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Kein Augustisch Alter blühte, Keines Medicäers Güte Lächelte der deutschen Kunst; Sie ward nicht gepflegt vom Ruhme, Sie entfaltete die Blume Nicht am Strahl der Fürstengunst. Von dem größten deutschen Sohne, Darum steigt in höherm Bogen, |
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»Ritter, treue Schwesterliebe »Widmet Euch dies Herz; »Fordert keine andre Liebe, »Denn es macht mir Schmerz. »Ruhig mag ich Euch erscheinen, »Ruhig mag ich sehn; »Eurer Augen stilles Weinen »Kann ich nicht verstehn.« Und er hört's mit stummem Harme, Große Thaten dort geschehen Und ein Jahr hat er's getragen, Und an ihres Schlosses Pforte Da verlässet er auf immer Und erbaut sich eine Hütte Blickte nach dem Kloster drüben, Und dann legt' er froh sich nieder, Bis die Liebliche sich zeigte, |
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Eine Parodie.
Endlich erblickt' ich auch die hohe Kraft des Herakles, Seinen Schatten. Er selbst, leider, war nicht mehr zu sehn. Ringsum schrie, wie Vögelgeschrei, das Geschrei der Tragöden Und das Hundegebell der Dramaturgen um ihn. Schauerlich stand das Ungethüm da. Gespannt war der Bogen, Und der Pfeil auf der Sehn' traf noch beständig das Herz. »Welche noch kühnere That, Unglücklicher, wagest du jetzo, Zu den Verstorbenen selbst niederzusteigen ins Grab!« – Wegen Tiresias' mußt' ich herab, den Seher zu fragen, Wo ich den alten Kothurn fände, der nicht mehr zu sehn. »Glauben sie nicht der Natur und den alten Griechen, so holst du Eine Dramaturgie ihnen vergeblich herauf.« – O, die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder, Splitternackend, daß man jegliche Rippe ihr zählt. »Wie? So ist wirklich bei euch der alte Kothurnus zu sehen, Den zu holen ich selbst stieg in des Tartarus Nacht?« – Nichts mehr von diesem tragischen Spuk. Kaum einmal im Jahre Geht dein geharnischter Geist über die Bretter hinweg. »Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert, Und vor dem heitern Humor fliehet der schwarze Affect.« Ja, ein derber und trockener Spaß, nichts geht uns darüber; Aber der Jammer auch, wenn er nur naß ist, gefällt. »Also sieht man bei euch den leichten Tanz der Thalia Neben dem ernsten Gang, welchen Melpomene geht?« Keines von Beiden! Uns kann nur das Christlich-Moralische rühren Und was recht populär, häuslich und bürgerlich ist. »Was? Es dürfte kein Cäsar auf euren Bühnen sich zeigen, Kein Achill, kein Orest, keine Andromacha mehr?« – Nichts! Man sieht bei uns nur Pfarrer, Commerzienräthe, Fähndriche, Secretärs oder Husarenmajors. »Aber, ich bitte dich, Freund, was kann denn dieser Misere Großes begegnen, was kann Großes denn durch sie geschehn?« – Was? Sie machen Kabale, sie leihen auf Pfänder, sie stecken Silberne Löffel ein, wagen den Pranger und mehr. »Woher nehmt ihr dann aber das große, gigantische Schicksal, Welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt?« – Das sind Grillen! Uns selbst und unsre guten Bekannten, Unsern Jammer und Noth suchen und finden wir hier. »Aber das habt ihr ja alles bequemer und besser zu Hause; Warum entfliehet ihr euch, wenn ihr euch selber nur sucht?« – Nimm's nicht übel, mein Heros, das ist ein verschiedener Casus: Das Geschick, das ist blind, und der Poet ist gerecht. »Also eure Natur, die erbärmlichste, trifft man auf euren Bühnen, die große nur nicht, nicht die unendliche an?« Der Poet ist der Wirth und der letzte Actus die Zeche; Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch. |
