Lion Feuchtwanger

Die Josephus-Trilogie

Roman in drei Bänden

»Der jüdische Krieg«

»Die Söhne«

»Der Tag wird kommen«

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Impressum

Textgrundlage:

Lion Feuchtwanger, Gesammelte Werke in Einzelbänden,

Band 2–4 (Josephus-Trilogie),

Aufbau-Verlag GmbH, Berlin 1991

Die »Josephus«-Trilogie umfasst die Romane

Der jüdische Krieg

Die Söhne

Der Tag wird kommen

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Mai 2013

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Die Originalausgabe erschien 1959 bei Aufbau-Verlag Berlin

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

ISBN 978-3-8412-0619-0

Umschlaggestaltung Anika Wien unter Verwendung eines Motivs von © asimetric / iStockphoto

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

www.aufbau-verlag.de

Inhaltsübersicht

Cover

Impressum

»Der jüdische Krieg«

Erstes Buch Rom

Zweites Buch Galiläa

Drittes Buch Cäsarea

Viertes Buch Alexandrien

Fünftes Buch Jerusalem

»Die Söhne«

Erstes Buch Der Schriftsteller

Zweites Buch Der Mann

Drittes Buch Der Vater

Viertes Buch Der Nationalist

Fünftes Buch Der Weltbürger

»Der Tag wird kommen«

Erstes Buch Domitian

Zweites Buch Josef

Zu den Bänden der Josephus-Trilogie

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Lion Feuchtwanger

Der jüdische Krieg

Roman

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Erstes Buch

Rom

Sechs Brücken führten über den Fluß Tiber. Blieb man auf der rechten Seite, dann war man gesichert; hier waren die Straßen voll von Männern, die man schon an ihren Bärten als Juden erkannte; überall sah man jüdische, aramäische Inschriften, und mit einem bißchen Griechisch kam man leicht durch. Aber sowie man eine der Brücken überschritt und sich auf die linke Seite des Tiber wagte, dann war man wirklich in der großen, wilden Stadt Rom, ein Fremder, hoffnungslos allein.

Dennoch schickte Josef den Knaben Cornel, seinen beflissenen kleinen Führer, an der Emiliusbrücke zurück; er wollte endlich allein zurechtkommen, schon um sich seine Eignung und Geschicklichkeit zu beweisen. Der kleine Cornel hätte seinen Fremden gern noch weiter begleitet. Josef schaute ihm nach, wie er zögernd über die Brücke zurückschritt, und unvermittelt, mit scherzhaft liebenswürdigem Lächeln, streckte er, der Jude Josef, den Arm mit der geöffneten Hand aus, grüßte den Knaben auf römische Art, und der Judenknabe Cornel, lächelnd auch er, gab gegen das Verbot des Vaters den Gruß auf römische Art zurück. Dann bog er links ein hinter das hohe Haus, und jetzt war er fort, und jetzt war Josef allein, und jetzt wird sich zeigen, wieweit sein Latein stichhält.

So viel weiß er: hier vor ihm ist der Rindermarkt, und rechts dort ist die Große Rennbahn, und dort irgendwo, auf dem Palatin und dahinter, wo die vielen kribbelnden Menschen sind, baut der Kaiser sein neues Haus, und links hier durch die Tuskerstraße geht es zum Forum, und Palatin und Forum sind das Herz der Welt.

Er hat viel über Rom gelesen, aber es nützt ihm wenig. Der Brand vor drei Monaten hat die Stadt sehr verändert. Er hat gerade die vier Bezirke im Zentrum zerstört, über dreihundert öffentliche Gebäude, an sechshundert Paläste und Einfamilienhäuser, mehrere tausend Miethäuser. Es ist ein Wunder, wieviel diese Römer in der kurzen Zeit schon neu gebaut haben. Er mag sie nicht, die Römer, er haßt sie geradezu, aber das muß er ihnen lassen: Organisationstalent haben sie, sie haben ihre Technik. Technik, er denkt das fremde Wort, denkt es mehrmals, in der fremden Sprache. Er ist nicht dumm, er wird diesen Römern von ihrer Technik etwas abluchsen.

Er schreitet energisch los. Schnuppert neugierig und erregt die Luft dieser fremden Häuser und Menschen, in deren Belieben es steht, ihn hochzuheben oder unten zu halten. Bei ihm zu Hause, in Jerusalem, ist dieser Monat Tischri auch in seiner letzten Woche noch sehr heiß; aber hier in Rom heißt er September, und heute jedenfalls atmet es sich frisch und angenehm. Ein leichter Wind lockert ihm das Haar auf, er trägt es etwas lang für römische Verhältnisse. Eigentlich sollte er überhaupt einen Hut aufhaben; denn es gehört sich für einen Juden in seiner Stellung, im Gegensatz zu den Römern, nur mit bedecktem Kopf auszugehen. Ach was, hier in Rom laufen die meisten Juden genauso barhaupt wie die andern, zumindest wenn sie die Tiberbrücken hinter sich haben. Seine jüdische Gesinnung wird nicht lauer, auch wenn er keinen Hut trägt.

Jetzt steht er vor der Großen Rennbahn. Hier ist alles voll von Trümmerwerk, hier war der Ursprung des Brandes. Immerhin, die Steinteile der Grundform sind intakt. Eine Riesensache, diese Große Rennbahn. Man braucht an die zehn Minuten, um ihre Länge auszuschreiten. Das Stadion in Jerusalem und das in Cäsarea sind wahrhaftig nicht klein, aber vor diesem Bauwerk wirken sie wie Spielzeug.

Im Innern der Rennbahn schichtet es sich, Steine und Holz, es wird gearbeitet. Neugierige treiben sich herum, Kinder, Bummler. Josef hat seine Garderobe noch nicht ganz der Hauptstadt angepaßt; dennoch, wie er so einherschlendert, jung, schlank, stattlich, mit Augen, die nach allem greifen, wirkt er elegant, nicht knauserig, ein Herr. Man drängt sich an ihn, bietet ihm Amulette an, Reiseandenken, eine Nachahmung des Obelisk, der fremd und feierlich in der Mitte der Rennbahn steht. Ein autorisierter Fremdenführer will ihm alle Einzelheiten zeigen, die kaiserliche Loge, das Modell des Neubaus. Aber Josef winkt mit gespielter Lässigkeit ab. Er steigt allein herum zwischen den Steinbänken, als sei er hier bei den Rennen ständiger Zuschauer gewesen.

Das hier unten sind offenbar die Bänke der Hocharistokratie, des Senats. Niemand wehrt ihm, sich auf einen dieser vielbegehrten Sitze niederzulassen. Man sitzt gut hier in der Sonne. Er lockert seine Haltung, stützt den Kopf in die Hand, schaut blicklos nach dem Obelisk in der Mitte.

Eine bessere Zeit für sein Vorhaben als diese Monate jetzt nach dem großen Brand hätte er nicht erwischen können. Die Leute sind gut aufgelegt, empfänglich. Die Energie, mit der der Kaiser sich an den Wiederaufbau der Stadt gemacht hat, wirkt belebend auf alle. Überall regt es sich, ringsum ist Zuversicht und Geschäft, helle, frische Luft, sehr anders als die schwierige, stickige Atmosphäre Jerusalems, in der er nicht weiterkam.

