War hart, alles aufzugeben, oder?«, fragte Brigitte vorsichtig nach. Sicher war ihr nicht entgangen, dass Emilia bereits mit glasigem Blick auf die Torte starrte.
»Lief doch eh nicht mehr. Heut geht alles nur noch online, und ’ne Lebensversicherung, vergiss es. Da hat man früher gut dran verdient. Die will doch keiner mehr haben. Da schufteste dein ganzes Leben, und dann auf einmal …«, sagte Emilia.
»Oh, oh. Bald sechzig und Lebenskrise«, merkte Brigitte süffisant an.
Emilia zuckte ratlos mit den Schultern, obwohl sie wusste, dass Brigitte da bestimmt nicht so ganz unrecht hatte. Was außer ihrem Tortenkreis war ihr denn noch geblieben? Gelegentlicher Small Talk beim Metzger oder Bäcker war nicht lebensfüllend. Das merkte man leider erst, wenn man die Routinen des Arbeitsalltags abgestreift hatte oder man ihrer beraubt worden war.
»Jetzt feierste erst mal schön mit Julia und genießt Dolce Vita. Und vom Aprikosenkuchen heben wir dir einfach ein Stück auf«, versuchte Friederike, sie aufzuheitern.
Die Runde nickte einhellig, doch komischerweise baute Emilia das im Moment weniger auf als sonst.
Wenn die Sonne am Horizont sich bereits den Baumkronen der Olivenplantage näherte, saß Julia normalerweise mit Francesco auf der Sternjasmin-umrankten Terrasse des uralten Steinhauses seines Großvaters, um bei einem Glas Wein nach dem Abendessen den Tag in romantischer Stimmung ausklingen zu lassen. Die Sonne färbte wie fast jeden Abend die Kronen der Olivenbäume golden und den Himmel darüber in einen pastellfarbenen Apricot-Ton, der auch die schroffen Felsen des Hinterlands in warmes Licht tauchte. Die letzten langen Schatten der Olivenbäume fielen auf ihren Anbau, umgebaute Scheunen, aus denen in den letzten Wochen zwei Lofts mit viel Platz für ihre Gäste entstanden waren.
Das Glas Wein mit Francesco in trauter Zweisamkeit zu genießen, konnte Julia heute allerdings vergessen. Während sie die Bettwäsche für ihre ersten Gäste von der quer über den Hof gespannten Leine nahm, mühten sich Alberto und Giuseppe mit dem Verlegen von Kabeln ab. Die beiden Handwerker versuchten seit Stunden, das Bad in einem der beiden »Lofts« funktionsfähig zu machen. Das Schwierige daran war, dass die Kanalisation zu weit entfernt lag und sie ohne Häcksler das Abwasser nicht über normale Wasserleitungen abtransportieren konnten. Der brauchte wiederum Strom, und das Kabel dafür musste auf dem Weg zum Haupthaus verbuddelt werden, damit niemand darüber stolperte.
Alberto und Giuseppe kamen ihr bei dieser Tätigkeit vor wie zwei Totengräber. Hoffentlich schaufelten sie nicht Francescos Grab, denn er beschäftigte sie schwarz. Nach einer Genehmigung für die Umbauarbeiten hatte er sich erst gar nicht erkundigt. Angeblich war das kein Problem, denn sein Vater war schließlich der Bürgermeister des Dorfs. Nerven hatte ihr Liebster ja, und Mut zum Improvisieren. Eine saubere Lösung, also komplett neue Abflussrohre zu verlegen, war für Francesco nicht infrage gekommen, weil sie dafür gleich vier Olivenbäume hätten fällen müssen. Ein klares »no«, denn Opa hatte die Bäume in seiner Jugend eigenhändig gepflanzt. Von den Kosten für einen Bagger ganz zu schweigen. Das Geld für diesen Monat hatte gerade noch gereicht, um das Nötigste für ihre ersten Gäste zu besorgen. Julia hoffte, dass die beiden noch vor Einbruch der Dunkelheit fertig wurden und die wetterfeste Außensteckdose, die Alberto gleich als Erstes montiert hatte, auch Strom abgab. Francesco befestigte das Kabel bereits mit Klemmen an einem Stromstecker. Bald würde wenigstens einer der beiden Häcksler funktionieren. Der andere hatte sich als defekt erwiesen. Billigware aus China, die sie im Internet erworben hatten.
»Wir haben’s gleich«, rief er ihr zu.