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Monument von unsrer Zeiten Schande, Ew'ge Schmachschrift deiner Mutterlande, Rousseaus Grab, gegrüßet seist du mir! Fried' und Ruh' den Trümmern deines Lebens! Fried' und Ruhe suchtest du vergebens, Fried' und Ruhe fandst du hier! Wann wird doch die alte Wunde narben? |
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Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein. |
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Das ist eben das wahre Geheimniß, das Allen vor Augen Liegt, euch ewig umgibt, aber von Keinem gesehn. |
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Theuer ist mir der Freund, doch auch den Feind kann ich nützen; Zeigt mir der Freund, was ich kann, lehrt mich der Feind, was ich soll. |
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Aus der schlechtesten Hand kann Wahrheit mächtig noch wirken; Bei dem Schönen allein macht das Gefäß den Gehalt. |
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Wer von euch ist der Sänger der Ilias? Weil's ihm so gut schmeckt, Ist hier von Heynen ein Pack Göttinger Würste für ihn – »Mir her! ich sang der Könige Zwist!« – »Ich die Schlacht bei den Schiffen!« – »Mir die Würste! ich sang, was auf dem Ida geschah!« – Friede! zerreißt mich nur nicht! Die Würste werden nicht reichen. Der sie schickte, er hat sich nur auf Einen versehn. |
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Sie konnte mir kein Wörtchen sagen, Zu viele Lauscher waren wach; Den Blick nur durft' ich schüchtern fragen, Und wohl verstand ich, was er sprach. Leis komm ich her in deine Stille, Du schön belaubtes Buchenzelt, Verbirg in deiner grünen Hülle Die Liebenden dem Aug der Welt! Von ferne mit verworrnem Sausen Daß ja die Menschen es nie hören, Leis auf den Zehen kommt's geschlichen, |
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Dich erwähl' ich zum Lehrer, zum Freund. Dein lebendiges Bilden Lehrt mich, dein lehrendes Wort rühret lebendig mein Herz. |
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Nimmer, das glaubt mir, erscheinen die Götter, Nimmer allein. Kaum daß ich Bacchus, den Lustigen, habe, Kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe, Phöbus, der Herrliche, findet sich ein. Sie nahen, sie kommen, die Himmlischen alle, Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle. Sagt, wie bewirth' ich, der Erdgeborne, Reich' ihm die Schale! Schenke dem Dichter, |
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Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun. |
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Was ich ohne dich wäre, ich weiß es nicht – aber mir grauet, Seh ich, was ohne dich Hundert' und Tausende sind. |
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Nicht aus meinem Nektar hast du dir Gottheit getrunken; Deine Götterkraft war's, die dir den Nektar errang. |
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Immer zerreißet den Kranz des Homer und zählet die Väter Des vollendeten ewigen Werks! Hat es doch eine Mutter nur und die Züge der Mutter, Deine unsterblichen Züge, Natur! |
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Zu Archimedes kam ein wißbegieriger Jüngling. »Weihe mich,« sprach er zu ihm, »ein in die göttliche Kunst, Die so herrliche Frucht dem Vaterlande getragen Und die Mauern der Stadt vor der Sambuca beschützt!« – »Göttlich nennst du die Kunst? Sie ist's,« versetzte der Weise; »Aber das war sie, mein Sohn, eh sie dem Staat noch gedient. Willst du nur Früchte von ihr, die kann auch die sterbliche zeugen; Wer um die Göttin freit, suche in ihr nicht das Weib. |