In der Großen Rennbahn, auf der Bank des Senats, in der angenehmen Sonne dieses faulen Frühnachmittags, inmitten des Lärms des wieder aufzubauenden Rom überprüft Josef leidenschaftlich und doch kühl wägend seine Chancen. Er ist sechsundzwanzig Jahre alt, er hat alle Voraussetzungen einer großen Laufbahn, Herkunft aus adligem Haus, gründliche Bildung, staatsmännisches Geschick, rasenden Ehrgeiz. Nein, er will nicht in Jerusalem versauern. Er ist seinem Vater dankbar, daß der an ihn glaubt und ihm erwirkt hat, daß man ihn nach Rom schickte.

Seine Mission hier ist allerdings recht fragwürdig. Juristisch betrachtet, hat der Große Rat von Jerusalem weder Anlaß noch Legitimation, in dieser Sache einen Sondergesandten nach Rom abzuordnen. Josef hat auch aus allen Winkeln seines Hirns Argumente zusammenkratzen müssen, bis die Herren in Jerusalem zögernd nachgaben.

Also: die drei Mitglieder des Großen Rats, die der Gouverneur Anton Felix vor nunmehr zwei Jahren als Aufrührer an das Kaiserliche Tribunal nach Rom geschickt hat, sind zu Unrecht zu Zwangsarbeit verurteilt. Gewiß, die drei Herren waren in Cäsarea gewesen, als dort die Juden während der Wahlunruhen die kaiserlichen Insignien vor der Residenz des Gouverneurs herunterholten und zerbrachen: aber sie selber hatten sich an dem aufrührerischen Akt nicht beteiligt. Wenn der Gouverneur gerade diese drei hochgestellten Greise herausgegriffen hatte, so war das Willkür gegen Unschuldige, ein skandalöser Übergriff, eine Beleidigung des gesamten jüdischen Volkes. Josef sah hier die ersehnte große Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Er hat neue Zeugen für die Unschuld der drei aufgetrieben, er hofft, am kaiserlichen Hof ihre Rehabilitierung oder wenigstens ihre Begnadigung durchzusetzen.

Die römischen Juden freilich, das hat er gemerkt, werden sich nicht übermäßig anstrengen, ihm bei seiner Mission zu helfen. Der Möbelfabrikant Cajus Barzaarone, Präsident der Agrippenser-Gemeinde, bei dem er wohnt und an den er gute Empfehlungen seines Vaters mitbringt, hat ihm in Andeutungen, schlau, wohlwollend und vorsichtig die Situation erklärt. Den hunderttausend Juden in Rom geht es nicht schlecht. Sie leben in Frieden mit der übrigen Bevölkerung. Sie sehen mit Unbehagen, wie in Jerusalem die nationale, Rom feindliche Partei der »Rächer Israels« zu immer größerem Einfluß kommt. Sie denken gar nicht daran, ihre angenehme Lage zu gefährden, indem sie sich einmengen in die ständigen Reibereien der Jerusalemer Herren mit Rom und der kaiserlichen Verwaltung. Nein, das Wesentliche wird Josef selber schaffen müssen.

Vor ihm schichtete es sich, Stein und Holz, Ziegel, Säulen, Marmor jeder Farbe. Das Bauwerk stieg empor, sichtbarlich fast. Wenn er nach einer halben Stunde oder einer Stunde hier weggeht, dann wird es gewachsen sein, nicht um viel, um ein Tausendstel vielleicht seines bestimmten Maßes, aber eben das genaue für diese Stunde bestimmte Maß wird erreicht sein. Aber auch er hat etwas erreicht in dieser Zeit. Sein Drang nach vorwärts ist heißer geworden, brennender, unwiderstehlich. Jeder Schlag, jedes Hämmern und Sägen, das von den Bauleuten herdringt, schlägt, hämmert, sägt an ihm, während er scheinbar gelassen, ein Bummler wie die vielen andern, in der Sonne hockt. Er wird viel zu schaffen haben, bis er seine drei Unschuldigen aus dem Kerker herausholt, aber er wird es schaffen.

Schon kommt er sich nicht mehr so klein und arm vor wie an seinem ersten Tag. Sein Respekt vor den fleischigen, zugesperrten Gesichtern der Leute hier hat sich gemindert. Er hat gesehen, diese Römer sind kleiner von Wuchs als er. Er geht schlank und groß unter ihnen herum, und die Frauen in Rom drehen den Kopf nicht weniger nach ihm als die in Jerusalem und Cäsarea. Irene, die Tochter des Gemeindepräsidenten Cajus, ist, ihren Vater störend, ins Zimmer zurückgekehrt, sicher nur, weil er da war. Er hat einen guten Körper, ein rasches, wendiges Gehirn. Mit einundzwanzig Jahren hat er sich den großen Doktortitel der Tempelhochschule in Jerusalem geholt, er beherrscht das ganze, verzweigte Gebiet der juristischen und theologischen Schriftdeutung. Und hat er nicht sogar zwei Jahre als Eremit gelebt, in der Wüste, bei dem Essäer Banus, um sich hier die reine Schau anzueignen, die Versenkung in sich, die Intuition? Nichts fehlt ihm als die unterste Sprosse der Leiter, der eine günstige Augenblick. Aber er wird kommen, er muß kommen.

Der junge Literat und Staatsmann Josef Ben Matthias kniff die Lippen zusammen. Warten Sie, meine Herren vom Großen Rat, meine hochmütigen Herren von der Quadernhalle des Tempels. Sie haben mich geduckt, Sie haben mich unten gehalten. Wenn mein Vater zu den Spesen, die mir Ihr Tempelfonds bewilligte, nicht noch einiges zugegeben hätte, dann hätte ich nicht hierher fahren können. Aber jetzt sitze ich hier in Rom als Ihr Delegierter. Und, seien Sie überzeugt, ich werde das ausnützen. Ich werde es Ihnen zeigen, meine Doktoren und Herren.

Die Leute im Innern der Großen Rennbahn riefen einander zu, standen auf, schauten alle nach einer Richtung. Vom Palatin kam es glitzernd herunter, ein großer Trupp, Vorläufer, Pagen, Gefolge, Sänften. Auch Josef erhob sich, wollte sehen. Gleich war auch der Führer von vorhin wieder an seiner Seite, und diesmal wies ihn Josef nicht zurück. Es war nicht der Kaiser, nicht einmal der Gardekommandant, es war ein Senator oder sonst ein großer Herr, der sich von dem Architekten Celer durch den Neubau der Rennbahn führen ließ.