Julia überlegte, ob sie die Tagliatelle nun auf den Herd stellen sollte. »Gleich« war bei Francesco eher relativ – italienische Zeitrechnung. Es sah diesmal jedoch tatsächlich nach »gleich« aus, denn das Kabel war endlich eingebuddelt. Alberto glaubte wohl auch fest daran, weil er bereits nach drinnen ging, vermutlich, um den Häcksler nun zu testen. Giuseppe verteilte mit der Schaufel noch etwas Erde an der Stelle und stampfte sie fest. So auf den ersten Blick sah das Ganze nun wieder aus wie auf der Webpage, die Julia für ihr Agriturismo-Paradies entworfen hatte. Mr Photoshop hatte allerdings ein bisschen nachgeholfen, um den einen oder anderen Riss im Mauerwerk des Hauptgebäudes und an der Terrasse zu vertuschen. Na und? Welches Hotel sah schon in Wirklichkeit so aus wie im Katalog? Hauptsache, das Ambiente stimmte. Vor ihrem geistigen Auge sah Julia bereits glückliche und entspannte Gesichter auf der Terrasse ihres angepriesenen romantischen Restaurants mit ausschließlich Bio-Küche sitzen. Ein blubbernd-saugendes Geräusch, das aus dem Loft kam, riss Julia abrupt aus ihren Gedanken. Dann drang Albertos Freudenschrei nach draußen. Das Klo. Es ging. Halleluja! Also alles paletti. Julia blickte dennoch etwas betreten drein, denn so richtig schalldicht waren die neu errichteten Wände des »Lofts« nicht gerade. Holzwände eben. Vielleicht hätte sie auf ihrer Internetseite doch besser von einer umgebauten Scheune sprechen sollen.
»Unsere ersten Gäste. Schon morgen. Ich kann es noch gar nicht glauben«, freute sich Francesco, der sich zu ihr gesellt hatte und sie in den Arm nahm. In einer Mischung aus Stolz und Erleichterung betrachtete sie die Früchte ihrer Arbeit. Giuseppes Versuche, mit seinem festen Schuhwerk die letzten Erdklumpen auf dem Boden zu verteilen, wirkten wie ein Freudentanz.
Julia ging es wie Francesco, denn so recht glauben konnte sie es auch noch nicht, dass von nun an ein gänzlich anderes Leben auf sie warten würde und sie sich von ihrem ursprünglichen Berufswunsch »Lehramt« definitiv verabschieden durfte. Für einen Moment kamen ihr erneut Zweifel, ob ihre Entscheidung, zusammen mit Francesco einen Agriturismo-Betrieb hochzuziehen, richtig gewesen war. Ja, schoss es ihr spontan durch den Kopf. Kontakte mit Gästen aus aller Welt zu haben, war wunderbar. Unabhängig sein. Das Leben selbst in die Hand nehmen zu können, und all dies an der Seite eines Mannes, den sie liebte, noch dazu in einem der schönsten Landstriche Italiens. Das hieß ab jetzt aber noch mehr Arbeit und keine Zeit mehr für die Uni. Nur noch zweimal pro Woche hatte sie sich in den letzten beiden Monaten dort blicken lassen, eigentlich nur, um sich eine Tür offen zu halten, falls sich Francescos Pläne als undurchführbar erwiesen hätten, und natürlich, um Mama nicht verrückt zu machen, bevor nicht zu einhundert Prozent sicher war, dass sie diesen radikalen Schritt in ihrem Leben tatsächlich gehen wollte. Andererseits: Was gab es da noch großartig zu überlegen? Lehramt in Deutschland? Sich von Schülern fertigmachen lassen wie bereits beim Probeunterricht erlebt? Nee! Und was, wenn ihr Vorhaben doch scheiterte? Von Luft und Liebe allein beziehungsweise den monatlichen Zuwendungen ihrer Mutter fürs Studium ließ sich nicht leben. Das angesparte Geld für ihre Ausbildung steckte ja bereits in den Gebäuden vor ihr. War das nicht alles etwas zu schnell gegangen? Francesco kannte sie schließlich erst seit der Weihnachtsfeier an der Uni, also gerade mal fünf Monate.
»Was hast du, Bella?«, fragte Francesco feinfühlig. Diesmal sorgten weder seine Nähe noch seine Streicheleinheiten dafür, dass sich alle Sorgen im Nu in Luft auflösten.
»Und wenn es nicht läuft?«
»Sieh dich doch um. Es gibt kein schöneres Fleckchen Erde. Die Leute wollen keinen Massentourismus mehr. Sie suchen Ruhe, Besinnlichkeit, spirituelle Klarheit inmitten der Kraft von Mutter Natur«, schwärmte er. War das jetzt das Wort zum Sonntag? Als Priester würde er sich gut machen. Julia lächelte unwillkürlich. Seine Euphorie war immer wieder ansteckend. Hoffentlich übertrug sie sich auch auf die Gäste, die das erste Geld in die leeren Kassen spülen sollten, denn auch Francescos Ersparnisse waren mittlerweile aufgebraucht.