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So unermeßlich ist, so unendlich erhaben der Himmel! Aber der Kleinigkeitsgeist zog auch den Himmel herab. |
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»Nehmt hin die Welt!« rief Zeus von seinen Höhen Den Menschen zu. »Nehmt, sie soll euer sein! Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Lehen – Doch teilt euch brüderlich darein!« Da eilt', was Hände hat, sich einzurichten, Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen, Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen, »Weh mir! So soll denn ich allein von allen »Wenn du im Land der Träume dich verweilet«, Mein Auge hing an deinem Angesichte, »Was tun?« spricht Zeus, »die Welt ist weggegeben, |
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Lehrling Gut, daß ich euch, ihr Herrn, in pleno beisammen hier finde;Denn das Eine, was noth, treibt mich herunter zu euch. Aristoteles Gleich zur Sache, mein Freund! Wir halten die Jenaer Zeitung Hier in der Hölle und sind längst schon von Allem belehrt. Lehrling Desto besser! so gebt mir, ich geh' euch nicht eher vom Halse, Einen allgültigen Satz, und der auch allgemein gilt. Erster Cogito, ergo sum. Ich denke, und mithin so bin ich!Ist das Eine nur wahr, ist es das Andre gewiß. Lehrling Denk' ich, so bin ich. Wohl! Doch wer wird immer auch denken, Oft schon war ich, und hab' wirklich an gar nichts gedacht. Zweiter Weil es Dinge doch gibt, so gibt es ein Ding aller Dinge; In dem Ding aller Ding' schwimmen wir, wie wir so sind. Dritter Just das Gegentheil sprech' ich. Es gibt kein Ding als mich selber; Alles Andre, in mir steigt es als Blase nur auf. Vierter Zweierlei Dinge lass' ich passiren, die Welt und die Seele; Keins weiß vom andern, und doch deuten sie beide auf eins. Fünfter Von dem Ding weiß ich nichts und weiß auch nichts von der Seele; Beide erscheinen mir nur, aber sie sind doch kein Schein. Sechster Ich bin Ich und setze mich selbst, und setz' ich mich selber Als nicht gesetzt, nun gut, hab' ich ein Nicht-Ich gesetzt. Siebenter Vorstellung wenigstens ist! Ein Vorgestelltes ist also; Ein Vorstellendes auch, macht mit der Vorstellung Drei Lehrling Damit lock' ich, ihr Herrn, noch keinen Hund aus dem Ofen. Einen erklecklichen Satz will ich, und der auch was setzt! Achter Auf theoretischem Feld ist weiter nichts mehr zu finden; Aber der praktische Satz gilt doch: du kannst, denn du sollst! Lehrling Dacht' ich's doch! Wissen sie nichts Vernünftiges mehr zu erwiedern, Schieben sie's einem geschwind in das Gewissen hinein. David Hume Rede nicht mit dem Volk! Der Kant hat sie alle verwirret. Mich frag', ich bin mir selbst auch in der Hölle noch gleich. Rechtsfrage Jahre lang schon bedien' ich mich meiner Nase zum Riechen; Hab' ich denn wirklich an sie auch ein erweisliches Recht? Puffendorf Ein bedenklicher Fall! Doch die erste Possession scheint Für dich zu sprechen, und so brauche sie immerhin fort! Gewissensscrupel Gerne dien' ich den Freunden, doch thu' ich es leider mit Neigung, Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin. Entscheidung Da ist kein anderer Rath, du mußt suchen, sie zu verachten, Und mit Abscheu alsdann thun, wie die Pflicht dir gebeut. |
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Über Ströme hast du gesetzt und Meere durchschwommen, Über der Alpen Gebirg trug dich der schwindlichte Steg, Mich in der Nähe zu schaun und meine Schöne zu preisen, Die der begeisterte Ruf rühmt durch die staunende Welt; Und nun stehst du vor mir, du darfst mich Heil'ge berühren, Aber bist du mir jetzt näher, und bin ich es dir? |