Neugierige drängten näher, von Polizei und der Dienerschaft des Architekten und seiner Begleiter zurückgehalten. Es gelang dem geschickten Führer, mit Josef in die erste Reihe vorzustoßen. Ja, wie er schon an der Livree der Pagen, Läufer und Lakaien erkannt hatte, es war der Senator Marull, der sich die Rennbahn zeigen ließ. Ungefähr wußte selbst Josef, wer das war; denn wie in allen Provinzen, so erzählte man sich auch in Jerusalem wilde Geschichten über diesen Marull als über einen der ersten Lebemänner des Hofs, der den Kaiser in allen Fragen raffinierten Genusses unterwies. Übrigens sollten auch gewisse volkstümliche Possen, die frechen Revuen zum Beispiel, die der große Komiker Demetrius Liban aufführte, ihn zum Autor haben. Gierig beschaute Josef den vielgenannten Herrn, der lässig in seinem Tragstuhl den Erklärungen des Architekten zuhörte, manchmal den blickschärfenden Smaragd seines Lorgnons zum Auge führend.

Ein anderer Herr fiel Josef auf, den man mit der größten Achtung behandelte. Aber war das denn überhaupt ein Herr? Er war aus seiner Sänfte herausgestiegen; schlecht und lotterig angezogen, schlurfte er zwischen dem ringsum geschichteten Baumaterial, dicklich, mit unordentlich rasiertem, fleischigem Kopf, schwere, schläfrige Augen unter einer vorgebauten Stirn. Er hörte nur halb hin auf die Ausführungen des Architekten, hob ein Stück Marmor hoch, drehte es in seinen fetten Fingern, brachte es ganz nah an seine Augen, roch daran, warf es wieder weg, nahm einem Maurer sein Werkzeug aus der Hand, betastete es. Setzte sich schließlich auf einen Block, schnürte ächzend seine aufgegangenen Schuhe neu, die Hilfe eines herbeigeeilten Lakaien unwillig abweisend. Ja, der Führer kannte auch ihn; es war Claudius Regin. »Der Verleger?« fragte Josef. Möglich, daß er auch Bücher verkaufte, aber davon wußte der Führer nichts. Der kannte ihn als Hofjuwelier des Kaisers. Ein sehr einflußreicher Herr jedenfalls, ein großer Finanzmann, trotzdem er sich geradezu armselig in seiner Kleidung gab und so wenig Gewicht auf Zahl und Prunk seines Gefolges legte. Sehr merkwürdig; denn er war noch als Leibeigener geboren, Sohn eines sizilischen Vaters und einer jüdischen Mutter, und diese heraufgekommenen Herren beliebten sonst eine glänzende Aufmachung. Eine fabelhafte Karriere hatte dieser Claudius Regin hinter sich, das war gewiß, mit seinen zweiundvierzig Jahren. Es gab unter der unternehmungslustigen Regierung des jetzigen Kaisers viele Geschäfte, dicke Geschäfte, und Claudius Regin hatte seine Hand in allen. Ein großer Teil der ägyptischen und der libyschen Getreideflotte gehörte ihm, seine Silos in Puteoli und Ostia waren Sehenswürdigkeiten.

Der Senator Marull und der Hofjuwelier Claudius Regin unterhielten sich laut und ungeniert, so daß die erste Reihe der Neugierigen, in der Josef stand, jedes Wort hören konnte. Josef erwartete, die beiden Männer, deren Namen in den literarischen Zirkeln der ganzen Welt mit Achtung genannt wurden, denn Claudius Regin galt als der erste Verleger Roms, würden bedeutsame ästhetische Anschauungen austauschen über den Neubau der Rennbahn. Er lauschte gespannt. Er konnte dem hurtigen Latein der beiden nicht folgen, aber so viel merkte er, es ging nicht um Ästhetisches oder Weltanschauliches: man sprach von Preisen, Kursen, Geschäften. Deutlich hörte er die helle, nasale Stimme des Senators, der im Ton vergnügter Neckerei aus seiner Sänfte her fragte, so laut, daß man es weithin vernahm: »Verdienen Sie eigentlich auch an der Großen Rennbahn, Claudius Regin?« Der Juwelier, er saß auf einem Steinblock in der Sonne, die Hände bequem auf den dicken Schenkeln, erwiderte, unbekümmert auch er: »Leider nein, Senator Marull. Ich dachte, bei den Lieferungen für die Rennbahn habe unser Architekt Sie in das Geschäft genommen.« Josef konnte noch mehr hören von dem Gespräch der beiden Herren, aber mangelnde Sprach- und Fachkenntnis hinderte ihn am Verstehen. Der Führer, selber nicht recht informiert, suchte zu helfen. Claudius Regin hatte offenbar ebenso wie der Senator Marull rechtzeitig in den wenig bebauten Vierteln der Außenbezirke riesige Terrains billig erworben; jetzt, nach dem großen Brand, schuf der Kaiser in der Innenstadt Raum für seine öffentlichen Bauten und drängte die Miethäuser in die Außenbezirke ab; man konnte gar nicht zu Ende rechnen, welchen Wert die Außenterrains gewonnen hatten.

»Ja, ist es denn nicht verboten, daß Mitglieder des Senats Geschäfte machen?« fragte plötzlich Josef den Führer. Der Führer schaute seinen Fremden verblüfft an. Einige ringsum hatten gehört, sie lachten, andere lachten mit, man gab die Frage des Mannes aus der Provinz weiter, und plötzlich war da ein schallendes Gelächter, sich über die ganze riesige Rennbahn fortpflanzend.

Der Senator Marull fragte nach dem Grund. Ein kleiner Raum wurde frei um Josef, unvermittelt stand er Aug in Aug mit den beiden großen Herren. »Paßt Ihnen was nicht, junger Mann?« fragte aggressiv, doch nicht ohne Spaß der Dicke; er saß auf seinem Steinblock, die Unterarme auf den massigen Schenkeln wie die Statue eines ägyptischen Königs. Eine helle Sonne schien nicht zu heiß, leichter Wind ging, ringsum war gute Laune. Das zahlreiche Gefolge hörte vergnügt der Unterhaltung der beiden Herren mit dem Mann aus der Provinz zu.

Josef stand bescheiden, keineswegs verlegen. »Ich bin erst seit drei Tagen in Rom«, sagte er in etwas mühsamem Griechisch. »Ist es ungewöhnlich dumm, wenn ich mich in den Mietverhältnissen dieser großen Stadt noch nicht zurechtfinde?« – »Woher sind Sie denn?« fragte aus seiner Sänfte der Senator. »Aus Ägypten?« fragte Claudius Regin. »Ich bin aus Jerusalem«, erwiderte Josef, und er nannte seinen ganzen Namen: Josef Ben Matthias, Priester der Ersten Reihe. »Das ist viel, für Jerusalem«, meinte der Senator, und es war nicht recht zu erkennen, ob es Ernst oder Spaß war. Der Architekt Celer zeigte sich ungeduldig, er wollte den Herren seine Projekte erklären, es waren große Projekte voll Einfall und Kühnheit, und er wollte sich durch den läppischen Provinzler nicht stören lassen. Allein der Finanzmann Claudius Regin war neugierig von Natur, und er saß bequem auf seinem warmen Steinblock und fragte seinen jungen Juden aus. Josef gab bereitwillig Auskunft. Er wollte möglichst Neues und Interessantes erzählen, sich und sein Volk wichtig machen. Ob es auch hier in Rom vorkomme, fragte er, daß ein Haus vom Aussatz befallen werde. Nein, sagte man ihm, das komme nicht vor. Aber in Judäa, berichtete Josef, ereigne es sich zuweilen. Es zeigten sich dann in den Mauern kleine rötliche oder grünliche Vertiefungen. Manchmal gehe das so weit, daß man das Haus abbrechen müsse. Manchmal könne der Priester helfen, aber die Zeremonie sei nicht einfach. Der Priester müsse die erkrankten Steine herausbrechen lassen, dann müsse er zwei Vögel nehmen, Zedernholz, scharlachfarbene Wolle und Ysop. Mit dem Blut des einen Vogels müsse er das Haus besprengen, siebenmal, den andern Vogel aber müsse er vor der Stadt auf offenem Feld freilassen. Dann sei das Haus versöhnt und rein. Die ringsum hörten den Bericht mit Interesse und die meisten ohne Spott; denn sie hatten Sinn für Absonderliches und liebten das Unheimliche.

Der Juwelier Claudius Regin beschaute aus seinen schläfrigen Augen ernsthaft den eifrigen, hageren jungen Mann. »Sind Sie in Geschäften hier, Doktor Josef«, fragte er, »oder wollen Sie sich einfach den Wiederaufbau unserer Stadt anschauen?« – »Ich bin in Geschäften hier«, antwortete Josef.

»Ich habe drei Unschuldige zu befreien. Das gilt bei uns als dringliches Geschäft.« – »Ich fürchte nur«, meinte leicht gähnend der Senator, »wir sind im Augenblick mit dem Wiederaufbau so stark beschäftigt, daß wir wenig Zeit haben für die Details von drei Unschuldigen.«

Der Architekt sagte ungeduldig: »Für die Brüstung der kaiserlichen Loge verwende ich diesen grün und schwarz gesprenkelten Serpentin. Man hat mir ein besonders schönes Stück aus Sparta geschickt.« – »Ich habe die Neubauten in Alexandrien gesehen jetzt auf der Herreise«, sagte Josef, er wollte sich nicht aus der Unterredung drängen lassen. »Die Straßen dort sind breit, hell und gerade.« Der Architekt sagte abschätzig: »Alexandrien aufbauen kann jeder Steinklopfer. Dort haben sie Raum, ebene Fläche.« – »Beruhigen Sie sich, Meister«, sagte mit seiner hohen, fettigen Stimme Claudius Regin. »Daß Rom was anderes ist als Alexandrien, sieht auch ein Blinder.«

»Lassen Sie mich den jungen Herrn belehren«, sagte lächelnd der Senator Marull. Er war angeregt, er hatte Lust, sich zu produzieren, wie das auch der Kaiser Nero liebte und sehr viele große Herren des Hofs. Er ließ die Vorhänge seiner Sänfte weiter zurückschlagen, daß alle ihn sehen konnten, das magere, gepflegte Gesicht, den senatorischen Purpurstreif seines Kleides. Er beschaute den Mann aus der Provinz durch den Smaragd seines Lorgnons. »Ja, junger Herr«, sagte er mit seiner nasalen, ironischen Stimme, »wir sind zur Zeit noch im Aufbau und nicht ganz komplett. Immerhin können Sie auch ohne viel Phantasie jetzt schon erkennen, was wir für eine Stadt sein werden, noch bevor dieses Jahr zu Ende ist.« Er richtete sich etwas höher, streckte den Fuß vor, der in dem hochgesohlten, roten, dem Ersten Adel vorbehaltenen Schuh stak, nahm, leicht parodierend, den Ton eines Marktschreiers an. »Ohne Übertreibung darf ich behaupten: wer das goldne Rom nicht kennt, kann nicht sagen, daß er wahrhaft gelebt hat. Wo immer in Rom Sie sich befinden, Herr, Sie sind stets in der Mitte, denn wir haben keine Grenze, wir verschlingen immer mehr von den umliegenden Ortschaften. Sie hören hier hundert Sprachen. Sie können hier die Besonderheiten aller Völker studieren. Wir haben hier mehr Griechen als Athen, mehr Afrikaner als Karthago. Sie können hier auch ohne Weltreise alle Produkte der Welt antreffen. Sie finden Ladungen aus Indien und Arabien in solcher Quantität, daß Sie zu der Überzeugung gelangen müssen, in Zukunft sei dort das Land für immer entblößt, und wenn jene Völker den Bedarf an ihren eigenen Erzeugnissen decken wollen, müssen sie zu uns kommen. Was wünschen Sie, mein Herr, spanische Wolle, chinesische Seide, Alpenkäse, arabische Parfüms, medizinische Drogen aus dem Sudan? Sie bekommen eine Prämie, wenn Sie etwas nicht finden. Oder wünschen Sie die neuesten Nachrichten? Man ist auf dem Forum und dem Marsfeld genau informiert, wenn in Oberägypten die Getreidekurse sinken, wenn ein General am Rhein eine törichte Rede hielt, wenn unser Gesandter am Hof des Partherkönigs durch zu lautes Niesen unangenehmes Aufsehen erregte. Kein Gelehrter kann arbeiten ohne unsere Bibliotheken. Wir haben so viele Statuen wie Einwohner. Wir zahlen die höchsten Preise für Tugend und für Laster. Was Ihre Phantasie sich ausdenken kann, finden Sie bei uns; aber Sie finden viel mehr, was Ihre Phantasie sich nicht ausdenken kann.«

Der Senator hatte sich aus der Sänfte vorgeneigt; ringsum im weiten Umkreis hörte man zu. Er hatte die ironische Pose bis zum Schluß durchgehalten, die Imitation eines Advokaten oder Marktschreiers, aber es klang warm durch seine Worte, und alle spürten, daß diese große Lobrede auf die Stadt mehr war als Parodie. Hingerissen hörten sie zu, wie die Stadt gerühmt wurde, ihre Stadt, mit ihren gesegneten Tugenden und ihren gesegneten Lastern, Stadt der Reichsten und der Ärmsten, lebendigste Stadt der Welt. Wie im Theater dem gefeierten Schauspieler jubelten sie dem Senator Beifall, als er zu Ende war. Der Senator Marull aber hörte schon nicht mehr hin, hatte auch keinen Blick mehr für Josef. In seiner Sänfte verschwand er, winkte den Architekten heran, ließ sich das Modell des Neubaus erklären. Auch der Juwelier Claudius Regin richtete nicht mehr das Wort an Josef. Immerhin hatte er, als Josef vom Strudel der sich zerstreuenden Menge weggerissen wurde, für ihn ein Zwinkern ironischer Aufmunterung, das sein fleischiges Gesicht sonderbar schlau veränderte.