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Treuer alter Homer, dir vertrau' ich das zarte Geheimniß; Um der Liebenden Glück wisse der Sänger allein. |
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Seht ihr dort die altergrauen Schlösser sich entgegenschauen, Leuchtend in der Sonne Gold, Wo der Hellespont die Wellen Brausend durch der Dardanellen Hohe Felsenpforte rollt? Hört ihr jene Brandung stürmen, Die sich an den Felsen bricht? Asien riß sie von Europen; Doch die Liebe schreckt sie nicht. Heros und Leanders Herzen Dort auf Sesto's Felsenthurme, Aus des Labyrinthes Pfaden Auch durch des Gewässers Fluthen Und in weichen Liebesarmen Und so flohen dreißig Sonnen Hesper und Aurora zogen Und es gleichte schon die Wage Lustige Delphinenschaaren Und sie freute sich des schönen »In den öden Felsenmauern »Denn auch dich, den Gott der Wogen, »Eine Göttin mit dem Gotte, Und schon dunkelten die Fluthen, Auf des Pontus weite Fläche »Wehe, weh mir!« ruft die Arme »Ach, gewiß, der Unverzagte »Falscher Pontus, deine Stille Und es wächst des Sturmes Toben, Und sie fleht zu Aphrodite, »Höre meinen Ruf erschallen, Und die wilden Winde schweigen, Ja, er ist's, der auch entseelet »Ich erkenn' euch, ernste Mächte! Und mit fliegendem Gewande |
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Andromache. Will sich Hektor ewig von mir wenden, Wo Achill mit den unnahbarn Händen Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt? Wer wird künftig deinen Kleinen lehren Speere werfen und die Götter ehren, Wenn der finstre Orkus dich verschlingt? Hektor. Theures Weib, gebiete deinen Thränen! Nach der Feldschlacht ist mein feurig Sehnen, Diese Arme schützen Pergamus. Kämpfend für den heil'gen Herd der Götter Fall' ich, und des Vaterlandes Retter Steig' ich nieder zu dem styg'schen Fluß. Andromache. Nimmer lausch' ich deiner Waffen Schalle, Müßig liegt dein Eisen in der Halle, Priams großer Heldenstamm verdirbt. Du wirst hingehn, wo kein Tag mehr scheinet, Der Cocytus durch die Wüsten weinet, Deine Liebe in dem Lethe stirbt. Hektor. All mein Sehnen will ich, all mein Denken In des Lethe stillen Strom versenken, Aber meine Liebe nicht. Horch! der Wilde tobt schon an den Mauern, Gürte mir das Schwert um, laß das Trauern! Hektors Liebe stirbt im Lethe nicht. |
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Da ihr noch die schöne Welt regieret, An der Freude leichtem Gängelband Glücklichere Menschenalter führtet, Schöne Wesen aus dem Fabelland! Ach, da euer Wonnedienst noch glänzte, Wie ganz anders, anders war es da! Da man deine Tempel noch bekränzte, Venus Amathusia! Da der Dichtung malerische Hülle Wo jetzt nur, wie unsre Weisen sagen, Jener Lorbeer wand sich einst um Hilfe, Zu Deukalions Geschlechte stiegen Betend an der Grazien Altären Himmlisch und unsterblich war das Feuer, Werther war von eines Gottes Güte, Liebenswerther malte sich die Jugend, Das Evoe muntrer Thyrsusschwinger Höher war der Gabe Werth gestiegen, Eure Tempel lachten gleich Palästen, Seiner Güter schenkte man das beste, Damals trat kein gräßliches Gerippe Nach der Geister schrecklichen Gesetzen Seine Freuden traf der frohe Schatten Aber ohne Wiederkehr verloren Höhre Preise stärkten da den Ringer Schöne Welt, wo bist du? – Kehre wieder, Alle jene Blüthen sind gefallen Unbewußt der Freuden, die sie schenket, Morgen wieder neu sich zu entbinden, Freundlos, ohne Bruder, ohne Gleichen, Bürger des Olymps konnt' ich erreichen, Dessen Strahlen mich darnieder schlagen, |
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