Nachdenklich, ohne Blick für die Umwelt, oft angerempelt, schob sich Josef durch das Gewimmel der Stadt. Er hatte die lateinische Rede des Senators nicht ganz verstanden, aber sie wärmte auch ihm das Herz und gab seinen Gedanken Flug. Er stieg hinauf auf das Capitol, sog ein den Anblick der Tempel, Straßen, Denkmäler, Paläste. In dem Goldenen Haus, das dort errichtet wurde, regierte der römische Kaiser die Welt, und vom Capitol erließen Senat und Volk von Rom Beschlüsse, die die Welt änderten, und dort in den Archiven, in Erz gegraben, lag die Ordnung der Welt, wie Rom sie ordnete. Rom hieß Kraft, er sprach das Wort vor sich hin: Rom, Rom, und dann übersetzte er es ins Hebräische, da hieß es: Gewurah und klang viel weniger furchtbar, und dann übersetzte er es ins Aramäische, da hieß es: Kochbah und hatte alle seine Drohung verloren. Nein, er, Josef, Sohn des Matthias aus Jerusalem, Priester der Ersten Reihe, hatte keine Angst vor Rom.

Er schaute über die Stadt hin, sie belebte sich immer mehr, die Zeit des großen Nachmittagsverkehrs war da. Geschrei, Gewimmel, Geschäftigkeit. Er trank in sich das Bild der Stadt, aber dahinter, wirklicher als dieses wirkliche Rom, sah er seine Heimatstadt, die Quadernhalle des Tempels, in der der Große Rat tagte, und wirklicher als den Lärm des Forums hörte er das gelle Getöse der ungeheuern Schaufelpfeife, die bei Sonnenaufgang und bei Sonnenuntergang über Jerusalem hin und bis nach Jericho verkündete, daß jetzt das tägliche Brandopfer am Altar Jahves dargebracht werde. Josef lächelte. Nur wer in Rom geboren ist, kann Senator werden. Dieser Herr Marull sieht stolz und turmhoch aus seiner Sänfte und steckt seinen Fuß in den roten, hochgesohlten, schwarzgeriemten Schuh der vierhundert Senatoren. Aber er, Josef, zieht es vor, in Jerusalem geboren zu sein, trotzdem er nicht einmal den Ring des Zweiten Adels hat. Diese Römer lächelten über ihn: aber tiefer lächelte er über sie. Was sie geben konnten, die Männer des Westens, ihre Technik, ihre Logik, das konnte man lernen. Was man nicht lernen konnte, das war die Schaukraft des Ostens, seine Heiligkeit. Die Nation und Gott, Mensch und Gott waren dort eins. Aber es war ein unsichtbarer Gott, er konnte nicht geschaut werden und nicht gelernt. Man hatte ihn oder hatte ihn nicht. Er, Josef, hatte es, dieses Unlernbare. Und daß er das andere lernen werde, die Technik und die Logik des Westens, daran zweifelte er nicht.

Er ging das Capitol hinunter. Seine langen, heftigen Augen brannten aus dem blaßbraunen, knochigen Gesicht. Man wußte in Rom, daß unter den Leuten aus dem Osten viele von ihrem Gott Besessene waren. Man schaute ihm nach, manche ein wenig spöttisch, einige wohl auch mit Neid, aber den meisten, den Frauen vor allem, gefiel er, wie er einherging, voll von Träumen und Ehrgeiz.

Cajus Barzaarone, Präsident der Agrippenser-Gemeinde, bei dem Josef wohnte, war Inhaber der blühendsten Kunstmöbelfabrik in Rom. Seine Hauptmagazine lagen auf der andern Seite des Tiber, in der eigentlichen Stadt, ein Kleinbürgerladen in der Subura, die beiden großen Luxusgeschäfte in den Arkaden des Marsfelds; an Werktagen war auch sein geräumiges Privathaus im Judenviertel in der Nähe des Drei-Straßen-Tors vollgestopft mit Dingen seines Betriebs. Heute aber, am Vorabend des Sabbat, war keine Spur davon zu merken. Das ganze Haus, vor allem das geräumige Speisezimmer, schien Josef heute verwandelt. Sonst lag der Raum gegen den Hof offen; heute war er durch einen mächtigen Vorhang abgeschlossen, und Josef erkannte wohlig angerührt den Brauch der Heimat, die Sitte Jerusalems. Er wußte: solange dieser Vorhang geschlossen blieb, war ein jeder im Speisezimmer als Gast willkommen. Wurde er zurückgerafft, so daß die freie Luft hereinströmte, dann begann das Mahl, und wer dann kam, kam zu spät. Auch war der Raum heute nicht nach römischer Art, sondern nach dem Brauch Judäas erleuchtet: silberne, mit Veilchengirlanden geschmückte Lampen hingen von der Decke. Auf dem Büfett, auf dem Tafelgeschirr, auf Bechern, Salzfässern, Öl-, Essig- und Gewürzflaschen glänzte das Emblem Israels, die Weintraube. Zwischen den vielen Geräten aber, und das rührte Josefs Herz wohliger als aller Glanz, standen strohumhüllte Wärmekisten; denn am Sabbat durfte nicht gekocht werden, deshalb waren die Speisen schon bereitet, und ihr Geruch erfüllte den Raum.

Trotz dieser anheimelnden Umwelt fühlte sich Josef unzufrieden. Er hatte im stillen damit gerechnet, man werde ihm, als einem Priester der Ersten Reihe und Träger des großen Doktortitels von Jerusalem, einen Platz auf einem der drei Speisesofas anbieten. Allein diesem eingebildeten Römer war es wohl zu Kopf gestiegen, daß jetzt nach dem großen Brand sein Möbelgeschäft so gut ging, und er dachte gar nicht daran, ihm einen von seinen Ehrenplätzen anzuweisen. Vielmehr sollte er offenbar mit den Frauen und den mindergeachteten Gästen an dem großen allgemeinen Tisch sitzen.

Warum steht man eigentlich herum und zieht nicht den Vorhang hoch und beginnt zu essen? Cajus hat seinen Kindern längst die Hand auf die Scheitel gelegt, sie segnend mit dem uralten Spruch, die Knaben: Gott lasse dich werden wie Ephraim und Menasse, das Mädchen: Gott mache dich wie Rahel und Lea. Alle sind ungeduldig und haben Appetit: worauf wartet man?

Da kommt vom Hof her hinter dem Vorhang eine bekannte Stimme, und jetzt schlurft aus dem Vorhang ein fetter Herr herein, den Josef schon gesehen hat: der Finanzmann Claudius Regin. Er begrüßt spaßhaft auf römische Art den Hausherrn und dessen uralten Vater Aaron, er wirft auch den Mindergeehrten ein paar wohlwollende Worte herüber, und siehe, Josef wird sehr stolz: er erkennt ihn, er blinzelt ihm aus seinen schweren, schläfrigen Augen zu, er sagt mit seiner hohen, fettigen Stimme, und alle hören es: »Guten Tag, Friede mit dir, Josef Ben Matthias, Priester der Ersten Reihe.« Dann sogleich rafft man den Vorhang hoch, Claudius Regin legt sich ohne weiteres auf das mittlere Speisesofa, auf den Ehrenplatz. Cajus nimmt das andere, der alte Aaron das dritte. Dann spricht Cajus über einem vollen Becher judäischen Weines, Weines von Eschkol, das Heiligungsgebet des Sabbatabends, er segnet den Wein, und der große Becher geht von Mund zu Mund, und dann segnet er das Brot, bricht es, verteilt es, und alle sagen amen, und dann endlich beginnt man zu essen.

Josef sitzt zwischen der dicklichen Hausfrau und der hübschen sechzehnjährigen Tochter des Hauses, Irene, die hemmungslos ihre sanften Augen an ihn hängt. Es sind noch viele Leute an der großen Tafel, der Knabe Cornel und der andere halbwüchsige Sohn des Cajus, auch zwei demütige, unscheinbare Theologiestudenten, die darauf warten, sich heute abend hier satt zu essen, und vor allem ein junger Herr mit einem braungelben, scharfen Gesicht, der ihm gegenübersitzt und ihn unverhohlen auf und ab schaut. Es stellt sich heraus, daß der Herr auch aus Judäa stammt, aus der halbgriechischen Stadt Tiberias allerdings, und daß er Justus heißt, ja, Justus von Tiberias, und daß seine innere und äußere Situation der des Josef bedenklich ähnelt. Wie dieser hat er Theologie studiert, Jurisprudenz und Literatur. Er beschäftigt sich vornehmlich mit Politik, lebt hier als Agent des Titularkönigs Agrippa, und wenn er an Familienadel hinter Josef zurücksteht, so hat er von Geburt an eine bessere Kenntnis des Griechischen und Lateinischen; auch ist er bereits drei Jahre hier. Die jungen Herren beriechen einander, neugierig beide, höflich und mit viel Mißtrauen.

Drüben auf den Speisesofas ist die Konversation laut, ungeniert. Die beiden prunkvollen Synagogen in der eigentlichen Stadt Rom sind niedergebrannt, während die drei großen Bethäuser hier auf dem rechten Tiberufer unversehrt geblieben sind. Es war natürlich schmerzlich und eine Heimsuchung, daß die beiden Gotteshäuser verbrannt waren, aber ein bißchen freute es die Gemeindevorsteher vom rechten Tiberufer trotzdem. Die fünf jüdischen Gemeinden Roms hatten jede ihren eigenen Präsidenten, es war ein scharfer Wettkampf zwischen ihnen, vor allem zwischen der sehr exklusiven Veliasynagoge von drüben und der vielköpfigen, doch gar nicht wählerischen Agrippenser-Gemeinde des Cajus. Des Cajus Vater vor allem, der uralte Aaron, keifte zahnlos gegen die hochfahrenden Dummköpfe vom andern Ufer. War es nicht Gesetz und altes Herkommen, die Synagogen jeweils auf den höchsten Platz ihrer Umgebung zu stellen, so wie der Tempel in Jerusalem die Stadt von der Höhe aus beherrschte? Aber natürlich, Julian Alf, der Präsident der Veliagemeinde, mußte seine Synagoge in unmittelbarer Nähe des Palatin haben, auch wenn er sie zu diesem Zweck tiefer stellen mußte. Es war Strafe Gottes, daß er seine Häuser hatte niederbrennen lassen. Strafe vor allem auch dafür, daß die Juden vom andern Ufer ihr Salz bei den Römern kauften, wo doch jeder wußte, daß dieses römische Salz des schönen Aussehens wegen mit Schweinefett bestrichen war. So schimpfte der Uralte über alles und auf alle. Soviel Josef seinem nicht ganz zusammenhängenden wilden Gemummel entnehmen konnte, war er jetzt bei denjenigen, die ihre heiligen hebräischen Namen aus Gründen der Mode und des Geschäfts in lateinische und griechische umwandelten. Sein Sohn Cajus, der selber ursprünglich Chajim hieß, lächelte gutmütig, verständnisvoll; eigentlich dürften das die Kinder nicht hören. Claudius Regin aber lachte, klopfte dem Uralten auf die Schulter, sagte, er habe von Geburt an Regin geheißen; denn er sei leibeigen geboren, und so habe sein Herr ihn genannt. Aber eigentlich müßte er Melek heißen, so habe seine Mutter ihn manchmal gerufen, und er habe durchaus nichts dagegen, wenn auch der Uralte ihn Melek nennen wolle.

Der braungelbe Justus von Tiberias hat sich mittlerweile an Josef herangetastet. Josef fühlte sich schon die ganze Zeit von ihm beobachtet. Er hat den Eindruck, daß dieser Justus sich innerlich über ihn lustig macht, über seine Konversation, über seine Aussprache, seine Jerusalemer Eßsitten, wie er zum Beispiel mit Daumen und drittem Finger den parfümierten Zahnstocher aus Sandelholz zum Mund führt. Jetzt, unvermittelt, fragt ihn dieser Justus, und es klingt schon wieder so verdammt überlegen weltstädtisch: »Sie sind wohl in politischen Geschäften hier, mein Doktor und Herr Josef Ben Matthias?« Und da kann sich Josef nicht halten, er muß diesem höhnischen jungen Römer zu schmecken geben, daß es wirklich etwas Großes und Wichtiges ist, dessenthalb man ihn hierher delegiert hat, und er legt dar den Fall seiner drei Unschuldigen. Er gerät in Feuer, er spricht etwas zu pathetisch für die Ohren dieser skeptischen römischen Gesellschaft; dennoch wird es still in beiden Teilen des Raumes, auf den Speisesofas und an dem großen Tisch, alle hören sie dem beredten, von sich und seiner Sache hingerissenen jungen Menschen zu. Josef merkt gut, wie schwärmerisch Irene zu ihm aufblickt, wie sein Kollege Justus sich ärgert, wie selbst Claudius Regin wohlgefällig schmunzelt. Das beflügelt ihn, seine Worte werden größer, sein Glaube an seine Sendung wärmer, seine Rede bekommt Atem. Bis unwillig der Uralte unterbricht: am Sabbat spreche man nicht von Geschäften. Josef schweigt sogleich, demütig erschrocken. Aber im Innern ist er zufrieden, er spürt, seine Rede hat Wirkung getan.

Endlich ist die Mahlzeit zu Ende, Cajus spricht das lange Tischgebet, alles verdrückt sich, zurück bleiben nur die ernsthaften Männer. Jetzt lädt Cajus auch Josef und Justus auf die Speisesofas. Der umständliche Mischapparat wird auf den Tisch gebracht. Man nimmt, nachdem der strenge Alte weg ist, die vom Gebrauch vorgeschriebenen Kopfbedeckungen ab, lüftet sich.

Da liegen und hocken also die vier Männer zusammen, bei Wein, Konfekt und Früchten, satt, vergnügt, aufgelegt zu Gespräch. In angenehm gelblichem Licht liegt der Raum, der Vorhang ist hochgezogen, von dem dunkeln Hof her weht willkommene Kühlung. Die beiden älteren Herren schwatzen mit Josef über Judäa, fragen ihn aus. Cajus ist leider nur einmal in Judäa gewesen, als junger Mann noch, es ist lange her; er hat mit den Hunderttausenden von Wallfahrern sein Opferlamm am Passahfest zum Tempel gebracht. Er hat viel gesehen in der Zwischenzeit, Triumphzüge, üppige Schauspiele in der Arena, in der Großen Rennbahn, aber der Anblick des weißgoldenen Tempels in Jerusalem und der enthusiastischen Hunderttausende, die den ungeheuern Raum füllten, bleibt das Größte, was er in seinem Leben sah. Alle hier in Rom hängen sie an der alten Heimat. Haben sie nicht ihre eigene Pilgersynagoge in Jerusalem? Schicken sie nicht Abgaben und Tempelgeschenke? Sparen sie nicht ihr Geld, um ihre Leichen nach Judäa zu schicken, auf daß sie begraben seien in der alten Erde? Aber die Herren in Jerusalem tun das Ihre, einem diese alte Heimat zu verekeln. Warum, verdammt noch eins, vertragt ihr euch nicht mit der römischen Verwaltung? Man kann mit den kaiserlichen Beamten in Frieden auskommen, es sind tolerante Leute, wir haben das oft erfahren. Aber nein, ihr in Judäa müßt immer eure Querköpfe durchsetzen, die Rechthaberei liegt euch im Blut, eines schönen Tages wird der Topf zerschlagen sein. Aufs Johannisbrot werdet ihr kommen, übersetzte er sich ins Aramäische, lächelnd, doch im Grunde sehr ernst.

Der Juwelier Claudius Regin konstatiert schmunzelnd, daß Josef nach strenger Jerusalemer Etikette seinen Becher nicht auf einmal leert, sondern ihn dazwischen zweimal niedersetzt. Claudius Regin kennt die Verhältnisse in Judäa genau, er war erst vor zwei Jahren dort. Nicht die römischen Beamten sind schuld daran, daß Judäa nicht zur Ruhe kommt, auch nicht die großen Herren in Jerusalem: sondern einzig und allein die kleinen Agitatoren, die »Rächer Israels«. Nur weil sie keinen andern Weg sehen, politische Karriere zu machen, hetzen sie zu einem aussichtslosen bewaffneten Aufstand. Nie sei es den Juden besser gegangen als unter der Regierung dieses gesegneten Kaisers Nero. Sie hätten auf allen Gebieten Einfluß, und dieser Einfluß werde wachsen, wenn sie nur klug genug seien, ihn nicht allzu grell ins Licht zu stellen. Was sei wichtiger: Macht haben oder Macht zeigen? schloß er und spülte sich den Mund mit lauwarmem Wein.

Josef fand es an der Zeit, ein Wort für die »Rächer Israels« einzulegen. Die Herren in Rom, meinte er, sollten nicht vergessen, daß in Judäa nicht kühle Vernunft allein regiere, sondern notwendig auch das Herz mitspreche. Man stolpere dort bei jedem Schritt über die Insignien der römischen Souveränität. Herr Cajus Barzaarone habe sich mit warmem Herzen der Passahfeier im Tempel erinnert. Wenn man aber sehen müsse, wie brutal und zynisch zum Beispiel die römische Polizei sich in diesem Tempel aufführe, die am Passahfest dorthin zur Wahrung der Ordnung befohlen sei, dann laufe auch einem ruhigen Mann der Kopf rot. Es sei nicht leicht, die Befreiung aus Ägypten zu feiern, wenn man bei jedem Wort die Faust der Römer im Nacken spürt. Sich hier in Rom ruhig zu halten ist keine Kunst, hier würde es wahrscheinlich auch mir nicht schwerfallen; aber unerträglich schwer ist es in dem Land, das Gott auserwählt hat, in dem Gott seinen Wohnsitz hat, im Lande Israel.

»Gott ist nicht mehr im Lande Israel, Gott ist jetzt in Italien«, sagte eine scharfe Stimme. Alle sahen den Gelbgesichtigen an, der diese Worte gesprochen hatte. Er hielt seinen Becher in der Hand, er hatte den Blick auf keinem, sein Satz war nur für ihn selber bestimmt. Es war auch nicht Abfertigung oder Hohn darin, er hatte eine Tatsache festgestellt, und nun schwieg er.

Alle schwiegen. Es war auf diese Worte nichts zu sagen. Selbst Josef spürte widerwillig, daß Wahrheit darin war. »Gott ist jetzt in Italien«, er übersetzte sich den Satz ins Aramäische. Das Wort traf ihn tief.

»Da haben Sie wahrscheinlich recht, junger Herr«, sagte nach einer Weile der Finanzmann Claudius Regin. »Sie müssen wissen«, wandte er sich an Josef, »ich bin nicht etwa Jude, ich bin der Sohn eines sizilischen Leibeigenen und einer jüdischen Mutter, mein Herr hat sich seinerzeit gehütet, mich beschneiden zu lassen, wofür ich ihm offen gestanden heute noch dankbar bin. Ich bin Geschäftsmann, ich vermeide die Nachteile einer Sache, wo ich kann; andernteils nehme ich die Vorteile einer Sache, wo ich sie finde. Ihr Gott Jahve leuchtet mir besser ein als die Konkurrenz. Ich sympathisiere mit den Juden.«

Der große Finanzmann lag behaglich da, den Becher mit dem lauwarmen Wein in der Hand, die schlauen, verschlafenen Augen in den dunklen Hof gerichtet. Am dritten Finger trug er eine mächtige, matte Perle, von der Josef den Blick nicht losbrachte. »Ja, Doktor Josef«, sagte Cajus Barzaarone, »das ist die schönste Perle der vier Meere.« – »Ich trage sie nur am Sabbat«, sagte Claudius Regin.

Wenn er diesen Abend nicht nützte, überlegte Josef, wenn er jetzt aus dem Sattheitswohlwollen, der Nachtisch-Sentimentalität des mächtigen Mannes keinen Vorteil zog, dann war er ein Trottel und nie imstand, die Sache seiner drei Unschuldigen zu einem glücklichen Ende zu führen. »Da Sie zu den Sympathisierenden gehören, Herr Claudius Regin«, wandte er sich bescheiden und doch dringlich an den Finanzmann, »wollen Sie sich nicht der drei Unschuldigen von Cäsarea annehmen?«

Der Juwelier setzte den Becher heftig nieder. »Cäsarea«, sagte er, und seine sonst so schläfrigen Augen wurden scharf und seine hohe Stimme bedrohlich. »Das ist eine gute Stadt mit einem herrlichen Hafen, die Ausfuhr ist beträchtlich, der Fischmarkt ausgezeichnet. Großartige Möglichkeiten. Ihr seid selber schuld, wenn man sie euch aus der Hand dreht. Mit euern blödsinnigen Aspirationen. Der Wein wird mir sauer, wenn ich von euern ›Rächern Israels‹ höre.«

Josef, erschreckt durch die plötzliche Heftigkeit des sonst so ruhigen Herrn, erwiderte doppelt bescheiden, die Befreiung der drei Unschuldigen sei eine rein ethische Angelegenheit, die mit Humanität zu tun habe, nicht mit Politik. »Wir wollen nicht mit politischen Argumenten wirken«, sagte er, »auch nicht mit juristischen. Wir wissen, nur durch persönliche Beziehungen bei Hof ist etwas auszurichten«, und er schaute demütig bittend auf Claudius Regin. »Sind denn Ihre drei Unschuldigen wenigstens wirklich unschuldig?« fragte der schließlich zwinkernd. Josef kam sogleich mit leidenschaftlichen Beteuerungen, die drei seien, als die Unruhen ausbrachen, an einem andern Ende der Stadt gewesen. Doch Claudius unterbrach, das wollte er nicht wissen. Wissen wollte er, welcher politischen Partei die drei angehört hatten. »Haben sie in der Blauen Halle gesprochen?« fragte er. Die Blaue Halle war der Versammlungsraum der »Rächer Israels«. »Das wohl«, mußte Josef zugeben. »Sehen Sie«, sagte Claudius Regin, und damit war für ihn die Sache augenscheinlich abgetan.

Justus von Tiberias schaute auf das schöne, heftige, begehrliche Gesicht Josefs. Der hatte eine offenbare Niederlage erlitten, und Justus gönnte sie ihm. Abgestoßen und angezogen betrachtete er seinen jungen Kollegen. Der wollte das gleiche sein wie er, ein großer Schriftsteller und von politischem Einfluß. Er hatte die gleichen Mittel, den gleichen Weg, die gleichen Ziele. Das hochfahrende Rom war reif für die ältere Kultur des Ostens, wie es hundertfünfzig Jahre zuvor reif gewesen war für die Kultur der Griechen. Daß es von innen her durch diese Kultur des Ostens aufgelockert werde, daran mitzuarbeiten, das reizte, das war ein herrlicher Beruf. Dies witternd, war er vor drei Jahren nach Rom gekommen, wie jetzt dieser Josef. Aber er, Justus, hatte es leichter und schwerer. Er hatte das reinere Wollen, die schärfere Begabung. Allein er war zu anspruchsvoll in seinen Mitteln, zu heikel. Er hatte tief hineingeschaut in den politischen und literarischen Betrieb der Hauptstadt, ihn ekelte vor den Kompromissen, den billigen Effekten. Dieser Josef war offenbar weniger wählerisch. Er scheute nicht vor den plumpsten Mitteln zurück, er wollte hinauf unter allen Umständen, er schauspielerte, schmeichelte, paktierte, daß es für den Kenner eine Lust war, solche Hemmungslosigkeit mit anzusehen. Sein eigenes Judentum ist geistiger als das des Josef, es wird Zusammenstöße geben. Es wird ein harter Wettlauf sein, es wird nicht immer leicht sein, fair zu bleiben: aber er wird fair bleiben. Er wird dem andern jede Chance geben, die ihm zukommt.

»Ich würde Ihnen raten, Josef Ben Matthias«, sagte er, »sich an den Schauspieler Demetrius Liban zu wenden.« Und wieder schauten alle auf den gelbgesichtigen jungen Herrn. Wieso waren die andern nicht auf diese Idee gekommen? Demetrius Liban, der populärste Komiker der Hauptstadt, verhätschelter Liebling des Hofs, ein Jude, der sein Judentum bei jedem Anlaß betonte, ja, das war der rechte Mann für Josefs Sache. Die Kaiserin sah ihn gern, lud ihn allwöchentlich ein zu ihren Gesellschaften. Beide stimmten zu: Demetrius Liban war die richtige Adresse für Josef.

Eine kleine Weile später trennte man sich. Josef ging hinauf in sein Zimmer. Er schlief bald ein, sehr befriedigt. Justus von Tiberias ging allein nach Haus, beschwerlich durch die dunkle Nacht. Er lächelte; der Gemeindepräsident Cajus Barzaarone hatte es nicht einmal für der Mühe wert gehalten, ihm einen Fackelträger mitzugeben.

Sehr bald nach Tagesanbruch stellte sich Josef, begleitet von einem Leibeigenen des Gemeindepräsidenten Cajus Barzaarone, am Tibur-Tor ein, wo ihn ein Fuhrknecht der Handelsgesellschaft für Überlandverkehr erwartete. Der Wagen war klein, zweirädrig, ziemlich eng und unbequem. Es regnete. Der mürrische Fuhrknecht veranschlagte die Dauer der Fahrt auf etwa drei Stunden. Josef fröstelte. Der Leibeigene, den ihm Cajus vor allem als Dolmetscher mitgegeben hatte, zeigte sich wenig redselig, döste bald ein. Josef hüllte sich fester in seinen Mantel. In Judäa könnte er es jetzt noch schön warm haben. Trotzdem, es ist besser, daß er hier ist. Diesmal muß es gut hinausgehen, er glaubt an sein Glück.

Die Juden hier in Rom bringen seine drei Unschuldigen immer in Zusammenhang mit der Politik der »Rächer Israels«, mit der Sache Cäsarea. Gewiß, es ist von Bedeutung für das ganze Land, ob man die Juden durch Schiebung ihrer Herrschaft in der Stadt Cäsarea berauben wird; aber er will nicht, daß man diese Frage mit seinen drei Unschuldigen verquickt. Er findet das zynisch. Ihm geht es nur um das ethische Prinzip. Den Gefangenen helfen, das ist eine der ersten sittlichen Forderungen jüdischer Lehre.

Wenn man ehrlich sein will, so ganz von ungefähr sind die drei Unschuldigen wahrscheinlich nicht in Cäsarea gewesen gerade zur Zeit der Wahlen. Von seinem Standpunkt aus hatte der damalige Gouverneur Anton Felix schon seine Gründe gehabt, die drei zu packen. Immerhin, er, Josef, hat keine Ursache, sich mit den Gründen des jetzt glücklicherweise abberufenen Gouverneurs zu befassen. Für ihn sind die drei unschuldig. Den Gefangenen helfen.

Der Wagen stößt. Die Straße ist verdammt schlecht. Sieh da, man ist bereits im Bereich der Ziegelei. Es ist eine graugelbliche Ödnis, ringsum Pfähle und Palisaden und dahinter nochmals Pfähle und Palisaden. Vor dem Tor schauen ihnen lungernde Wachsoldaten entgegen, mißtrauisch, neugierig, froh der Abwechslung. Der Leibeigene parlamentiert mit ihnen, zeigt die Ausweise vor. Josef steht unbehaglich daneben.

Sie werden zum Verwalter geführt, einen trüben, drückenden Weg. Ringsum ist dumpfer, monotoner Singsang; bei der Arbeit muß gesungen werden, das ist Vorschrift. Die Aufseher haben Knüppel und Knuten, sie schauen verwundert auf die Fremden.

Der Verwalter ist unangenehm erstaunt. Sonst wenn Besucher kommen, pflegt man ihn rechtzeitig zu benachrichtigen. Er wittert Kontrolle, Unannehmlichkeiten, versteht Josefs Latein nicht oder will es nicht verstehen, sein eigenes Griechisch ist schwach. Man muß, um sich zu verständigen, immerzu die Hilfe des Leibeigenen anrufen. Dann kommt ein Unterbeamter, flüstert mit dem Verwalter, und sofort ändert sich das Benehmen des Mannes. Er erklärt auch offen, warum. Um die Gesundheit der drei steht es nicht zum besten, er hat gefürchtet, man habe sie gleichwohl zur Arbeit geschickt, jetzt hat er erfahren, daß man sie humanerweise in der Zelle gelassen hat. Er freut sich, daß das so gut ging, taut auf, er versteht jetzt das Latein des Josef viel besser, auch sein eigenes Griechisch wird besser, er wird gesprächig.